Buchbesprechung: 1886. Bayern und die Schlösser König Ludwigs II.

1886. Bayern und die Schlösser König Ludwigs II. aus der  Sicht von Hugues Krafft:
Herausgeber: Marcus Spangenberg + Sacha Wiedenmann
Verlag:     Schnell + Steiner Regensburg
ISBN:     978-3-7954-2470-1
Preis:     19,95 €
Sprache:    Deutsch, Französisch
Weitere Daten 2011. 156 Seiten; Broschiert

Über die Autoren:
Marcus Spangenberg M.A. studierte Kunstgeschichte, Geschichte, Klassische Archäologie und Religionswissenschaft in Regensburg und Bonn. Seit 1978 beschäftigt er sich mit König Ludwig II., insbesondere mit der Rezeption des bayerischen Monarchen und seinen Bauten. Er gehört zu den wichtigsten und besten König Ludwig II. Kennern in Deutschland.
Sacha Wiedenmann studierte Psychologie und Sprachen in Regensburg. Er ist Übersetzer für die Sprachen Englisch, Französisch und Niederländisch.

Informationen zum Buch:
Dieses Buch erscheint im Rahmen des Förderprogramms des französischen Außenministeriums, vertreten durch die Kulturabteilung der französischen Botschaft in Berlin, was zur Folge hat, dass alle Artikel und Bildunterschriften zweisprachig sind.
Nach einem Vorwort von Marcus Spangenberg wird der Originalbericht des Weltreisenden Franzosen Hugues Krafft abgedruckt, welcher am 2. April 1887 in der französischen Zeitung „Le Tour du Monde“ erschien. In einem weiteren Kapitel mit dem Titel – „Mein Lebensglück hängt davon ab“: Ludwig II. von Bayern und seine Schlösser – gibt Marcus Spangenberg ausführliche Erläuterungen zum Reisebericht von Hugues Krafft. Im letzten Kapitel – Hugues Krafft „1853-1935“ Ein gebildeter Bürger, ein Weltbür-ger  – widmet sich Alain Cottez dem Leben des Weltreisenden in einer kurzen Biographie.

Inhalt des Buches:
Kritisch-aufmerksam besichtigte 1886 der Franzose Hugues Krafft als einer der ersten ausländischen
Journalisten die Schlösser des „Märchenkönigs“ Ludwigs II. Sein Reisebericht und seine Fotografien gehören mit zu den genauesten und liebevollsten Schilderungen, die wir von den Königsschlössern
und von Oberbayern aus den Anfängen des Tourismus kennen.
Hugues Krafft, ein vermögender Mann mit kulturellen Neigungen, besuchte die sogenannten Märchenschlösser und schildert detailliert und mit ironischem Unterton die gutmütigen Menschen in Oberbayern, ebenso wie er die Anzeichen von frühzeitigem Verschleiß bei den Schlössern kritisiert. Auch mit dem Fotoapparat dokumentiert er seine mehrtägige Reise. In diesem Buch werden diese 125 Jahre alten historischen Aufnahmen mit dem heutigen Aussehen verglichen.

Bemerkungen zu diesem Buch:
Eine Menge neuer Bücher sind in diesem König Ludwig II. Jahr 2011 erschienen, wenig wirklich Neues, viel aufgewärmtes und einiges Unseriöses. Es wird für Autoren immer schwieriger über Ludwig II. und seine Schlösser zu schreiben, da eigentlich alles bereits mehrfach ge- und beschrieben ist. Was lag da näher als bereits geschriebenes, aber in Deutschland noch nicht veröffentlichtes Material zu su-chen, neu aufzubereiten und der interessierten Öffentlichkeit vorzustellen.
Marcus Spangenberg hat einen solchen Text aufgespürt zu dem es sogar viele historische Aufnahmen der Königsschlösser gibt und ein wunderbares Buch daraus gemacht.
Dieser Text ist keine Schlossbeschreibung oder Schlossführer, der alle Finessen und Einzelheiten im Inneren der Bauten Ludwigs II beschreibt, es ist eine Reisebeschreibung. Hugues Krafft schildert in sehr unterhaltsamen Worten seine Erlebnisse in dieser wunderbaren bayerischen Landschaft die er durchstreift hat und berichtet über die Menschen die er dabei getroffen hat.
Sehr hilfreich für den Leser sind die Erläuterungen des Autors zu dieser Reise, welche in einem aus-führlichen eigenen Artikel behandelt werden.
Ergänzt werden die Texte, und das ist ein Highlight dieses Buches, durch die historischen Bilder und die von gleicher Stelle aus nachfotografierten Fotos aus heutiger Sicht. Wunderbar sind auch die vie-len alten Stiche welche die Texte aufs wunderbarste unterstützen.

Empfehlung:
Ich kann das Buch all denen empfehlen, die sich intensiv mit Ludwig II. befassen. Man erfährt in dem Aufsatz von Spangenberg vieles über seine Gedanken und Beweggründe die zum Bau und zur Ausstattung seiner Schlösser führten. Auch Liebhaber von Reisebeschreibungen werden an dem Werk ihre Freude haben, denn man erlebt mit den Augen eines Franzosen Oberbayern und seine Menschen.

(c) Erich Adami

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Buchbesprechung: Michael Fuchs – Die Waschgarnitur für Schloss Neuschwanstein

Die Waschgarnitur für Schloss Neuschwanstein

Autor: Michael Fuchs
Paperback: 48 Seiten
durchgehend farbig bebildert

Jahr für Jahr werden neue Bücher um und über König Ludwig herausgegeben. Autoren versprechen uns immer wieder neue Informationen. Hat man die meisten Bücher gelesen dann merkt man, dass es doch nur der zum x-ten mal wiederholte Aufguss von altbekanntem gewesen ist.

Einen völlig neuen Weg geht Michael Fuchs unser König Ludwig II. Freund aus Berlin. Er versucht sich nicht an einer großen Biographie über den bayerischen Märchenkönig sondern er sucht sich ein Detail heraus, das üblicherweise von den professionellen Autoren nicht beachtet wird, weil es zu wenig Leser und somit zu wenig Geld bringt.

Das macht die Mühe und Arbeit, die Michael Fuchs in seine Forschung und letztendlich in dieses Heft gesteckt hat, so wertvoll.

In dieser Broschüre befasst sich der Autor mit der Waschgarnitur des Königs in Schloss Neuschwanstein.

Das heute so romantisch anmutende Schloss Neuschwanstein gilt als typisches Bild einer mittelalterlichen Burg. Tatsächlich aber ist es ein charakteristisches Zeugnis für den Historismus und repräsentativ für den bevorzugten Baustil des 19. Jahrhunderts.

