LBM 2014: Wie der Tannhäuser zum Sängerkrieg kam

Stand die Leipziger Buchmesse 2013 noch ganz im Zeichen des 200. Geburtstags Richard Wagners mit vielen neuen Titeln (wir berichteten), so sah die Messe in diesem Jahr sowohl für Wagner- als auch für Ludwig-Interessierte etwas mager aus.

Mit 237.000 Besuchern, davon 175.000 Besucher auf dem Leipziger Messegelände, hatte die Buchmesse, die sich im Gegensatz zur Buchmesse in Frankfurt am Main als Publikumsmesse mehr an die Leser wendet, wieder einen großartigen Rekord gebrochen. Beim Jahresauftakt der Buchbranche präsentierten sich 2.194 Aussteller aus 42 Ländern. Über 3.200 Veranstaltungen an 410 Leseorten boten die Vielfalt der Literatur.

Die Verlage, die sich mit König Ludwig II. von Bayern beschäftigen, hatten in diesem Jahr – wenn überhaupt – nur einige Restbestände und Dauerbrenner dabei. Selbst das Rosenheimer Verlagshaus, das sonst mit eigenen Lesungen und sogar eine Fotoausstellung präsent ist, hatte nur ein paar Ludwig-Bücher dabei.

Einen Nachzügler zu unseren beiden „Helden“ haben wir dann aber doch gefunden, die wir hier kurz vorstellen möchten:

“Wie der Tannhäuser zum Sängerkrieg kam“ – Eine Begleitschrift zur Sonderausstellung anlässlich des 200. Geburtstags Richard Wagners vom 18.05.2013 bis 31.03.2014 auf der Wartburg.

In dem von der Wartburg-Stiftung herausgegebenen Buch, das im Juni 2013 erschienen ist, schreiben acht Autoren über die Wartburg im Bild der Literatur allgemein und natürlich über den „Originalschauplatz“ von Wagners Oper. Ausführlich schildern sie, wie die Personen aus Wagners Oper „Tannhäuser“ und das Wettsingen selbst nur mit sehr viel Fantasie dem realen Ort zugeschrieben wurden. Ebenso lehrreich wie unterhaltsam erfährt der Leser in dem reich bebilderten Buch mehr über die Hintergründe und Zusammenhänge des realen Ortes mit dem Mythos.

Die Kunsthistorikerin Grit Jacobs berichtet in ihrem Kapitel „‚Propaganda für die Zukunftsmusik‘ – die Wartburg als Ort und Bühne von Wagners Tannhäuser“ über den Besuch Ludwigs auf der Burg im Jahre 1867 und seinen Eindrücken sowie über deren Einflüsse beim Bau von Neuschwanstein: „Die Anregungen, die die Wartburg für Schloss Neuschwanstein lieferte, sind bis heute unübersehbar. Sie erweisen sich am deutlichsten im Sängersaal, in dem die Trapezform der Decke des großen Festsaals der Wartburg mit seiner vorgelagerten Galerie, die formalen Grundsätze der von Michael Welter ausgeführten Malereien mit den reichen Ornamenten und Vergoldungen, zahlreiche Details, wie die geschnitzten Binderfiguren und Bänke übernommen wurden.“ Richard Wagner, der zwar nie auf Neuschwanstein, dafür aber dreimal auf der Wartburg war, hat die Wiederherstellung und Ausstattung der Burg im Geiste des Mittelalters – bei der umfangreichen Renovierung der Wartburg im 19. Jahrhundert nach Jacobs Eindrücken „eher befremdet“.

Leider beschränkt sich die Autorin aber nur auf diese eine Übereinstimmung und schildert nicht weitere Bezüge, die die Wartburg und auch der Tannhäuser auf den bayerischen König und sein Neuschwanstein hatten. Ganz ausgeklammert ist so zum Beispiel das Bildprogramm im Arbeitszimmer, das ganz dem Tannhäuser gewidmet ist, oder dem Speisezimmer, das ebenfalls Motive der Wartburg und des Sängerkriegs aufgenommen hat.

Wer mehr über die Wartburg und seine Geschichte sowie die Oper und ihre Interpretationen erfahren möchte, ist mit diesem Buch gut beraten.

