Um in den inzwischen in zahlreichen Variationen erschienenen Veröffentlichungen rund um König Ludwig II. von Bayern und seinen Schlössern noch einige herausragende Trüffel zu finden, muss man lange suchen.
In dem kleinen Örtchen Lechbruck, idyllisch gelegen am Lech gibt es einen kleinen Laden, der aus der Zeit gefallen scheint. Fast übersieht man das Fachgeschäft, wenn man durch den Ort fährt. Es gibt dort Spielwaren, Schreibwaren und Geschenke, dazu ein Foto-Studio.
Der heutige Inhaber, Klaus Kienberger, hat das Geschäft von seinem Vater Wilhelm übernommen; beide leidenschaftliche Fotografen.
Diesem Umstand ist es zu verdanken, dass man diese seltenen „Trüffel“ noch heute finden kann.
Aktuell im Angebot sind neben sechs Ansichtskarten-Leporellos zwei Bücher und eine DVD/BluRay.
Ansichtskarten-Leporellos
Nummeriert von 204 bis 209 besteht jedes aus zehn Fotos im Ansichtskartenformat.
204
Sängersaal
Parzivalsage
205
Vorhalle
Siegfried-/Sigurdsage
206
Schlafzimmer
Tristansage
207
Speise- und Arbeitszimmer
Tannhäusersage
208
Wohn- und Ankleidezimmer
Lohengrinsage und Meistersinger
209
Thronsaal
Es sind zwar nicht alle Motive der Räume enthalten, die wichtigsten Themen dafür aber sehr hoher Qualität.
Etwas versteckt (man muss schon suchen oder danach fragen, findet man die Sets auch im Souvenirladen im Schloss Neuschwanstein.
Das Buch vom bekannten Autor und ehemaligen SchlossverwalterJulius Desing erschien 1998 (ISBN 3-933638-00-3) im Foto Studio Verlag Kienberger GmbH und enthält neben historischen Aufnahmen Fotos aus den Archiven der Schlösserverwaltung und der Gemeinde Schwangau. Der größte Teil der Fotos stammt von eben jenen Klaus und Wilhelm Kienberger.
Nach der umfangreichen „Baugeschichte des Schlosses“ wird der Leser direkt über den „Roten Gang“ zum Vorraum des 3. Obergeschoß geführt. Von dort aus werden alle Räume im 3. und 4. Obergeschoß erläutert. Neben den 161 Abbildungen findet man dort ausführliche Informationen zu den Räumen, der Einrichtung, den Bildern und den jeweils dargestellten Sagen.
Ein „Muss“ für jeden, der mehr über das Schloss erfahren möchte, als nur eine kurze Übersicht.
Neuschwanstein, Linderhof, Herrenchiemsee –
Schlösser und Leben König Ludwigs II. (Buch)
2011 ist im Verlag Wilhelm Kienberger GmbH ein weiteres Buch (ISBN 978-3-933638-65-6) erschienen. Den Text schrieb Klaus Kienberger. Den genannten Schlössern wird jeweils ein großes Kapitel gewidmet, wobei Schloss Nymphenburg und Schloss Hohenschwangau diesen vorangestellt kurz beschrieben werden. Auch hier finden sich einige Highlights, wie Entwürfe – wie z. B. vom nicht fertiggestellten Thronsaal. Eine kleine Karte und zwei Zeittafeln in den klappbaren Buchdeckeln mit Daten aus dem Leben Ludwigs und dem „Weltgeschehen“ runden das 132-seitige Buch ab.
Dieses Buch ist im Buchhandel oder direkt in Lechbruck erhältlich.
Neuschwanstein, Linderhof, Herrenchiemsee –
Schlösser und Leben König Ludwigs II. (DVD/BluRay)
Im Jahr 2012 ist dann die DVD mit dem gleichen Titel erschienen; der 85 minütige Film ist auch als BluRay als Full-HD-Video erhältlich. Leider ist der Hülle kein Booklet beigefügt – dafür sind aber mehrere Tonspuren (neben englisch und französisch auch italienisch, spanisch, chinesisch und russisch).
Neben den Bildern sind eben auch viele – darunter auch virtuelle – Fahrten zu den und durch die Schlösser.
Wer also nach erfolgreicher Trüffeljagd sich die Zeit und die Ruhe nimmt, um sich ein großartiges Mahl für Auge und Ohren zu bereiten, wird die Zeit vergessen und hat wunderbare Momente um Ludwigs Schlösser genießen können.