Neuschwanstein, ein Schloss das so aussieht als käme es aus dem Mittelalter, ist im Innern gespickt mit den technischen Errungenschaften seines Jahrhunderts: Telefon, Wasserklosett, fliesend Wasser auch im Schlafzimmer und vieles mehr.

Das vorliegende Heft stellt uns die Waschgarnitur des Königs näher vor, die von Julius Hofmann entworfen und von der Firma Villeroy & Boch in Mettlach angefertigt wurde.

Michael Fuchs stellt in diesem Heft in Bild und Text die fünf wesentlichen Teile dieser Waschgarnitur vor, die ein oft übersehenes, aber doch beispielhaftes Zeugnis des Königs in seiner Liebe zum Detail sind, ein Mosaikstein zum Verständnis für die Kunst von König Ludwig II.

Für wirkliche Kenner und Freunde König Ludwigs II. ist diese Broschüre ein Leckerbissen und sehr zu empfehlen.

Ich habe das Heft mit Genuss gelesen und freue mich auf weitere Veröffentlichungen solcher Details, zu denen ich Michael Fuchs ganz direkt auffordern möchte.

Erich Adami

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Buchbesprechung: Alfons Schweiggert – Ludwig II: Ein König zwischen Gerücht und Wahrheit

lAlfons Schweiggert – Ludwig II: Ein König zwischen Gerücht und Wahrheit

Autor: Alfons Schweiggert
Verlag: Volk, München; Auflage: 1 (27. April 2011)
ISBN: 978-3862220090
Preis: 19,90 Euro
Gebundene Ausgabe: 224 Seiten

Inhalt: 125 Jahre sind seit dem Tod Ludwig II. vergangen und die historische Person ist hinter den wuchernden Gerüchten und Mythen kaum noch zu fassen. Umwölkt von wilden Phantasien und Halbwahrheiten und verfälscht durch Fiktionalisierung in Film und Roman, ist es nahezu unmöglich geworden, dem wahren Ludwig und die tatsächlichen historischen Geschehnisse zu erkennen. Dieses Buch lichtet nun den Nebel und prüft 125  provokante Thesen zu Ludwigs Leben und Sterben auf ihren Wahrheitsgehalt.

Aus dem Inhalt:  Herkunft und Geburt (5 Gerüchte), Kindheit des Kronprinzen (6 Gerüchte), Ludwig als Monarch (3 Gerüchte), Ludwig Privat (4 Gerüchte), Der königliche Bauherr (15 Gerüchte), Wesenszüge, Vorlieben, Abneigungen (18 Gerüchte), Technikbegeisterung (6 Gerüchte), Politische Erfahrungen (10 Gerüchte), Diener und Untertanen (5 Gerüchte), Flucht in die Einsamkeit (6 Gerüchte), Süchte und Krankheiten (10 Gerüchte), Schulden, Entmachtung und Ende (9 Gerüchte), Der Tod im See (11 Gerüchte), Nachleben und Verklärung (11 Gerüchte)

Das Buch:  Das Buch enthält die schon genannten 125 Gerüchte und die entsprechende Analyse des Autors. Im Anhang findet man ein Literaturverzeichnis, ein Personenregister und einen Bildnachweis. Als Zugabe beschreibt Alfons Schweiggert in einem Kapitel, welches sich EPILOG nennt, wie Ludwigforscher, Buchautoren, Amateurforscher, Königstreue und die Presse mit  der Gestalt Ludwig II. umgehen und wie sie mit ihm umgehen sollten. Es geht hier oft nicht um die Wahrheit und die genaue Suche danach. Es geht in diesem Bereich oft nur um das schnelle Geld und die Sensation. Es wird abgeschrieben und gefälscht. Viele suchen sich die Wahrheit. welche Ihnen am besten gefällt und welche ihre Vorurteile bestätigen. Allen die sich mit Ludwig II. befassen, sei dieser Epilog ans Herz gelegt.

Meine Meinung: In diesem Jahr, in dem wir  an den 125. Todestag Ludwigs II. gedenken, landet praktisch jede Woche ein oder gleich mehrere neue Bücher über den Märchenkönig und seine Schlösser auf meinem Schreibtisch. Jeder Verlag, jeder Buchautor welcher sich mit bayerischer Geschichte befasst, ist der Meinung seine Sicht der Dinge über den Märchenkönig Ludwig II. zum Besten geben zu müssen. Förderlich ist natürlich die diesjährige Landesausstellung  „Götterdämmerung“ im Schlöss Herrenchiemsee, welche natürlich ein Anreiz ist, sich wieder einmal mit Ludwig II. zu beschäftigen.

Es ist schwierig für mich, ich komme mit dem lesen gar nicht mehr nach, die Spreu vom Weizen zu trennen, um die besonderen Bücher zu finden und vorzustellen. Das Buch, das ich hier vorstelle, ist ein solches, denn der Autor Alfons Schweiggert hatte die reizvolle Idee alle Gerüchte,  welche über König Ludwig II. im Umlauf sind, zu sammeln und sie auf ihren Wahrheitsgehalt zu überprüfen. Er schreibt klar, was ist beweisbar und was ist ein Gerücht, für das man keine belegbare Quelle findet. Diese Idee gibt ihm natürlich die Gelegenheit auch die absurdesten Gerüchte aufzugreifen und vorzustellen. Wussten Sie zum Beispiel schon, dass es 18 verschiedene Gerüchte über den Tod König Ludwigs gibt, oder haben Sie eine Ahnung, wer den sogenannten Ottomotor erfunden haben soll? Wollen Sie wissen, bei welchen Anlässen Ludwig II. schallend gelacht hat oder wie sein Hang zu Fantasiewelten entstanden ist. Ich muss gestehen, dass selbst mir einige der hier genannten Gerüchte bisher unbekannt waren und ich manchmal sehr gestaunt habe. Alfons Schweiggert kann nicht zu jedem Gerücht sagen, ob es wahr oder falsch ist, er versucht lediglich das Gerücht zu nennen und das Für und Wider abzuwägen. Was der Leser letztendlich glaubt bleibt ihm überlassen. Schweiggert versteht es, das eigentlich trockene Thema Geschichte so aufzubereiten, dass Laien, aber auch Geschichtskenner, Freude beim Lesen haben. Mir hat es Spaß gemacht, dieses sehr flott und populär geschriebene Buch zu lesen. Ich kann das Buch jedem empfehlen, weil praktisch jeder Bayer seine eigene Meinung über den Märchenkönig hat und besonders in diesem Jahr oft in eine Diskussion über Ludwig II. verwickelt wird. Der Leser, kann zu jedem Thema im Zusammenhang mit Ludwig II. kompetent mitreden und andere Nichtleser in Erstaunen versetzen. Auch für alle, die schon immer mal wissen wollten wie das wirklich war mit Ludwigs Geisteszustand, seiner vermeintlichen Homosexualität  und seiner Bausucht. Auch über das Sterben des Königs, was ja das meist diskutierte Thema ist erfährt man vieles, was einem in Erstaunen versetzt. In diesem sehr unterhaltsammen Buch wird sein Besitzer sicherlich nicht nur einmal lesen. Alfons Schweiggert versteht es, Geschichte und Geschichten so zu schreiben, dass sie inhaltlich in Ordnung sind und Spaß beim Lesen machen. Er versucht ein neues, differenziertes Bild von Ludwig II. zu beschreiben, das ihn in die historische Wahrheit zurückholt.