Weitere Informationen zur Ausstellung finden Sie hier: http://www.eisenach.de/Richard-Wagner.3696.0.html

Die Husum Druck- und Verlagsgesellschaft, die inzwischen mehrere Verlage unter einem Dach vereint, hatte zwar einen frischen Katalog und zwei Bändchen über Ludwig dabei, konnte aber leider auch nicht mit einem genauen Erscheinungstermin des erwarteten Buches von Alfons Schweiggert zur demnächst beginnende Ausstellung über Bernard von Gudden nicht wirklich dienen. Die beiden aktuellen Bücher von ihm (eines davon wieder in Kooperation mit Erich Adami) werden – nach Erscheinen – natürlich wieder hier besprochen.

Im nächsten Jahr findet die Buchmesse in Leipzig vom 12. bis 15. März 2015 wieder statt.

Alfons Schweiggert: Weihnachten mit König Ludwig II.

Der 1947 geborene Autor Alfons Schweiggert ist eine ausgewiesene Koryphäe auf dem Gebiet der (bayerischen) Geschichte allgemein und des bayerischen Königs Ludwig II. im Speziellen. Allein Amazon listet von ihm derzeit 288 verfügbare Titel; sein erstes Buch veröffentlichte er 1971.

Aus diesem Fundus an Wissen und Quellen hat er – passend zur Weihnachtszeit – sein neuestes Werk zusammengestellt: „Weihnachten mit König Ludwig II.“.

Das Thema ist vielleicht ein wenig kitschig, die Überschriften sind in Schreibschrift gehalten und die zahlreichen Fotos in Sepia abgebildet.

In zehn Kapiteln führen die kurzweiligen Anekdoten von den ersten Weihnachtsfeiern des kleinen Prinzen (1847) bis zum letzten Silvester (1885). Darin erfährt der Leser nicht nur mehr über die Feste zum Jahresende im Kreise der Familie und deren Bedeutung für Ludwig, sondern – ganz nebenbei – auch vieles über die Kultur des Festes in Bayern.

Die Weihnachtskrippe, wie wir sie heute kennen, war lange Zeit verboten! Sie galten als „Relikte einer von abergläubischen Tendenzen bestimmten und äußerst fragwürdigen Volksfrömmigkeit. Deshalb fielen sie staatlichen, aber auch kirchlichen Verboten zum Opfer“ (S. 31). Von der katholischen Kirche wurde auch das Aufstellen so genannter Christbäume „als heidnisches Symbol abgelehnt“ (S. 35). Die Sternsängerei war sogar von der Polizei streng verboten.

Ludwig dagegen liebte Krippen und Christbäume, so dass Schweiggert dem Thema ein ganzes Kapitel widmet. Er bezeichnet ihn mal als „Vater“, mal als „Paten“ der Christbäume in Bayern; gleichzeitig schreibt er aber, dass diese Tradition durchaus schon vorher (1816/1847) bestand. Ludwig hat „seine Weihnachten“ eher still und im engeren Kreise gefeiert, so dass nicht ganz deutlich wird, wie er damit zum „Trendsetter“ werden konnte.

Die königliche Familie hat später für jeden einen eigenen Christbaum aufgestellt, unter dem dann jeder seine Geschenke fand. Schweiggert berichtet von den Geschenken, die Ludwig bekam, auch und vor allem aber, was Ludwig an andere verschenkte. Ludwig war ein freudiger Schenker, der sich stets sehr viele Gedanken um die Präsente machte. Nach heutiger Kaufkraft soll Ludwig knapp drei Millionen Euro für Weihnachtsgeschenke ausgegeben haben (S. 28).

Die Quellen zu den Ereignissen werden meist mit angegeben – oft wird auch aus Romanen (manche zu Recht mit einigen Zweifeln an der Wahrhaftigkeit) zitiert. Eine sehr schöne solche Anekdote ist z. B. der Besuch in einer Mitternachtsmesse, die Ludwig unerkannt besucht haben soll. Zu den sehr schönen Abbildungen gibt es keine Quellenangaben, einige sehr gelungene Collagen könnten daher von Schweiggert selbst stammen.