Das Projekt „Mein Ludwig 2 Theater und seine Figuren“ wurde im Oktober 2010 nach der Ankündigung der Wiederaufnahme des Musicals „Ludwig 2″ von Lukas Gerber (damals 12 Jahre alt) aus dem Saarland gegründet. Die Idee dafür entstand bereits 2005 nach dem ersten Besuch des Ludwig² Musicals in Füssen.“
Im letzten Sommer habe ich in 9 Wochen ein komplett neues Theater gebaut.
Das Theater besitzt eine komplexe Lichttechnik bestehend aus 90 Stimmungslichtern und 11 Spot-Scheinwerfern sowie eine extra Beleuchtung für das Prospekt. Diese Lichttechnik wurde freundlicherweise von www.ledkauf24.de für mein Theater entworfen.
Das Theater verfügt über eine eigene Drehbühne und einen echten „kleinen Starnbergersee“ wie im Festspielhaus in Füssen. In diesen „kleinen Starnbergersee“ mündet ein Wasserfall und entspringt eine Wasserfontäne.
Auch eine neue Rauchmaschine hat das Theater erhalten.
Das neue Theater präsentierte ich dann in einem Video zum 170.Geburtstag Ludwig II. am 25.08.2015 in Zusammenarbeit mit Janet & Marc und Nic Raine: „Lebe deinen Traum“.
Kurz nach der Präsentation des neuen Theaters fand die alljährliche Königsgala im Festspielhaus in Füssen statt. Dort war ich auch Gast und habe viele Darsteller und Teile des Kreativ-Teams wieder getroffen. Das durchweg positive Feedback ehrt meine Arbeit und freut mich sehr.
Passend zu dem neuen Theater war dann auch endlich eine neue Homepage nötig.
Hier kann man sich außerdem für einen monatlich erscheinenden Newsletter anmelden.
Vor kurzem konnte ich noch eine Erweiterung meines Theaters, einen Schnürboden, vorstellen.
Meine Facebook-Seite hat übrigens die 130er Marke „geknackt“, vielen Dank!
Ich freue mich zudem sehr auf den Sommer in Füssen, denn Ludwig² wird wieder im Festspielhaus aufgeführt und das Musical „Der Schwanenprinz“ feiert Welturaufführung.
Bayerns unglücklichster König
Otto I., der Bruder Ludwigs II.
Alfons Schweiggert
Verlag Sankt Michaelsbund, München 2015
ISBN 978-3943135664
288 Seiten, 19,90 EUR
Bereits 1992 veröffentlichte der emsige Autor Alfons Schweiggert ein 159-seitiges Bändchen zum „Schattenkönig – Otto der Bruder König Ludwig II. von Bayern – ein Lebensbild“. Nachdem er sich inzwischen mit der Psychopathologie Ludwigs intensiv beschäftigt hat und den Arzt Dr. Bernhard von Gudden vorstellte, publizierte der Autor ein Buch über Gudden und war Kurator einer Ausstellung in Benediktbeuern. So ist es nur folgerichtig, mit der Herausgabe eines neuen Buches „dem Schattenkönig Otto I. mit diesem spannenden Lebensbild ein ergreifendes Denkmal“ zu setzen.
Der Autor
Alfons Schweiggert veröffentlichte vielbeachtete Bücher über König Ludwig II., u.a. „Der Kronprinz. Kindheit und Jugend Ludwigs II.“ (1985); „Ludwig II. Seine triumphale Frankenreise“ (2011); „Die letzten Tage König Ludwigs II. von Bayern“ (2014); „Dr. Bern-hard von Gudden, der Gutachter Ludwigs II.“ (2014). Seine Bücher sind immer hervorragend recherchiert und in einem Stil geschrieben der gleichzeitig spannend aber auch lehrreich ist. Es geht ihm beim Schreiben immer darum den Leser mit seinen Sachbüchern so zu faszinieren, dass dieser sie gerne liest, wie einen spannenden Roman.