Erich Adami

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Buchbesprechung: Marcus Spangenberg – Grüße vom Märchenkönig: 36 historische Postkarten

Marcus Spangenberg – Grüße vom Märchenkönig: 36 historische Postkarten

Autor: Marcus Spangenberg
Verlag: Edition Buntehunde, Regensburg
ISBN: 978-3934941694
Preis: 12,90 Euro
erschienen: 2011, 98 Seiten, Taschenbuch

Zum Inhalt:

In seiner jüngsten Publikation „Grüße vom Märchenkönig – 36 historische Postkarten“ besetzt der ausgewiesene Ludwig II.-Kenner Marcus Spangenberg wieder einmal ein interessantes Nischenthema und verblüfft dabei mit umfangreichem Spezial- und Detailwissen. Zudem gelingt ihm mit seiner Publikation ein Novum und ein wunderbarer Beitrag zum König-Ludwig-Jahr 2011: Noch nie wurde ein Postkartenbuch mit derart vielen historischen Postkarten in herausnehmbarer Form veröffentlicht.

Spangenbergs Publikation besteht aus zwei Teilen: Einem 24-seitigen, zweisprachigen Einführungsheft („Der Mythos ist stärker als die Wirklichkeit – Ludwig II. von Bayern und seine Welt auf Ansichtskarten“), dessen gesamter Text hervorragend ins Englische übersetzt ist, sowie einem zweiten Teil mit 36 herausnehmbaren Ansichtskarten.

Dem Autor gelingt mit seiner Publikation ein beachtenswerter Spagat: Auf der einen Seite bringt er Touristen und Auswärtigen durch den kurzen biographischen Teil im Einführungsheft die Person Ludwig II. näher. Auf der anderen Seite schafft er es durch beeindruckendes Hintergrundwissen und Erläuterungen auch Ludwig-Interessierten und Ludwig-Experten mit neuen Informationen zu beeindrucken. Dadurch lässt Spangenberg die Postkarten nicht nur als Zeichen der Verehrung und des Kults um Ludwig II., sondern auch als zeitgeschichtliche Zeugnisse erscheinen. Durch viele interessante Informationen zum Hintergrund der Darstellungsformen und erstaunliche Einblicke in die Geschichte der Postkarten in Deutschland ist die Publikation höchst aufschlussreich und stellt
eine echte Bereicherung dar.

Fazit:

Ich kann die Publikation allen Ludwig-Interessierten sehr ans Herz legen. Nicht nur wegen der 36 herausnehmbaren, großformatigen Postkarten, sondern auch wegen der informativen Einführungsbroschüre ist sie eine echtes Highlight unter den im Jubiläumsjahr erschienen Publikationen.

München, den 17.05.2011
Wolfgang Voigt

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Reisen zu König Ludwig

Zum König selbst kann man heute natürlich nicht reisen, aber zu seinen Wirkungsstätten, seinen Schlössern, seine Wege nachwandern.

Die Welt am Sonntag berichtet am 12.06.2011 ausführlich mit dem Artikel „Es bleibt ein Kreuz mit dem ‚Kini'“ über das Jubiläum und den Mythos um den „König der Herzen“:

Was er außer dem Mythos und den Schulden sonst hinterließ, ist ein wunderbares Reisethema: Schlösser sonder Zahl. Jedenfalls mehr, als man auf einer Reise besichtigen kann. Neuschwanstein, Herrenchiemsee, Schachen, Linderhof, Nymphenburg sind die prächtigsten. Aber es gibt auch andere Trouvaillen: die romantische Villa auf der Roseninsel im Starnberger See und das putzige Sisi-Museum im Bahnhof von Possenhofen.

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Der Bayerische Rundfunk zeigt ja schon seit einer ganzen Weile Spielfilme und Dokumentationen rund um den Bayerischen König – Rucksackradio Bayern 1 berichtet über „Wandern auf des König Ludwigs Spuren“ über einige Wanderklassiker.

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Hier bei L2B finden Sie eine Sammelrezension zu Wanderbüchern, die empfohlen werden können.

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Buchempfehlung: Herrenchiemsee

Autoren: Elmar D. Schmid, Kerstin Knirr, Alexander Rauch
Umfang: 160 Seiten
Verlag: Bayerland, Dachau 2011
ISBN: 978-3-89251-420-6
Preis: 29,90 Euro

Elmar D. Schmid/Kerstin Knirr Chiemseelandschaft
Elmar D. Schmid/Kerstin Knirr Inselkloster Herrenchiemsee
Elmar D. Schmid/Kerstin Knirr Malerparadies Chiemsee – ein Exkurs
Elmar D. Schmid/Kerstin Knirr König Ludwig II. von Bayern und Herrenchiemsee
Alexander Rauch Das Schloss König Ludwigs II. von Bayern
Elmar D. Schmid Lebensdaten
Elmar D. Schmid/Kerstin Knirr Inselpark Herrenchiemsee

 

Die Bayerische Landesausstellung 2011 bietet einen weiteren Grund, die wunderschöne Insel Herrenchiemsee zu besuchen. Vielleicht zum Glück ist die Gegend noch nicht so überlaufen, wie bspw. die Gegend um Füssen. Auch wenn König Ludwig II. sein Schloss nicht wegen der schönen Landschaft gerade hier baute, so heißt das ja nicht, dieselbe heute selbst zu entdecken.

Die Landschaft, die Dörfer („richtige“ Städte sucht man hier, südöstlich von München vergebens), die alten Sehenswürdigkeiten (wie z. B. das Inselkloster) und die eigenständige Kultur, die das Malerparadies hervorbrachte, bieten unzählige Stationen, die es zu besuchen lohnt.