Eine besonders schöne Geschichte erzählt von einer (ungenannt bleibenden) Familie, die jedes Jahr ihr Fest ganz im Sinne des ehemaligen Königs feiert (S. 79 ff.). Sie hält bis heute die Tradition aufrecht, auch Bedürftigen zu schenken, so wie auch für Ludwig „Weihnachten ein Fest der Armen“ (S. 68) war.

Insgesamt bietet das kleine Büchlein ein schönes Mosaiksteinchen für Leser, die sich für die Tradition der Jahresendfeste interessieren, die etwas mehr darüber erfahren möchten, welche Bedeutung es für Ludwig von klein auf hatte und wie er diese Feste feierte. (MF)

Alfons Schweiggert
„Weihnachten mit König Ludwig II.“
Verlagsgruppe Husum, 2013
112 Seiten, Euro 6,95
ISBN 978-3-89876-706-4

Die Ducks in Deutschland – Ludwig auf dem Oktoberfest

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Vor einiger Zeit hatten wir unseren Lesern das Sonderheft „Die Ducks in Deutschland“ aus dem Ehapa-Verlag vorgestellt.

 

 

In einer der Geschichten besucht König Ludwig II. von Bayern (bzw. ein Darsteller) das Oktoberfest, als die Ducks in München sind. Wir fragten, wie oft der wirkliche König Ludwig dort war.

 

 

König Ludwig II. besuchte während seiner Regierungzeit 1864-86 mindestens fünf Oktoberfeste in München; die Quelle und weitere Informationen zum Fest und seinen prominenten Besuchern finden Sie hier.

 

 

Unter den zahlreichen Einsendern hat Frau Marga G. aus Köln ein Exemplar des Buches gewonnen.

Wir gratulieren ganz herzlich und wünschen viel Spaß bei der Lektüre!

Ludwig bei den „Ducks in Deutschland“

„Wo ist der Schatz der Gräfin Tusnelda von Tarn und Tuxis?“ – dies ist die alles bewegende Frage, die die beiden Entenhausener Milliardäre Dagobert Duck und Klaas Klever als Wettstreit in Deutschland lösen wollen.

Dazu besuchen die fiktiven Figuren (Dagobert mit seinem Neffen Donald und den Großneffen Tick, Trick und Track) acht Städte und Regionen in Deutschland. Die Reise beginnt und endet in der Hauptstadt Berlin und führt über Hamburg, das Ruhrgebiet, München, Frankfurt am Main, Köln und St050913_1254_Ludwigbeide2.jpguttgart.

Die Örtlichkeiten und Personen (darunter reale Personen, wie Bundeskanzlerin Angela Merkel, die Bürgermeister Christian Ude und Klaus Wowereit, Boris Becker, Harald Schmidt und auch der Zeichner selbst) sind natürlich teilweise klischeehaft überzeichnet. Die Texte sind zum Teil gewöhnungsbedürftig, aber auch witzig; z. B. sind die Ducks auch mit dem Zug unterwegs – auf die Frage, warum der Zug stehenbleibt, erhalten sie als Antwort: „Gewöhnen Sie sich dran, das ist in Deutschland bei der Bahn nun mal so“…

Dennoch ist es eine schöne Abendunterhaltung, mit den örtlichen Highlights, wie dem Brandenburger Tor, Reichstag, der Zitadelle in Spandau, dem Hamburger Hauptbahnhof, der Reeperbahn, der Zeche Oberhausen, dem Münchener Rathaus und natürlich dem Oktoberfest. Hier treffen die Ducks auch auf König Ludwig II. – „bei uns is der Kunde König“.

Welchen Schatz sie nun genau wo finden, wollen wir an dieser Stelle natürlich nicht verraten.

Die von dem einzigen deutschen Duck-Zeichner Jan Gulbransson (*1949 in München) erstellten Comics erschienen 2012 in einer achtteiligen Serie in dem Jugendmagazin „Micky Maus“ und sind jetzt als Softcover und gebunden erhältlich.