Das Buch
Das Buch im Format 14,4 x 21,3 cm ist gut aufgemacht. Neben einem Textteil befinden sich in der Mitte 16 thematisch geordnete Bildseiten in schwarz/weiß und auch in Farbe. Einige noch nie veröffentlichte Portraits des verrückten Königs sind dort zu finden. Das umfangreiche Inhaltsverzeichnis zeigt, dass die einzelnen Kapitel und Unterkapitel kurzgehalten sind, was dem Lesefluss sehr zuträglich ist. Eine Zeittafel am Schluss des Buches lässt das Leben von Otto I. noch einmal in Kurzform am Leser vorüberziehen. Ganz selbstverständlich gehören zu einem guten Sachbuch ein Literaturverzeichnis, ein Nachweis der Bilder und ein Personenregister. Für die Fachleute ganz wichtig sind die Fußnoten, die immer wieder die Quellen angeben aus denen Schweiggert geschöpft hat.
König Otto I. von Bayern
In der Aufzählung der bayerischen Könige wird Otto zumeist regelrecht vergessen oder gar mit seinem Onkel, König Otto I. von Griechenland (1815-1867), verwechselt. Er verkümmert zur Randnotiz in Bayerns Geschichte, siechte er doch mehr als die Hälfte seines Lebens, an einer unheimlichen Geisteskrankheit leidend, in Schloss Fürsten-ried dahin, ohne auch nur eine Stunde lang zu regieren. Er starb mit 68 Jahren. Seine Regierungszeit war immerhin die längste eines bayerischen Königs. Sie ging von 1886 bis 1916, also 30 Jahre.
Der Inhalt
König Ludwig II. von Bayern kennt alle Welt. Tausende Bücher, Artikel und Aufsätze wurden über ihn veröffentlicht. Über seinen Bruder Otto ist nur wenig bekannt. Alfons Schweiggert selbst hat im Jahre 1992 schon einmal ein Buch über Otto I. veröffentlicht, das den Titel „Schattenkönig“ trägt. 1999 hat der Autor Wolfgang Müller in einem Buch diesem König einen längeren Artikel gewidmet. Die nun vorliegende neue Biographie geht aber viel weiter. Sie beschreibt in chronologischer Reihenfolge Prinz Ottos Kindheit und seine Jugendjahre. Dann befasst sich Schweiggert sehr ausführlich über die Krankheit des bayerischen Königs und das in einer Genauigkeit die fasziniert und erstaunt. Dies alles wurde bisher unter Verschluss gehalten und noch niemals so zusammenhängend der Öffentlichkeit präsentiert. Dann befasst sich der Autor mit dem Thema: Warum wurde Prinz Otto König, obwohl er doch verrückt war? Die meiste Zeit verbrachte der verrückte König hinter verschlossenen Türen, zuletzt als „Einsiedler von Fürstenried“. In einem weiteren Kapitel wird der Tod von König Otto thematisiert, der im Jahre 1916 eingetreten ist. In dem Kapitel „König Otto I., der vergessene König“ befasst sich Schweiggert mit den vielen Gerüchten und seltsamen Geschichten um König Otto. Diese sind mindestens genauso spannend wie die über König Ludwig II. Seit dem Tod dieses Königs haben sich viele Psychiater Gedanken über die Krankheit Ottos gemacht und lange Abhandlungen geschrieben. Auch diese werden ausführlich dargestellt. Im letzten Kapitel, mit Epilog betitelt, geht der Autor auf Suche nach des Spuren König Ottos I., welche in Bayern noch zu finden sind.
Resümee
Es wurde Zeit, dass dieses Buch geschrieben wurde. Wer König Ludwig II. verstehen will, muss auch das Leben und Schicksal seines Bruders kennen. Beide waren ein Leben lang enger miteinander verbunden, wie bisher angenommen wurde. Die Einblicke, die das Buch in das tragische Schicksal Ottos gewährt, lässt so manche Verhaltensweisen und Aktivitäten Ludwigs II. besser verstehen. Ein sehr empfehlenswertes Buch.
Die Ausstellung
Zu seinem Buch über den Arzt Dr. Bernhard von Gudden gab es in Benediktbeuern und in Prien eine von ihm selbst zusammengestellte sehr erfolgreiche Ausstellung. Auch zu dem vorliegenden Buch über König Otto I. von Bayern hat Alfons Schweiggert eine Ausstellung zusammengestellt die im Sommer ebenfalls in Benediktbeuern zu sehen sein wird. Darauf darf man sicherlich gespannt sein, denn über diesen relativ unbekannten bayerischen König hat man sich noch niemals die Mühe gemacht, ihn der bayerischen Bevölkerung näher zu bringen. Das hat einen ganz einfachen Grund – Otto I. war verrückt. Die Ausstellung wird vom 12. Mai 2016 bis zum 12. Juli 2016 in Benediktbeuern zu sehen sein.