Die beiden altehrwürdigen Autoren Dr. Elmar D. Schmid (Museumsdirektor und Fotograf) und Dr. Alexander Rauch (Kunsthistoriker und bekannter Autor) haben jetzt zusammen mit der Kunsthistorikerin Dr. Kerstin Knirr ein wunderschönes Buch erstellt, das aus dem üblichen Angebot heraussticht. Nicht nur die herrlichen Bilder, sondern auch der ausführliche Text bieten einen schönen Einstieg in die o. g. Themen und verlocken zum tiefergehenden Einstieg – in die Atmosphäre der Insel und in weiterführende Literatur.

Das Nachwort fasst es passend zusammen:

„Die Publikation ist nicht zuletzt als Anregung zur weiteren ‚Spurensuche‘ gedacht. (…) Zunächst aber möge der Leser und Betrachter sich von uns einstimmen und führen lassen, um Geschichte und Gegenwart dieses schönen Fleckchens Erde zu erkunden.“

Viel Spaß beim Lesen … und Entdecken!

(c) Michael Fuchs, Berlin, Mai 2011

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Buchbesprechung: Adami/Schweiggert – König Ludwig II: Seine triumphale Reise durch Franken

Autoren: Erich Adami und Alfons Schweiggert
Umfang: 224 Seiten
Verlag: Husum-Verlag, Husum 2011
ISBN 978-3-89876-549-7
Preis: 19,95 Euro
Anmerkungen: Eine CD-ROM mit ergänzendem Material ist separat erhältlich.

Vorgeschichte

Spätestens unter der Führung des Junkers Otto von Bismarck als Ministerpräsident wurde Preußen im 19. Jahrhundert zum militärischen Aggressor, der das Ziel verfolgte, den österreichischen Kaiser aus allen „deutschen“ Angelegenheiten auszugrenzen und die kleindeutsche Lösung mit „Blut und Eisen“ (1862) zu erzwingen.

Es begann 1864, als man um Holstein und Schleswig stritt, und endete zunächst 1871, mit der Gründung des späteren Deutschen Reichs, mit dem preußischen König als Deutscher Kaiser. Der so genannte deutsche Bruderkrieg fand seinen unrühmlichen Höhepunkt im Krieg von 1866.

Der Krieg im Sommer 1866

Nach dem Wiener Kongress 1815 wurde zwischen den 38 überwiegend deutschsprachigen Staaten der „Deutsche Bund“ gegründet; darunter auch Preußen und Österreich. 1866 übernahm Preußen die politische Vormachtstellung nach dem Sieg im Preußisch-Deutschen Krieg, der in seinen Folgen schon böse Vorahnungen kommender deutscher Kriege offenbarte; die Zerstörungen und menschlichen Opfer waren nicht nur auf den Schlachtfeldern zu finden, sondern zunehmend auch in den Städten selbst. An dem Krieg waren 30 Länder mit 1,4 Mio. Soldaten beteiligt, die entscheidende Schlacht fand am 3. Juli 1866 bei Königgrätz in Böhmen statt – auf beiden Seiten waren fast 100.000 Tote und Verwundete zu beklagen. Der Deutsche Bund wurde im „Prager Frieden“ offiziell aufgelöst.

Preußen hatte sein Ziel erreicht und alle Deutschen nördlich der Main-Linie zum „Norddeutschen Bund“ zusammengefasst; die süddeutschen Staaten (Württemberg, Baden, der kleine Rest Hessens südlich des Mains und Bayern) mussten sich verpflichten, ihre Truppen im Kriegsfall Preußen zur Verfügung zu stellen.

Bayern hat wohl – neben Österreich – die größten Verluste erlitten. Wohl auch, weil das Königreich Bayern seit Napoleon an keinem Krieg mehr teilgenommen hatte und dies auch 1866 vermeiden wollte. König Ludwig II. (1845-1886, König seit 1864) hat die bayerischen Truppen in Bamberg im Juni 1866 verabschieden müssen, sich aber dann rasch wieder zurückgezogen. Er war bis zu seinem Tod resolut gegen jeden Krieg, insbesondere aber gegen diesen Bruderkrieg. Der Friedensvertrag wurde am 23. August 1866 geschlossen.

Die Frankenreise

Obwohl der zurückhaltende König einer Reise in die am schlimmsten betroffenen Gebiete, die der Krieg in Bayern hinterlassen hatte, zunächst skeptisch gegenüberstand, unternahm er im Herbst 1866 dann – auf Bestreben seiner Berater, nicht zuletzt Richard Wagners, der sich schon vorher dafür eingesetzt hatte, den Krieg zu verhindern – eine Reise nach Franken. Diese erste und einzige offizielle „Dienstreise“ des Königs führte ihn über 1.000 Kilometer vom 9. November bis zum 10. Dezember 1866 durch15 Ortschaften und Städte.

„König Ludwig II.: Seine triumphale Reise durch Franken“

Der in Nordfriesland beheimatete Husum-Verlag hat nun ein Buch herausgegeben, das sich umfassend mit dieser Reise beschäftigt. Die beiden Autoren, Alfons Schweiggert und Erich Adami, legen damit eine längst fällige Monografie vor.

Die Autoren

Wer sich mit König Ludwig II. und bayerischer Geschichte beschäftigt, kennt die beiden Autoren längst, die hier endlich erstmals ein gemeinsames Werk veröffentlichen.

Alfons Schweiggert

Alfons Schweiggert ist in Altomünster/Oberbayern geboren und lebt in München; er ist Autor zahlreicher Biografien, darunter auch zu Ludwig II., und Erzählungen. Er verfasste auch Romane und pädagogische Fachbücher. Der studierte Psychologe und Pädagoge hat mehrere hochrangige Auszeichnungen (wie 1995 den Bayerischen Poetentaler) erhalten.

Erich Adami

Erich Adami ist gelernter Kaufmann und stammt selbst aus Franken; er verfügt über ein umfangreiches Ludwig-II.-Archiv und hält seit vielen Jahren Vorträge zu König Ludwig II. Unter anderem ist er Mitbegründer der „Freunde König Ludwigs II.“ in Füssen, die seit mehreren Jahren ein jährliches Forum für Schriftsteller und Ludwig-Forscher bieten. Er fuhr selbst durch sämtliche Orte, die Ludwig 1866 besuchte und arbeitete sich durch zahllose Archive.

 

Das Buch

Von der Frankenreise sind von keinem der vielen Begleiter des Königs Aufzeichnungen oder Tagebuchnotizen über diese Fahrt hinterlassen worden. Das vorliegende Buch konnte daher nur in großer Fleißarbeit in der Recherche entstehen.

Wie ein königliches Reise-Logbuch führen die Autoren den Leser durch die einzelnen Stationen der Reise: von München über Bayreuth, Münchberg, Hof, Bamberg, Schweinfurt, Bad Kissingen, Hammelburg, Gemünden, Lohr, Aschaffenburg, Würzburg, Kitzingen, Nürnberg, Fürth, Erlangen und über Augsburg wieder zurück nach München.