Der Band „Die Ducks in Deutschland“ vom Egmont Ehapa Verlag enthält neben den acht Geschichten je eine Seite als Ausgabe des Enten-Kurier mit passenden Geschichten in Form von Zeitungsartikeln und ein Interview mit dem Künstler. Die „1“ auf dem Cover deutet wohl auf eine Serie hin, bei der die Ducks entweder in anderen Ländern unterwegs sein werden oder aber in Deutschland noch andere Abenteuer erleben werden. Wir dürfen gespannt sein…

Ludwigiana verlost ein Exemplar der Softcover-Ausgabe unter den Einsendern, die folgende Frage richtig beantworten können (bitte Namen und Adresse mit angeben):
König Ludwig II. war ja bekanntermaßen eher menschenscheu und war ungerne Gast auf öffentlichen Veranstaltungen. In seiner Regierungszeit (1864-1886) gab es 16 Oktoberfeste – wie viele besuchte er?
Teilnahme per eMail an verlosung@ludwigiana.de bis zum 19.05.2013 – der Rechtsweg ist ausgeschlossen.

(Alle Abbildungen: © Disney)

Schlösserland Bayern

STMF_Schlösserland BayernPünktlich zum diesjährigen „Saisonstart“ hat das Bayerische Staatsministerium der Finanzen (StMF) ein fast 250 Seiten starkes Büchlein herausgebracht, in dem „prachtvolle Schätze aus vielen Jahrhunderten der Kunst-, Kultur- und Architekturgeschichte des Freistaats“ präsentiert werden.

Vorgestellt werden 53 Sehenswürdigkeiten aus Unter-, Ober- und Mittelfranken, Schwaben, Ober- und Niederbayern sowie 16 Seen.

Enthalten sind bekannte Schlösser, wie die Residenz Würzburg, Veste Coburg, Kaiserburg Nürnberg, der Englische Garten und die Befreiungshalle Kelheim, ebenso wie etwas weniger bekannte, aber absolut besuchenswerte Schlösser, wie Veitshöchheim, Plassenburg Kulmbach oder die Willibaldsburg in Eichstätt.

Zum Thema Ludwig II. von Bayern finden sich Orte, wie Bayreuth (Neues Schloss und Hofgarten, Markgräfliches Opernhaus, Altes Schloss und Hofgarten Eremitage), Neuschwanstein, Nymphenburg, Residenz München, Linderhof, Königshaus am Schachen, Neues Schloss Herrenchiemsee und die Burg Trausnitz.

Jedes Objekt ist mit zahlreichen Bildern vorgestellt und bietet zum Abschluss jeweils die Kontaktdaten der zuständigen Verwaltung, Internet-Adresse, Führungszeiten und weitergehende Informationen, wie Angebote für Gehbehinderte oder Anreisemöglichkeiten mit dem öffentlichen Nahverkehr.

Die Autoren laden damit ein „zum Flanieren, Anschauen, Lernen und Genießen“ – eine „Entdeckungsreise durch Bayerns Geschichte“.

Das Buch (Stand: März 2013) ist erhältlich direkt beim Bayerischen Staatsministerium der Finanzen.

Buchbesprechungen und Rezensionen

In unregelmässigen Abständen veröffentlichen wir Besprechungen/Rezensionen zu Büchern und anderen Medien (CD, DVD, BluRay, MC usw.); dies sind in der Regel aktuelle Neuerscheinungen, es kann sich aber auch um ältere Veröffentlichungen oder gar Klassiker handeln.

Die Artikel finden Sie bei der Veröffentlichung auf der Startseite; zusätzlich sind diese aber auch zu allen Erwähnungen des Buchtitels verlinkt.

Sie finden auf der Literatur-Seite unseres Portals alle uns bisher bekannten Titel zum Thema König Ludwig II. von Bayern, gruppiert nach Themen, wie Biografie, Reise, Kinder- und Jugenbücher usw.

Am schnellsten kommen Sie zu einem Ergebnis, wenn Sie oben rechts (im dunkelblauen Titelfeld) den Autor oder Buchtitel in das Suchfeld eingeben. Die darauf folgende Seite zeigt Ihnen alle Fundstellen als Link zu der jeweiligen Seite, auf der das Stichwort vorortet wurde.

Darüber hinaus können Sie sowohl in den Kategorien als auch in den „Tags“ nach den Begriffen suchen (Buchbesprechungen, Besprechung, Rezension usw.).

Alle Buchbesprechungen dieser Kategorie finden Sie z. B. hier.