(c) Erich Adami
Die Vernissage der Ausstellung findet am 12. Mai 2016 statt. Zu dieser Ausstellung haben sich bereits einige Fachleute zu Vorträgen bereit erklärt, so Prof. Dr. Hans Förstl, Direktor der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie der TU München über „Ottos Krankheit und die Münchner Psychiatrie“, Dr. Hadumod Bußmann über „Die Beziehung Prinzessin Thereses von Bayern zu Otto“, Prof. Dr. Reinhard Steinberg, ärztl. Direktor a. D. des Pfalzklinikums für Psychiatrie und Neurologie über „Ottos Erkrankung“ und Prof. Dr. Matthias M. Weber, Leiter des Historischen Archivs des Max-Planck-Instituts für Psychiatrie in München, über „König Ottos Aufenthalt in Schloss Fürstenried“.
Am 09. Juni 2016, 19:00 Uhr, findet in der Münchner Buchhandlung Lesetraum, Herzog-Wilhelm-Str. 5, die Buchpräsentation der Biographie über Otto I. statt.
Restauratoren reinigen im Marstallmuseum den Kleinen Galawagen König Ludwigs II.
Besucher können die Arbeiten am Prunkfahrzeug beobachten
Wie die Bayerische Schlösserverwaltung bekannt gibt erwartet die Besucher des Marstallmuseums derzeit eine besondere Attraktion: Noch etwa zwei Wochen dauern die Restaurierungsarbeiten am Kleinen Galawagen König Ludwigs II. In rund 450 Arbeitsstunden reinigen Restauratoren vor Ort die Gold-Fassung der rund zwei Tonnen schweren und prunkvollen Kutsche. Sie konservieren die wertvolle Fassung bzw. ergänzen sowie retuschieren diese. Dasselbe gilt für Metallteile und die vergoldeten Bronzen. Die Kosten dafür belaufen sich zusammen mit der Sicherung und Konservierung der Textilien auf rund 45.000,- Euro.
Nach der Restaurierung des Neuen Galawagens (2014/2015), des Zweiten Nymphenschlittens (2013) und des Galaschlittens mit Putten (2011) ist der Kleine Galawagen das vierte Fahrzeug König Ludwigs II., das bald in neuem Glanz erstrahlen wird.
Großzügig finanziert wird die Restaurierung von der Meitinger-Stiftung. Prof. Dr. Otto Meitinger, der die Stiftung gemeinsam mit seiner verstorbenen Frau Dr. Erika Meitinger und seiner verstorbenen Schwester Dr. Charlotte Meitinger errichtet hat, war bis 1995 Präsident der Technischen Universität München, leitete als Architekt und Denkmalpfleger in den 1950er Jahren den Wiederaufbau der Residenz München und ist den Schlössern und ihren Kunstsammlungen sehr verbunden.
Der Kleine Galawagen – ein Multifunktionsfahrzeug mit Rädern und Kufen
Der Kleine Galawagen von 1878 (Schlitten mit Kasten) bzw. 1879 (Wagenkasten) ist das einzige erhaltene Multifunktionsfahrzeug des Münchner Hofs, der stets Kutschen mit Ersatz-Schlittenkufen für den Winter besaß. Trotz der prunkvollen Ausführung im Stil des Neo-Rokoko mit detailreichem figürlichen Schnitzwerk war der Wagen ein funktionsfähiges Fahrzeug, das in der Umgebung von Schloss Linderhof und Hohenschwangau von Ludwig II. für Fahrten zu jeder Jahreszeit verwendet wurde.
Im Sitzkasten befand sich ehemals eine Elektro-Batterie, mit der die Glaslaternen beleuchtet werden konnten. Der Königliche Hofwagenfabrikant Johann Michael Mayer erhielt für den „neuen blauen Prachtschlitten“ die stattliche Summe von 140.000 Mark, für das Wagengestell nochmals rund 118.000 Mark. Die kostbaren Gala-Geschirre (es wurde sechsspännig gefahren, in roter oder blauer Ausstattung) kosteten pro Geschirr ca. 5.500 Mark, also waren zwei komplette Geschirrsätze 66.000 Mark wert.