Die in dem Buch vorgestellten 17 Stationen dieser Reise sind so detailliert und doch kurzweilig beschrieben, dass man tatsächlich das Gefühl haben kann, dabei gewesen zu sein.


Die einzelnen Stationen

Vor der Beschreibung jedes Ortes erfährt der Leser, wie es um das Wetter beim Besuch des Monarchen bestellt war. Die Stimmung der Menschen und die Erwartungen an den Besuch und den König selbst werden ebenso beschrieben wie die Zustände der Städte, die zum Teil erhebliche Kriegsschäden erlitten hatten.

Es folgt die Darstellung des Empfangs, die Ausstattung der Bahnhöfe und der Städte selbst, die in der Regel reich geschmückt waren mit Flaggen und Beleuchtung.

Das jeweilige, oft bis auf die Minute genau und eng geplante Besuchsprogramm wird – sofern es recherchierbar war – vollständig geschildert; dazu gehörten oft: der Empfang beim Rat der Stadt, Besuch der Messe, Hoftafel, Ball, Fackelzüge, Feuerwerk. Zu dem umfangreichen Arbeitsprogramm des Königs zählten zum Beispiel 200 Audienzen in Bamberg und 400 in Würzburg. Vereinzelt gab es noch Abstecher in die Umgebung, um die Industrie, ehemalige Schlachtfelder oder Krankenhäuser zu besuchen. Die Reaktionen der Bürger werden ebenso geschildert, wie deren Kleidung, die gespielte Musik oder die Speisepläne.

Oft weicht der König vom vorgesehenen Plan ab und stößt dennoch (oder gerade deswegen) auf großes Entgegenkommen; in Fürth ist bspw. nur ein kurzer Halt vorgesehen:

„Als Ludwig am Dienstag, den 4. Dezember, gegen 16.30 Uhr in Begleitung eines Adjutanten und zweier Diener in Fürth einreitet, ist die Stadt völlig unvorbereitet.

Bürgermeister John schreckt vom Schreibtisch hoch, ebenso Rechtsrat von Haller, als plötzlich der König im Rathaus erscheint. In Windeseile verbreitet sich die Nachricht von der Ankunft des Königs und Fürth erwacht im Nu zum Leben. Von allen Türmen der Stadt ertönt Glockengeläut, darunter mischen sich Kanonen-Donner und Böllerschüsse. Die Mitglieder der Behörden eilen zum Begrüßungszeremoniell in den Rathaussaal. Als der König mit dem Bürgermeister und Rechtsrat Haller das Rathaus verlässt, um einen Gang durch die Stadt zu machen, sind auch die Fürther schon in Scharen auf den Beinen. Sie jubeln dem König zu. Ihre Häuser sind illuminiert. Festjungfrauen mit Blumensträußen tauchen auf.

Noch ist Ludwig keine Viertelstunde anwesend, da äußert er den Wunsch, die Synagoge zu besuchen …“

Als Dank gab es vom König regelmäßig Geschenke; das waren oft Dankesworte, meist aber dringend benötigte Geldbeträge, Pensionen, auch Orden und Beförderungen. Das ebenso oft gegebene Versprechen, im nächsten Jahr wieder zu kommen, wurde leider enttäuscht.

Groß war die Enttäuschung, so ist immer wieder zu lesen, wenn eine Stadt – manchmal trotz vorheriger Ankündigung – nicht besucht werden konnte; die Delegationen standen dann oft wahrhaftig „im Regen“… Häufig lag dies an der nicht geplanten Ausweitung des Programms, wenn der König das ein oder andere Gespräch verlängerte – erschwerend kam aber hinzu, dass Ludwig immer wieder kränkelte.

Besonders interessant ist die meist widersprüchliche Wertung zur Presse, wenn die beiden Autoren die persönliche Korrespondenz des Königs bspw. mit Richard Wagner oder dessen Gefährtin Cosima von Bülow in die Schweiz darlegen.

Eingebettet sind die Stationen der Reise in jeweils drei Kapitel, die die Zeit vor der Reise schildern („Der deutsche Bruderkrieg“, „Schmerzliche Nachwehen“ und „Der königliche Hofzug“) sowie die Folgen danach („Rückzug in die geliebte Bergwelt“, Wieder fest auf seinem Thron“ und „Überraschende Weichenstellung“).

Kritik

Mit diesem Buch erhält man einen absolut umfassenden, dabei sehr flüssig geschriebenen Einstieg in die Kultur jener Zeit. Die umfassenden Details aus der Tagespresse, die Zitate von Zeitgenossen und zahlreichen Hintergrundinformationen findet man bisher nirgends so gebündelt. Diese werden unterstützt von einer schönen Auswahl an meist farbigen Bildern, darin auch bisher noch nicht oder selten gesehenes Material, wie z. B. Gedenkmedaillen, Theaterzettel und Orden sowie zeitgenössische Bilder und Postkarten der Städte.

Die Route des Königs ist so detailliert und stimmungsvoll beschrieben, dass sich das Fehlen einer Karte gerade noch verschmerzen lässt, die eine bessere Orientierung der Reise wesentlich unterstützen würde. Dafür gibt es eine umfangreiche Literaturliste und Quellen im Anhang.

Die erkennbar tiefgreifende Recherche in den Archiven der Städte und der Presse zeigt sich beispielsweise in den aufgeführten Widersprüchen des vorhandenen „offiziellen“ Materials mit den mündlichen Überlieferungen („Unerhörte Aktion eines ehrgeizigen Bürgermeisters“), aber auch Hinweise auf fehlende Quellen [S. 121].

Sehr hilfreich ist die Erklärung des damaligen Geldwertes [S. 110], die z. B. die materiellen Verluste durch den Krieg und die Geschenke des Königs besser verständlich macht. Der Krieg selbst und seine Auswirkungen werden unverblümt geschildert: „Kugelregen und Granatenhagel“ [S. 88].

Das Buch schließt mit weiteren Reisen und Reiseplänen, weiteren Bauten und Bauplänen, Personalentscheidungen, die oft ihren Ursprung in den „überraschenden Weichenstellungen“ der Frankenreise fanden.

Zusammenfassung

Nach dem bisher einzigen Buch über den „Triumpfzug durch Franken“ (Hans Max Aufsess) liegt jetzt endlich eine eingehende und detaillierte Darstellung der Orte und Daten mit herrlicher Bebilderung vor.

Die detailverliebten Schilderungen fesseln den Leser an die über 200 Seiten. Man kann gespannt sein auf weitere Werke des Autorenteams!