Buchbesprechung: Mein Schloss Neuschwanstein

Andreas Ganther
„Mein Schloss Neuschwanstein – Bachems Wimmelbilder“
J. P. Bachem Verlag, Köln 2012
ISBN 978-3-7616-2615-3
Preis: 14,95 EUR

 

In dem für Wimmelbücher üblichen großen Format (37,6 x 26,8 cm) hat der 1966 geborene, diplomierte Grafik-Designer Andreas Ganther aus Köln ein neues Bilderbuch illustriert. Nach dem „Kölner Dom“ und dem „romantischen Rhein“ führt er die jungen Leser nun nach Schloss Neuschwanstein.

 

Auf fünf Doppelseiten wimmelt es nur so von Szenen, die entdeckt werden wollen; detailreich sind die vielen bunten, zum Teil überraschenden Bilder gezeichnet.

 

Verschiedene Geschichten hat der Storyboardzeichner gekonnt ineinander verwoben, so dass sich aus dem scheinbaren Durcheinander viele Abenteuer entdecken und erzählen lassen. Neben dem König (der „überall seine Socken liegen gelassen hat“), Kaiserin Sissi und Richard Wagner als Protagonisten finden sich zahlreiche Tiere, wie das bayerische Wappentier, den Löwen, und natürlich Schwäne.

 

Im ersten Bild ist der Bau des Schlosses thematisiert, in dem Alltagsszenen der Handwerker dargestellt sind. Der Bauplatz wird durch Sprengung vorbereitet, Ludwig zeigt dem Bauleiter seine Wünsche und die Maurer bauen angestrengt. Der Ritter steht mit dem Löwen bereit, um alsbald auf dem Dach des Pallas‘ platziert zu werden, die Tiere wimmeln vergnügt durchs ganze Bild. Auch Sissi wirft im Muschelkahn einen Blick auf die Baustelle.

 

Auf den nächsten Seiten beginnt bereits der Besucherstrom, dem Ludwig freudig aus seiner schwebenden Gondel zuwinkt. Hier und da ist noch ein Bauarbeiter am Werk, Ludwigs Thron steht aber schon auf seinem Platz (sic!). Wagner, der das Schloss ja nie betreten hat, lässt sich vom herrlichen Ausblick inspirieren und Sissi wartet mit dem Essen… Im Sängersaal wird heiter musiziert und selbst die Sagen-Figuren tanzen mit. Rapunzel lässt ihr Haar vom Turm herab und Siegfried fliegt auf dem Drachen herbei, während die Touristenbusse immer neue Besucher bringen, die auf dem Rastplatz eine zünftige Brotzeit einnehmen.

 

In vielen Szenen sind auch tatsächliche Begebenheiten und echte Abbildungen eingebaut, was zeigt, dass der Zeichner sich viel Mühe mit den Hintergründen gegeben hat.

 

Dass Ludwig, der die Einsamkeit liebte, so viel Betrieb in seinem Schloss gern gesehen hätte, darf natürlich bezweifelt werden. Das Wimmelbuch (für Kinder im Alter ab zwei Jahren) regt aber auf jeden Fall einen Austausch zwischen Erwachsenen und Kindern an. Man kann mit den Kindern wahlweise die Königssocken oder den Drachen suchen. Vor oder nach einem Besuch des Schlosses (natürlich auch unabhängig davon) finden sich Geschichten und Informationen, auf die man sicher später aufbauen und den jungen Leser zu weiterführender Literatur lenken kann.

 

Weitere Kinder- und Jugendbücher zum Thema finden Sie hier.

Berlin, 23.02.2013
Michael Fuchs.

Buchbesprechung: Kleines ABC der Königsschlösser Ludwigs II.


Alfons Schweiggert und Erich Adami
„Kleines ABC der Königsschlösser Ludwigs II.“
Husum Druck- und Verlagsgesellschaft mbH u. Co.KG, Husum 2012
ISBN 978-3-89876-599-2
Preis: 11,95 EUR

Nach dem überaus gelungenen und tiefgründigen Auftakt mit ihrem Buch „König Ludwig II: Seine triumphale Reise durch Franken“ (vgl. Besprechung) hat das Autorenduo Alfons Schweiggert und Erich Adami wieder zugeschlagen und ein kleines Nachschlagewerk der Königsschlösser Ludwig II. veröffentlicht.