Das Marstallmuseum
Die weltweit einzigartige Sammlung von Kutschen König Ludwigs II. sowie der gesamte Bestand von Staats- und Galawagen der Wittelsbacher – insgesamt über 40 Fahrzeuge aus über 300 Jahren – war bis zum 2. Weltkrieg im alten Marstall am Marstallplatz nahe der Münchner Residenz untergebracht. 1952 wurde das Marstallmuseum in den ehemaligen Stallungen des Nymphenburger Schlosses eingerichtet. Das Marstallmuseum zählt zu den bedeutendsten seiner Art weltweit.
Schloss Linderhof feiert mit einer exotischen „König-Ludwig-Nacht“ am 25. August den 170. Geburtstag des Königs
Kartenreservierungen für Sonderführungen und Konzert sind seit Samstag (1.8.) möglich
Exotisches im Graswangtal gibt es bei der diesjährigen „König-Ludwig-Nacht“ zu entdecken. Schloss Linderhof feiert am 25. August mit einem Festabend unter dem Motto „Orient in Linderhof“ den Geburtstag König Ludwigs II. von Bayern.
1500 Kerzen und Feuerschalen mit Weihrauch beleuchten die Gartenanlagen effektvoll
Die Festlichkeiten starten um 14.30 Uhr im Maurischen Kiosk mit Märchen aus 1001 Nacht für Kinder. Das Abendprogramm lädt ab 20.00 Uhr zu einem halbstündigen Konzert sowie zu Themenführungen durch den Schlosspark. Die Gartenanlage um das Schloss erstrahlt dank rund 1500 Kerzen in besonderem Licht. Feuerschalen mit Weihrauch lassen orientalische Düfte durch den Park ziehen.
Ab 21.20 Uhr beginnen die beliebten Nachtführungen mit musikalischer Untermalung im Schloss. Szenenische Lesungen am Marokkanischen Haus bringen den Besuchern die Orientbegeisterung in der Zeit Ludwigs II. nahe. Im Maurischen Kiosk entführen spannende Berichte von verwegenen Touristen, die vor 150 Jahren den Orient wirklich bereisten, die Besucher in längst vergangene Zeiten. Der Stummfilm „Sumurun“ aus dem Jahre 1920 bietet laut Lexikon des internationalen Films „… eine filmische Reise in ein Universum der Gefühle und Leidenschaften“. Die Vorführung findet im Musikpavillon statt.
Kostenlose Reservierungen für die Schlossführungen sind ab Samstag (1. August) unter Tel. (0 88 22) 92 03-21, Fax (0 88 22) 92 03-11 und sgvlinderhof@bsv.bayern.de möglich. Der Eintritt ins Schloss beträgt 11,50 Euro. Alle übrigen Programmpunkte sind kostenlos. (www.linderhof.de)
Königlich speisen im Schlosshotel beim „Menu en bleu royal“
Im Schlosshotel Linderhof kann man um 17.30 Uhr die „König-Ludwig-Nacht“ auch bei einem exklusiven Abendessen genießen. Tischreservierungen für das „Menu en bleu royal“ unter Tel. (08822) 7 90, Fax (08822) 43 47 und unter info@schlosshotel-linderhof.com.
„Dem Himmel nah“ – Bergmesse am Königshaus am Schachen
Die Bergmesse anlässlich der 170. Wiederkehr des Geburtstages des beliebten bayerischen Monarchen am 25. August ist ein Besuch, den man sicher nicht so schnell vergisst. Nach einem rund zehn Kilometer langen Aufstieg zu Fuß vom Elmauer Wanderparkplatz zum Königshaus können die Bergsteiger einen Gottesdienst in 1800 Metern Höhe vor grandiosem Bergpanorama erleben.
Die katholische Messfeier wird traditionsgemäß vom Pfarrer der Partenkirchener Pfarrei Maria Himmelfahrt zelebriert und beginnt um 11.00 Uhr. Einheimische Musikanten spielen dazu alpenländische Weisen.
Der auf 1866 Metern im Wettersteingebirge gelegene Zufluchtsort König Ludwigs II. ist nur zu Fuß erreichbar. Die Gehzeit beträgt je nach gewähltem Weg drei bis vier Stunden. Eine Mountainbike-Route startet von Klais bei Garmisch-Partenkirchen aus und führt Richtung Wettersteinalm zum Königsweg. Bitte achten Sie auf geeignetes Schuhwerk und Kleidung, denn die Bergmesse findet bei jeder Witterung statt.