Ein „Muss“ für Interessierte an Ludwig II., seiner frühen Zeit als König und natürlich für Franken.

Das Buch soll ab Anfang Mai 2011 verfügbar sein; eine CD-ROM mit zusätzlichem, nicht im Buch verwendetem Quellenmaterial ist angekündigt.

© Michael Fuchs, Berlin, 08.05.2011

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Buchbesprechung: Oliver Pötzsch – Die Ludwig-Verschwörung

Die Ludwig Verschwörung

Kriminalroman

Autor: Oliver Pötzsch
Verlag: Ullstein Berlin
ISBN: 978-3-548-28290-9
Preis: 9,95 Euro
Weitere Daten 2011. 572 Seiten; Taschenbuch

Inhalt:  Ein Tagebuch in einem verwitterten Holzkästchen, über hundert Jahre alt und in Geheimschrift geschrieben – für den Münchner Antiquar Steven Lukas ein ungeheurer Fund. Der Verfasser des  mysteriösen Textes war ein Vertrauter König Ludwigs II. Vielleicht enthüllt das Tagebuch die Wahrheit über die legendenumwobenen Todesumstände des bayerischen Märchenkönigs! Doch Steven ist nicht der Einzige, der das Rätsel lösen will. Während er gemeinsam mit der Kunstdetektivin Sara Lengfeld versucht den Text zu entschlüsseln, werden die beiden von geheimnisvollen Kapuzenmännern gejagt. Und ein Fanatiker ist bereit, über Leichen zu gehen.

Das Cover: Es wirkt geheimnisvoll und gespenstisch. Blutspritzer deuten an, dass es um Mord und Totschlag geht. Der Titel ist im Prägedruck gestaltet und auf der Rückseite steht der provozierende Satz:

Das Geheimnis des Märchenkönigs wird endlich gelüftet

Eine spannende Lektüre ist zu erwarten

Besonderheiten: Am Anfang des Buches findet man 4 Karten, welche über den Schauplatz des Romans Auskunft geben. Dann ist da noch ein Personenverzeichnis mit dem Hinweis, welche der Romanfiguren real und welche Fiktion sind. Am Ende des Buches ein kleines Glossar, in dem Begriffe, welche in dem Buch vorkommen, erläutert sind.  Zu guter Letzt noch ein Literaturverzeichnis, welches es dem Leser erleichtert in den entsprechenden Sachbüchern selbst alles noch einmal nachzulesen.

Meine Meinung:

Das Beste was man über einen Kriminalroman sagen kann: Er ist spannend, fesselnd, verblüffend und man tut sich schwer mit dem Lesen zwischendurch mal aufzuhören. Genau das ist mir beim Lesen dieses Romans passiert. So schnell habe ich noch nie knapp 600 Seiten durchgelesen. Um diesen Krimi ordentlich zu besprechen,  müsste ich viele Einzelheiten preisgeben, was ich aber nicht will, um dem Leser die Spannung nicht zu nehmen. Vor allen Dingen aber möchte ich möglichst wenig von den verblüffenden Ideen, welche sich der Autor einfallen hat lassen, verraten. Ich versuche nun die zukünftigen Leser ein bisschen neugierig zu machen.

Der Roman spielt in zwei Zeitebenen. Die Haupthandlung spielt in der heutigen Zeit und über das gefundene Tagebuch, welches der Hauptakteur übersetzt, wird der Leser in das Jahr 1866 zurückversetzt  und erlebt hautnah die letzten Lebensmonate von König Ludwig II.

Die Art wie der Autor schreibt ist einfach und in einer klaren modernen Sprache, welche es dem Leser leicht macht der Geschichte zu folgen. Sein Erzähltempo ist rasant schnell, man möchte immer weiterlesen. Das Buch hat nie Längen und wird somit nie langweilig. Hat man ein Kapitel beendet, fällt es einem schwer, das Buch zur Seite zu legen. Der Trick mit dem Wechsel der zwei Zeitebenen verführt dazu immer weiter und weiter zu lesen.

Oliver Pötzsch hat die Fakten des Jahres 1866 sehr gut recherchiert und diese stimmen mit den bekannten historischen Tatsachen überein. Der Autor hat sich auch über alle vorhandenen Gerüchte informiert und sie geschickt in sein Buch eingearbeitet. Auch die Gralsbewahrer der heutigen Zeit, wie die Königstreuen, die Guglmänner, die Wittelsbacher sind treffend dargestellt. Die in dem Buch verwendeten nicht realen Personen sind glaubhaft in die Handlung eingearbeitet.

Der rote Faden des Romans entstammt einem 2007 erschienenen Buch von Siegfried Wichmann, der Bilder des getöteten Königs gesehen haben will und der behauptet, den Nachlass des Arztes von Ludwig II., Schleiß von Löwenfeld, gekauft zu haben. Das in dem Nachlass befindliche Tagebuch soll den mysteriösen Todesfall Ludwigs II. aufklären. Dieses brisante Material wird aus Sicherheitsgründen im Ausland in einem Banksafe aufbewahrt.

Auch eine Liebesgeschichte ist in den Roman eingewoben, eine in der Gegenwart und zwei in der Vergangenheit.

Wie es sich für einen Krimi gehört gibt es auf der einen Seite die fiesen brutalen und vor Mord nicht zurückschreckenden Verbrecher – es gibt einige Tote – und auf der anderen Seite sind die Guten, welche viel Leiden müssen, in Lebensgefahr kommen und am Ende doch triumphieren. Viele Actionszenen, wie aus einem James Bond Film, treiben die Spannung in die Höhe. Die Polizei macht leider keinen so guten Eindruck, so dass die drei Hauptakteure, Steven Lukas (er ist ein bisschen naiv), Sara Lengfeld (sie ist ein wenig undurchsichtig) und Onkel Lu (der etwas seltsame Ludwigspezialist) ,  das Rätsel  völlig alleine lösen müssen. Am Ende siegen natürlich die Guten und die Bösen werden bestraft.

Was mich am meisten fasziniert hat war die Tatsache, dass sich Oliver Pötzsch praktisch bis zur letzten Seite  immer wieder neue Überraschungen, die den Leser verblüffen, ausgedacht hat. Spannung ist garantiert, bis zum Ende des Romans.

Alles endet dann in einem riesen Knall und wieder darf die Wahrheit nicht ans Licht! Warum? Weil es die Wittelsbacher nicht wollen! Dann aber hat Sara Lengfeld noch einen Trumpf in der Hand, welcher es ermöglicht, dass sie und Lukas glücklich und sorgenfrei bis ans Ende ihrer Tage leben können und wenn sie nicht gestorben sind, dann …

Ich hoffe, ich habe sie auf das Buch neugierig gemacht ohne viel zu verraten. Es ist zwar ein Roman, aber warum soll es nicht so gewesen sein, damals, als Ludwig II. ermordet wurde. Der hier beschriebene  Ablauf zur Ludwig Verschwörung ist so wahr oder unwahr wie jede andere Theorie die zu diesem Fall aufgestellt wurde.