Von A, wie „Allerheiligen-Hofkirche in München“, bis W, wie „Wintergarten der Residenz München“, findet der Leser eine schöne Übersicht einiger Bauwerke und zweier Architekten (Julius Hofmann und Georg von Dollmann). Die Lageskizze am Ende des Buches erleichtert die geographische Ortung, wobei nicht alle Orte aus dem Text auf der Karte bzw. nicht alle im Text erwähnte Orte auf der Karte verzeichnet sind.

Manche Stichworte sind unter etwas ungewöhnlichen Namen verzeichnet, so findet man den Hofzug nicht unter „H“, sondern unter „Schloss auf Rädern“; Nürnberg wiederum findet man unter „Kaiserburg“… Wenn man das Buch aber durchblättert und genießt, stört dies nicht weiter.

Schade, dass man so wenig aus der „Frankenreise“ findet, hatten die Autoren doch in ihrem ersten Buch so viele authentische Orte gefunden, die zumindest unter selbigem Stichwort der Erwähnung Wert gewesen wären. So bleibt dem Leser nur, das erste Buch – sofern noch nicht geschehen – zur Ergänzung hinzuzuziehen.

Das reich bebilderte Werk zeigt herrliche Fotos der heutigen Situation, die oft zum Vergleich mit früheren Abbildungen ergänzt werden. Die Texte sind gewohnt ausführlich und – wie es sich für ein Lexikon gehört – mit Querverweisen zu anderen Artikeln und mit Zitaten unterfüttert. Viele in Angriff genommene Projekte sind ebenso der Vollständigkeit halber mit aufgeführt, wie ehemalige, heute nicht mehr vorhandene Objekte.

Das Buch ist durch seine abwechslungsreiche Zusammenstellung leicht zu lesen und als kleines Handbuch empfehlenswert; die Artikel sind nicht inhaltlich, sondern eben – ABC – alphabetisch geordnet. Durch das kleine Format und den niedrigen Preis lohnt sich die Anschaffung ganz besonders für den kleinen Genuß zwischendurch.

Man darf gespannt sein, welche weiteren Publikationen den Leser noch erwarten!

Berlin, 06.08.2012/mf

Burgen und Ruinen im Allgäu

Dieter Buck
„Burgen und Ruinen im Allgäu – 33 Ausflüge auf den Spuren der Ritter“
Konrad Theiss Verlag GmbH, Stuttgart 2002
ISBN 3-8062-1602-9
Preis: 7,95 EUR

Den dritten Band ihrer Buchreihe – nach der Schwäbischen Alb und dem nördlichen Schwarzwald – haben Autor und Verlag den Burgen und Ruinen im Allgäu gewidmet.

Der 1953 geborene Dieter Buck veröffentlicht regelmäßig Wander- und Radtourentipps in verschiedenen Zeitungen und Magazinen und hat bereits diverse Reisebegleiter zu Baden-Württemberg und Österreich veröffentlicht. Er hat als Fotograf alle seine Bücher und Artikel selbst illustriert.

So findet man auch hier jeden der 33 Ausflüge ein Foto des jeweiligen Objekts und eine sehr detaillierte Umgebungskarte.

Vorab findet der Leser aber den sehr schön geschriebenen Einführungstext „Vom Leben auf den Burgen“, der von der Zeit des Burgenbaus bis zum großen Burgensterben, aber – viel wichtiger – vom Burgenbau, der Ausstattung und den Bestandteilen berichtet.

Der Text ist recht einfach, aber nicht zu simpel geschrieben – wer also schon Vorkenntnisse hat, findet diese bestätigt; vor allem junge Leser oder eben Wanderer, die einmal ihren Wander-Besuch den Burgen im Allgäu widmen möchten, finden hier einen schönen Einstieg.