Laut Auskunft der Bayerischen Staatsforsten, Forstbetrieb Oberammergau werden keine Sonder-Fahrgenehmigungen für die Schachenstraße erteilt. Familie Leitenbauer, die Pächter des Schachenhauses, informiert gerne über freie Plätze zum Übernachten in der Berggaststätte unter (0172) 876 88 68 und www.schachenhaus.de.
Im Anschluss an die Messe können Sie das Schachenhaus besuchen. Täglich finden um 11 Uhr, 13 Uhr, 14 Uhr und um 15 Uhr Führungen statt, bei reger Nachfrage werden weitere Touren angeboten. Der Eintritt kostet 4,50 Euro (ermäßigt 3,50 Euro).
Pressemitteilung 27. Juli 2015
Bayerische Schlösserverwaltung
Besucherinformation 2015 Staatliche Schlösser und Gärten in Bayern.
Jedes Jahr erscheint eine aktualisierte Besucherinformation (zweisprachig: deutsch/englisch) von der Bayerischen Schlösserverwaltung mit den wichtigsten Informationen zu den Staatlichen Schlössern und Gärten in Bayern.
Jeder Sehenswürdigkeit ist (mindestens) eine Seite gewidmet: Ein Foto mit einer kurzen Erläuterung wird flankiert mit einer farblich abgesetzten Info-Spalte.
Darin findet man „Information“, also Anschrift und Kontaktmöglichkeiten (Telefon, Telefax, Mail) und – falls vorhanden – die Internet-Adresse. Dazu werden die Öffnungszeiten, die jahreszeitlich variieren können, und Daten zu Führungen angegeben. Auch Preise und Informationen für behinderte Besucher sind nicht ganz unwichtig, ebenso wie meist vorhandene Museumsläden und Cafés. Parkplätze und vor allem die Möglichkeiten der Anreise mit dem öffentlichen Nahverkehr werden angegeben.
Das Heft wird mit einer ausklappbaren Übersichtskarte und einer alphabetischen Objektliste abgerundet.
Wer also die ganzen Angebote der 45 Burgen, Schlösser und Residenzen und 25 historischen Gärten genießen möchte, sollte sich das schmale Heftchen für 1 Euro zulegen und wird an einer günstigen Jahreskarte (45 Euro) nicht vorbeikommen. Es lohnt sich!
Die Broschüre gibt es in den Shops, kann aber auch direkt bestellt werden.
Nicht ganz zufällig ist auf dem Titelbild der Broschüre ein „schildhaltender Löwe“ vor der Residenz in München abgebildet.
2015 steht nämlich ganz im Zeichen des bayerischen Löwen – diesem widmet sich eine Wanderausstellung, die den Löwen aus und in verschiedenen Perspektiven zeigt.
Dabei handelt es sich nicht speziell um einen Ausstellungskatalog, sondern eher eine Ergänzung zur Ausstellung mit zahlreichen Informationen zu den Objekten, die natürlich auch vorgestellt werden. Darüber hinaus ist es eine exzellente Präsentation der verschiedenen Orte, an denen eben jener Löwe dargestellt wird.
Obwohl es im Europa des Mittelalters keine (frei lebenden) Löwen gab, wurden sie aber in den antiken Mythologien schon erwähnt. Auch in Dichtung und Fabeln (wie z. B. der Bibel) kommt der Löwe ebenso wie als Beinamen (z. B. Richard Löwenherz) vor.
Als Wappen und Symbol taucht der Löwe etwa Anfang des 12. Jahrhunderts auf und steht für Vornehmheit, Tapferkeit, Ritterlichkeit, Kraft, Stärke, Mut und natürlich Macht.
Warum ist der Löwe aber nun Bayerns Wappentier?
Dr. Markus Söder, MdL, Bayerischer Staatsminister der Finanzen, für Landesentwicklung und Heimat, schreibt dazu im Vorwort:
Der Löwe als heraldisches Symbol ist kurzpfälzischen Ursprungs und stand darüber hinaus jahrhundetelang für Altbayern. (…) Unter anderem steht er auch für das Land Bayern, dessen Symboltier er besonders im 19. Jahrhundert wurde. Damit bildete er eine Alternative zum preußischen Adler.
Zu den Exponaten und deren Auswahl schreibt Dr. Söder:
Für die Wanderausstellung werden Löwen aus den verschiedenen bayerischen Regionen, unterschiedlichen Zeiten und aus unterschiedlichen Materialien zusammengeführt. Die ausgewählten Exponate stellen eine „Menagerie bayerischer Löwen“ dar und erzählen unterschiedliche Geschichten zu ihrer Herkunft, Bedeutung und Funktion.