Der Autor erzählte mir in einem Gespräch, dass ihn beim Schreiben der Ludwig II. Virus gepackt hat. Ich denke, dass es Ihnen beim Lesen genau so gehen wird.

Für alle, welche zu faul sind selbst zu lesen, gibt es diesen Roman auch als Hörbuch. Mit diesem Medium werde auch ich mir das Buch noch einmal zu Gemüte führen.

Erich Adami, 08.04.2011

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Buchbesprechung: Marcus Spangenberg – Ludwig II. der andere König

Marcus Spangenberg – Ludwig II. Der andere König

Biographie

Autor: Marcus Spangenberg
Verlag: Friedrich Pustet, Regensburg
ISBN: 978-3-7917-2308-2
Preis: 14,90 Euro
weitere Daten 2011. 175 Seiten; Taschenbuch

Autor: Marcus Spangenberg, geb. 1968, studierte Kunstgeschichte, Geschichte, Klassische Archäologie und Religionswissenschaft. Er arbeitet als Kunsthistoriker und Journalist.

Inhalt: Über kaum einen anderen Monarchen der Neuzeit wird so viel spekuliert und fantasiert wie über König Ludwig II. von Bayern (1845-1886). Er, der sich selbst ein Rätsel sein wollte, bleibt in der Tat bis heute in vielen Bereichen ein Mysterium. Auch sein rätselhafter Tod hält ihn bis heute lebendig. Er hasste Krieg und führte zwei bewaffnete Kämpfe. Er sah sich als König von Gottes Gnaden und ordnete sich einem Kaiser unter. Er bevorzugte die Einsamkeit und suchte ständig nach einem Vertrauten.

König Ludwig II. von Bayern reagierte auf seine Zeit mit einem veralteten und religiös verklärten Verständnis vom Königstum. Sein Beharren auf das wahre echte Königsamt bewirkte das Gegenteil: Ludwig II. verlor sich selbst in der Realität eines mäßig mächtigen Staates und wurde 1886 seines Thrones und seines Lebens beraubt.

Die Biografie zum 125. Todestag Ludwig II. berücksichtigt den neuesten Forschungsstand und bietet überraschende Einblicke und Deutungen.

Das Cover: Graphisch gut gestaltetes Cover. Es gibt ja eine Menge Bilder von Ludwig II., aber dieses Bild, welches Marcus Spangenberg ausgewählt hat, visualisiert den „anderen König“ optimal.

Besonderheiten: Viele Bilder, meist schwarz/weiß, eine Zeittafel, ein Literaturverzeichnis und ausgewählte Internetadressen

Meine Meinung: Bayern gedenkt in diesem Jahr mit einer Ausstellung in Herrenchiemsee dem 125 Todestag seines berühmtesten Königs Ludwig II. Das schlägt sich natürlich auch auf dem Buchmarkt nieder und so sind bereits oder erscheinen noch eine Unmenge von neuen Publikationen zu diesem Thema. Auch Marcus Spangenberg, ein ausgewiesener Kenner des Märchenkönigs, erfüllt sich seinen Wunsch, das Leben Ludwigs II. aus seiner Sicht zu beschreiben und er glaubt zu erkennen, dass er einige  andere Seiten des König gefunden hat welche er seinen Lesern in diesem Buch näher bringen will.

Was unterscheidet nun seine Biographie von den vielen anderen bereits geschriebenen Lebensläufen des Königs? Der Text bewegt sich praktisch auf zwei Ebenen. In der ersten, auf normalem weißen Hintergrund, wird das Leben des Königs erzählt, kompakt und auf das Wesentliche beschränkt. Die neuen bzw. der Allgemeinheit weniger bekannten Facetten stecken in der Biographie vor allem in den grau hinterlegten „Kästen“.

Der Autor wollte in seinem Buch nicht nur eigene neue Aspekte einbringen, sondern auch Themen, die bisher nur in der Spezialliteratur hinterlegt sind, für den „allgemeinen“ Leser nutzbar machen. Interessant ist besonders der Schriftwechsel mit Paul von Thurn und Taxis (erstmals nach mehr als 50 Jahren und in Deutsch) und mit Wilhelm von Hessen (erstmals überhaupt), den Marcus Spangenberg in seinem Werk auszugsweise veröffentlicht. Auch die Beschreibung der Schlösser und deren Verbindung mit dem Leben und Wollen des Königs sind sehr spannend und nachdenkenswert. Auch kann das Buch mit neuem Bildmaterial aufwarten, was immer seltener der Fall ist.

Unseriöse sensationelle Enthüllungen darf der Leser hier nicht erwarten, Spangenberg bleibt auf dem Boden der durch Quellen gedeckten Wahrheiten. Er beginnt nicht auch darüber zu spekulieren, ob Ludwig II. ein Wittelsbacher war oder nicht, was ihm zur Ehre gereicht. Für  den Autor spricht zwar einiges dafür, dass der Märchenkönig homosexuell war, seine Sexualität habe er aber wahrscheinlich nicht ausgelebt, was sehr wahrscheinlich ist, denn die Ansprüche Ludwigs an sich selber und an das Königtum von Gottes Gnaden waren sehr hoch. Mit sehr viel Sensibilität hat Marcus Spangenberg dieses Thema im Kapitel „Ludwigs schwierigster Kampf“ behandelt. Er bleibt dabei immer auf dem Boden des beweisbaren. Ein wichtiges Anliegen des Buches ist es aufzuzeigen, wie die historische Person Ludwig hinter einem unscharfen Schleier von ständig wiederholten Klischees verschwindet.

Für das Thema, welches für die meisten von Interesse ist, hat der Autor nur wenig zu sagen. Der ungeklärte Tod Ludwigs II. im Starnberger See ist in dem Buch schnell abgehandelt, obwohl es doch erdrückende Hinweise auf einen Königsmord gibt. Dieses Thema stand wohl für Marcus Spangenberg nicht so sehr im Vordergrund, obwohl es zu einer Biographie eigentlich dazugehört.

Was will das Buch dem Leser also sagen? Ludwig  war nicht wie die Anderen und er wusste es. Ludwig war ein Getriebener und er war meist unglücklich. Er hatte keinen ebenbürtigen Freund, der ihm in kritischen Situationen beigestanden hätte. Sein politisches Umfeld und seine Zeit hat ihn immer mehr zu diesem anderen König gemacht, den uns der Autor näher bringen will. Der Leser lernt bei der Lektüre den König ein bisschen besser zu verstehen.