Buck erzählt von der mittelalterlichen Gesellschaft, die die Burgen einst bevölkerte, vom Feudalismus als herrschendes Gesellschafssystem und der Kleidung der Bewohner und der Einrichtung, in der man die Kleider aufbewahrte. Auch der Alltag in einer Burg, die alljährliche (oft spärliche) Speisekarte und die Abwechslung, die z. B. fahrende Händler und Gauckler boten. Sehr schön ist, dass der Autor mit einigen Vorurteilen oder inzwischen widerlegter Forschungsmeinung aufräumt; so berichtigt er zum Bergfried als Rückzugsort bei einer Erstürmung: „die heutige Burgenforschung sagt jedoch, dass die Bergfriede als Status- und Rechtssymbol, als Tresor und Auslug gedient haben und wohl nicht zu verteidigen gewesen wären.“

Die Burgen selbst werden dann auf jeweils zwei bis vier Seiten vorgestellt; neben dem bereits erwähnten Foto und der Karte findet man Toureninfos: Länge der Strecke, Höhenunterschiede, Erreichbarkeit, Einkehr- und Auskunftsmöglichkeiten.

Jede Tour beginnt mit einem Wegverlauf, der auch variieren kann. Es folgt dann die Geschichte zum jeweiligen Objekt, wobei der Text sehr schön auf die eingangs erwähnte Einführung aufbaut. Sofern es eine Sage oder einen Mythos zu einer Burg gibt, wird diese abschließend vorgestellt.

Einige Informationen sollten vor Wanderungsbeginn noch einmal vor Ort geprüft werden, da sie veraltet sein und Wege zum Ziel geändert worden sein könnten. Die Ruinen selbst – die Burgen im Allgäu sind leider meist schon verfallen – werden hoffentlich nicht mehr verändert, sondern eher noch erhalten oder im Verfall aufgehalten.

Ludwig-Interessierte finden in dem Buch einige Burgen mit Bezug zum König, der sich ja mit Burgen und dem Mittelalter sehr intensiv auseinandergesetzt hat. So ist die Beschäftigung mit den regionalen Burgen sicher sehr vorteilhaft, um einen Zugang zum Verständnis zu finden, das auch Ludwig damit verband.

Ein Beispiel für einen Erhalt der Ruine ist Falkenstein; hier wurden baufällige Teile gestützt und hölzerne Treppen eingebaut, so dass man heute in die Ruine hineingehen und sogar aus den oberen Fenstern sehen kann. Mehr über die Geschichte der ehemaligen Burg erfährt man durch Informationstafeln im Inneren des Gebäudes und einem kleinen Museum „eine Treppe tiefer“.

Schloss Hohenschwangau werden gleich fünf Seiten gewidmet und das vorletzte vorgestellte Schloss ist dann Neuschwanstein. Neben einer kurzen Schlossbeschreibung, zu der man natürlich noch andere, ausführlichere Schlossbegleiter hinzuziehen sollte, erfährt der Wanderfreund erfreulicherweise viel Interessantes zur Umgebung und Anekdote zu den beiden Vorgängerbauten.

Ein Glossar mit den wichtigsten Begriffen zu Burgen im Allgemeinen und eine Literaturauswahlliste als Vertiefungsangebot runden das Büchlein ab.

Das Buch ist leicht verständlich geschrieben, bietet Unterhaltung und Information zur Region und zu den Burgen, wie auch zu den dortigen bedeutenden Herrscher- und Adelsgeschlechtern. Ein schöner Wegbegleiter, der zur Vorbereitung, zur Wanderung und zum späteren Nach-Lesen viel Freude bereitet.

Berlin, 23.07.2012/mf

Buchbesprechung: 1886. Bayern und die Schlösser König Ludwigs II.

1886. Bayern und die Schlösser König Ludwigs II. aus der  Sicht von Hugues Krafft:
Herausgeber: Marcus Spangenberg + Sacha Wiedenmann
Verlag:     Schnell + Steiner Regensburg
ISBN:     978-3-7954-2470-1
Preis:     19,95 €
Sprache:    Deutsch, Französisch
Weitere Daten 2011. 156 Seiten; Broschiert

Über die Autoren:
Marcus Spangenberg M.A. studierte Kunstgeschichte, Geschichte, Klassische Archäologie und Religionswissenschaft in Regensburg und Bonn. Seit 1978 beschäftigt er sich mit König Ludwig II., insbesondere mit der Rezeption des bayerischen Monarchen und seinen Bauten. Er gehört zu den wichtigsten und besten König Ludwig II. Kennern in Deutschland.
Sacha Wiedenmann studierte Psychologie und Sprachen in Regensburg. Er ist Übersetzer für die Sprachen Englisch, Französisch und Niederländisch.