In fünf Kapiteln geht das Autorenkollektiv der Museumsabteilung der Bayerischen Schlösserverwaltung, München, auf die Fährte des bayerischen Löwen:
Der Löwe als Hüter des Hauses (Einführung)
1. Im Zeichen des Löwen – Der Löwe als bayerisches Wappentier
Darunter: Die Entwicklung des bayerischen Wappens
2. Der bayerische Herkules – Phantastischer Ahnherr und Herrscherideal
3. König der Tiere – Tier der Könige
4. Das Tier an ihrer Seite – Bavaria und der bayerische Löwe
5. Löwen allerorten – Schlösser-Interieurs
Literatur und weitere Informationen (Anhang)
Wenn auch König Ludwig II. von Bayern ein bisweilen gespaltenes Verhältnis zu Bayern hatte, so war es doch seine Heimat und selbstverständlich taucht der bayerische Löwe auch in/bei seinen Bauten auf. So z. B. auf dem Dach von Neuschwanstein und im Park von Linderhof.
Katharina Heinemann M.A., Referentin in der Museumsabteilung der Schlösserverwaltung, schreibt (S. 94) über den „unerwünschten Löwen“ in Schloss Herrenchiemsee. Im Paradeschlafzimmer, das dem französischen König Ludwig XIV. gewidmet ist, mussten Löwen als Halter des Rautenwappens zwei Jahre nach deren Fertigstellung (1883) entfernt werden. Die Bavaria mit ihrem Löwen wacht aber bis heute an der Stirnwand oberhalb des Bettbaldachins. Für Heinemann Ausdruck „einer gewissen Inkonsequenz“.
Das Buch ist graphisch ganz hervorragend und mit den zahlreichen Bildern unterhaltsam gestaltet. Es ist darüber hinaus lehrreich mit Informationen zur Heraldik und natürlich zur bayerischen Geschichte.
Dr. Bernhard von Gudden, der Gutachter König Ludwigs II.
Rückblick auf die die Ausstellungen in Benediktbeuern und Prien und Ausblick
„Eine Ausstellung über Dr. Bernhard von Gudden, die gehört verboten. Über diesen unverantwortlichen Gutachter ist doch längst alles gesagt. Er ist und bleibt eine Unperson für einen jeden, der König Ludwig II. verehrt!“ Solche polemischen Forderungen wurden bereits 2013 im Vorfeld der für 2014 geplanten Ausstellung „Dr. Bernhard von Gudden, der Gutachter König Ludwigs II.“ laut, plagte doch einige Ludwig II.-Verehrer die – allerdings unbegründete – Angst, schon allein dadurch, dass man diesem Psychiater Aufmerksamkeit schenkt und ihn zu verstehen sucht, sei eine Verunglimpfung des Königs beabsichtigt.
Um es deutlich zu sagen: Die Ausstellung über Dr. Gudden, die vom 15. Mai bis 17. Juli 2014 im Kloster Benediktbeuern gezeigt wurde, entpuppte sich keinesfalls als Ausstellung gegen Ludwig II., sondern als eine Schau, die versuchte der Person und dem Werk jenes Psychiaters gerecht zu werden, der 1886 über Ludwig II. ein psychiatrisches Gutachten anfertigte. Die Ausstellung hatte das gesamte 62 Jahre währende Leben dieses Arztes im Blick und nicht nur die Tage der sogenannten Königskatastrophe vom 8. bis zu 13. Juni 1886. Wer lediglich diesem kurzen Zeitraum Aufmerksamkeit schenkt, so jemand kann der Person Dr. Guddens keinesfalls gerecht werden.
Kurator A. Schweiggert -Dr. Norbert Göttler- Prof. Dr. Hanns Hippius
Es ist schon seltsam, dass die Ausstellung die erste seit dem Tod des Psychiaters 1886 war, die sich an eine breite Öffentlichkeit wandte. Zwar waren bereits vorher in medizinischen Fachkreisen, bei Ausstellungen zur Geschichte der Psychiatrie sowie in psychiatrischen Symposien vereinzelt immer wieder Werk und Person Guddens thematisiert worden, auch in Doktorarbeiten und einigen Publikationen, doch vielfach gingen diese Vorhaben an der breiten Öffentlichkeit vorbei. Gerade ein breites Publikum aber war es, das mit dieser Ausstellung angesprochen werden sollte. Deshalb standen vorrangig auch nicht für den Laien oft schwer verständliche medizinische Exponate im Vordergrund, sondern Materialien, die bei einem breiten Personenkreis Interesse wecken wollten.