Wie gesagt, Experten werden vieles – aber eben gewiss nicht alles – kennen, aber das Buch soll ja vor allem „unbeleckte“ Leser finden und sie über den König und seine Zeit aufklären.

Erich Adami, 30.04.2011

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Buchbesprechung: Fritz Fenzl – Magische Orte von König Ludwig II.

Dr. Fritz Fenzl – Magische Orte von König Ludwig II.

Autor:                 Dr. Fritz Fenzl
Umfang:             160 Seiten
Verlag:               Rosenheimer Verlagshaus, Rosenheim 2010
ISBN                   978-3-475-54048-6
Preis:                  12,95 Euro

100 Jahre Rosenheimer Verlagshaus gilt es heuer zu feiern und der Verlag bietet ein ansehnliches Sortiment an Bildbänden, das sich auch mit Themen über Bayern und die Alpen hinaus beschäftigt.

Der 1952 geborene Dr. phil. Fritz Fenzl ist mit fünf Titeln im Verlag vertreten (er veröffentlicht darüber hinaus auch noch andernorts), die sich alle mit „magischen Orten“, Magie und Mondsüchtigen beschäftigen. Darüber hinaus ist Fenzl Lehrer für Theologie und Deutsch an einem naturwissenschaftlich-technologischen Gymnasium in München. Er veranstaltet regelmäßig Lesungen und Führungen zu seinen „magischen“ Orten.

Das Ende 2010 erschienene Buch zu den magischen Orten des Märchenkönigs bewirbt der Verlag mit einem Zitat aus dem Buch: König Ludwig selbst habe seine Bauplätze „kosmische Einstrahlungspunkte“ genannt. Leider ist dies nirgends belegt und damit sind wir gleich bei einem der Mängel des Buchs – es gibt viele skurrile Behauptungen und Theorien, die nicht durch Quellenangaben belegt sind.

In den 28 Kapiteln werden zahlreiche Orte behandelt, die aber willkürlich aneinandergereiht scheinen – es werden kaum Zusammenhänge dargestellt. Auch Bilder oder Karten, die ja für die „spannende Suche nach dem Beziehungsgeflecht dieser Orte“ (Verlagstext) recht hilfreich wären, sucht man vergebens. Dafür endet jedes Kapitel mit Angaben zum Ausgangspunkt, zur Aufenthaltsdauer, zur Einkehr und wieder zur Abfahrt.

Immer wieder verliert sich der Autor in Schwärmereien, meist über seine eigenen Theorien. Der Leser erfährt wenig über die Orte und Bauten selbst, es fehlen Hintergründe und Sachinformationen. Interessanterweise scheinen die aber auch gar nicht nötig zu sein, rät doch der Autor fast immer davon ab  [S. 135], die Schlösser zu besuchen: „man muss nicht immer direkt hingehen oder eintreten“ und beruft sich auf die Eindrücke und natürlich die „Strahlung“ in den Räumen. Wenn er dann über die Strahlen ins Schwärmen gerät, trifft man oft auf seine pseudo-wissenschaftlichen Theorien der Radiästhesie, der Geomantie, der Energetik oder der Bovis-Messungen. Die von ihm gefundenen „hohen Schwingungen“ (mal links-, mal rechtsdrehend) sollten vom Besucher aufgenommen werden, aber am besten nur, so empfiehlt er, „bei guter Seelenlage“. Sonst nutzen die Strahlen nicht viel und man muss – beim „sich fallen lassen“ – aufpassen, nicht den Abhang herunterzufallen („Falkenstein“). Den Weg auf Ludwigs Schwingungen sieht er „als Geistschule und als Visualisierungs-Übung“ – hinweg über Drachenpfaden und Schlangenlinien.

Fenzl-Bücher im rosenheimer-VerlagVor den herkömmlichen Reisebegleitern warnt Fenzl; auch auf München ist er nicht gut zu sprechen, mahnt sogar vor zu großem Vertrauen auf die Fakten: „auf skurril paradoxe Weise ist unser Schulwesen (…) reiner Okkultismus“ – schreibt der Lehrer auf Seite 55. Fast könnte man eine aktuelle Diskussion über Doktortitel und wissenschaftliche Arbeit kommentiert finden, wenn er im „Ludwig-Prinzip“ über „Positives Denken“ schreibt: „entweder groß denken und Nörgeleien der ewigen Bedenkenträger überwinden (…) oder herunterziehen lassen und selbst zum Massen-Zeitgenossen, form- und abwaschbar wie Sand am Meer, gerinnen zum Standard-Menschen, der nichts Besonderes erreicht, dafür aber alles besser weiß (…) Schlimmer noch, der sogar den Erfolgreichen ihre erkennbaren Fehler nachweist, die den Erfolgreichen völlig egal sind, denn für sie zählt nur das Ergebnis“ [S. 145/146].

Er schildert seine Abneigung der Demokratie („Demokratie mag gut und weise und human sein, dem Schöpfungsgedanken entspricht sie nicht.“ [S. 16]) und Verehrung der „einsamen, wissenden und unverstandenen Herrscher“, die von Natur aus über „Herrscherenergien und greifbares Herrschaftswissen“ verfügen, da ihnen – wie auch Ludwig – „allein durch Geburt und Herkunft (…) Wissen und Intuition in die Wiege gelegt“ waren.

Ein wenig entlarvend ist dann im letzten Kapitel sein Bezug zu dem schweizerischen Autor René Egli und dessen feudalistischen Weltanschauung, der auch für seine totalitären Machtideologien bekannt ist (vgl. Philipp Flammer, Zürcher Fachstelle für Sektenfragen 1998).

Bei meinem Besuch am Sarg Ludwig II. in der St. Michaels-Kirche in München habe ich übrigens keinen „Brummton in der Fürstengruft“ vernommen, der „typisch für unsichtbare, aber wahrnehmbare Energiefelder“ sein soll.

Jeder Ort, an dem König Ludwig II. gewesen ist oder sein soll (oder auch nicht war, aber hätte sein sollen) scheint für Fenzl ein magischer Ort zu sein; seine Schrift ist ein Buch für „Kraftortfreunde“ und für Freunde der zahlreichen Bücher von Fenzl, auf die immer wieder hingewiesen wird. Vielleicht fehlt mir die Kraft, um sein  „König-Ludwig-Kraftort-Buch“ [S. 139] richtig verstehen zu können, vielleicht ist aber auch die Ironie zu gut versteckt…

Ein schönes Buch für alle Esoteriker und die, die es werden wollen.

© Michael Fuchs, Berlin, 23.03.2011

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