Informationen zum Buch:
Dieses Buch erscheint im Rahmen des Förderprogramms des französischen Außenministeriums, vertreten durch die Kulturabteilung der französischen Botschaft in Berlin, was zur Folge hat, dass alle Artikel und Bildunterschriften zweisprachig sind.
Nach einem Vorwort von Marcus Spangenberg wird der Originalbericht des Weltreisenden Franzosen Hugues Krafft abgedruckt, welcher am 2. April 1887 in der französischen Zeitung „Le Tour du Monde“ erschien. In einem weiteren Kapitel mit dem Titel – „Mein Lebensglück hängt davon ab“: Ludwig II. von Bayern und seine Schlösser – gibt Marcus Spangenberg ausführliche Erläuterungen zum Reisebericht von Hugues Krafft. Im letzten Kapitel – Hugues Krafft „1853-1935“ Ein gebildeter Bürger, ein Weltbür-ger  – widmet sich Alain Cottez dem Leben des Weltreisenden in einer kurzen Biographie.

Inhalt des Buches:
Kritisch-aufmerksam besichtigte 1886 der Franzose Hugues Krafft als einer der ersten ausländischen
Journalisten die Schlösser des „Märchenkönigs“ Ludwigs II. Sein Reisebericht und seine Fotografien gehören mit zu den genauesten und liebevollsten Schilderungen, die wir von den Königsschlössern
und von Oberbayern aus den Anfängen des Tourismus kennen.
Hugues Krafft, ein vermögender Mann mit kulturellen Neigungen, besuchte die sogenannten Märchenschlösser und schildert detailliert und mit ironischem Unterton die gutmütigen Menschen in Oberbayern, ebenso wie er die Anzeichen von frühzeitigem Verschleiß bei den Schlössern kritisiert. Auch mit dem Fotoapparat dokumentiert er seine mehrtägige Reise. In diesem Buch werden diese 125 Jahre alten historischen Aufnahmen mit dem heutigen Aussehen verglichen.

Bemerkungen zu diesem Buch:
Eine Menge neuer Bücher sind in diesem König Ludwig II. Jahr 2011 erschienen, wenig wirklich Neues, viel aufgewärmtes und einiges Unseriöses. Es wird für Autoren immer schwieriger über Ludwig II. und seine Schlösser zu schreiben, da eigentlich alles bereits mehrfach ge- und beschrieben ist. Was lag da näher als bereits geschriebenes, aber in Deutschland noch nicht veröffentlichtes Material zu su-chen, neu aufzubereiten und der interessierten Öffentlichkeit vorzustellen.
Marcus Spangenberg hat einen solchen Text aufgespürt zu dem es sogar viele historische Aufnahmen der Königsschlösser gibt und ein wunderbares Buch daraus gemacht.
Dieser Text ist keine Schlossbeschreibung oder Schlossführer, der alle Finessen und Einzelheiten im Inneren der Bauten Ludwigs II beschreibt, es ist eine Reisebeschreibung. Hugues Krafft schildert in sehr unterhaltsamen Worten seine Erlebnisse in dieser wunderbaren bayerischen Landschaft die er durchstreift hat und berichtet über die Menschen die er dabei getroffen hat.
Sehr hilfreich für den Leser sind die Erläuterungen des Autors zu dieser Reise, welche in einem aus-führlichen eigenen Artikel behandelt werden.
Ergänzt werden die Texte, und das ist ein Highlight dieses Buches, durch die historischen Bilder und die von gleicher Stelle aus nachfotografierten Fotos aus heutiger Sicht. Wunderbar sind auch die vie-len alten Stiche welche die Texte aufs wunderbarste unterstützen.

Empfehlung:
Ich kann das Buch all denen empfehlen, die sich intensiv mit Ludwig II. befassen. Man erfährt in dem Aufsatz von Spangenberg vieles über seine Gedanken und Beweggründe die zum Bau und zur Ausstattung seiner Schlösser führten. Auch Liebhaber von Reisebeschreibungen werden an dem Werk ihre Freude haben, denn man erlebt mit den Augen eines Franzosen Oberbayern und seine Menschen.

(c) Erich Adami