Dazu gehörte unter anderen ein Exponat, das eine kleine Sensation darstellte. Es handelte sich um die Totenmaske Dr. Guddens, von der selbst ausgewiesene Ludwig II.- Experten nicht wussten, dass sie überhaupt existiert. Die Geschichte ihrer Entdeckung im Städtischen Museum Rosenheim wurde hier erstmals dokumentiert. Die Totenmaske zeigt das Gesicht des Psychiaters mit allen seinerzeit von Augenzeugen beschriebenen Verletzungen und war somit ein bedeutendes Exponat. Sie war erstmals neben der Totenmaske des Königs zu sehen.
Was beabsichtigte diese erste Ausstellung über Dr. Gudden nun eigentlich?
Um es kurz zu sagen, sie wollte über die gesamte Person Dr. Guddens informieren, nicht nur über den Gutachter des Königs, sondern auch über einen wichtigen Psychiater der Vorfreudzeit, über einen gewissenhaften Forscher und Neuroantom, über den modernen Anstaltsleiter und respektierten Hochschullehrer und nicht zuletzt über den Menschen Gudden. Ja, sie wollte informieren, aber auch provozieren, vor allem jene, von denen bisher alle positiven Eigenschaften Guddens kategorisch ausgeblendet wurden und von denen er als unverantwortlicher Arzt diffamiert worden war. Das Ziel dieser Schau war es, zum Überdenken der vielfach vorgefassten Meinungen anzuregen, auch zum Diskutieren über all jene, im Sinne des Wortes „frag-würdigen“ Anschuldigungen, die man gegen diesen Psychiater seit seinem Tod vorgebracht hatte und die man bis heute noch immer vorbringt.
Aber war das wirklich die einzige Absicht?
Gudden-Ausstellung -Interview BR
Bei den Vorarbeiten zu dieser Ausstellung wurde ich mehrfach gefragt, warum mich denn ausgerechnet ein Psychiater interessiert, der doch schon vor immerhin 128 Jahren gestorben war. Sei der Grund also nur der, dass dieser Mann in enger Beziehung zu dem weltweit bekannten König Ludwig II. und dessen rätselhaftem Tod stünde? Sei darüber aber nicht schon alles Wesentliche gesagt und aufgeschrieben worden?
Wer glaubt, die Persönlichkeit Dr. Guddens sei nur im Hinblick auf die Person König Ludwigs II. von Interesse, der übersieht, dass dieser Psychiater zu einer Zeit lebte, in der sich die Psychiatrie erst ganz langsam zu einem ernst zu nehmenden medizinischen Wissenschaftsbereich zu entwickeln begann. Und Dr. von Gudden war als Neurologe einer der Protagonisten dieser Entwicklung. Seine Forschungsergebnisse werden noch heute wahrgenommen. Und wenn im Hinblick auf sein psychiatrisches Gutachten über Ludwig II. immer auch das Verhältnis von Psychiatrie und politischer Macht diskutiert wird, so ist dieser Aspekt ein bis heute aktuelles Thema geblieben, das die Medien beschäftigt.
Warf man Dr. Gudden als einem Vertreter der beginnenden Wissenschaft der Psychiatrie vor, durch sein Urteil einer politisch unliebsamen Person, nämlich Ludwig II., den Stempel der Verrücktheit aufgedrückt zu haben, so wurden im Lauf der vergangenen 128 Jahre ähnliche Vorwürfe auch in anderen Zusammenhängen immer wieder laut. Die Psychiatrie wurde also nicht nur bis zum Ende des 19. Jahrhunderts mehrfach als politisches Mittel eingesetzt und missbraucht, sondern ebenso danach und wie jüngste Vorwürfe zeigen auch in unserer Zeit und dies nicht nur in uns fernen Regierungssystemen, sondern auch im eigenen Land.
Nicht nur zur Zeit Guddens also, im Lauf ihrer Geschichte stand die Psychiatrie immer wieder auf dem Prüfstand und im Fokus öffentlicher Beurteilung. So verwundert es nicht, dass sich nach dem zweiten Weltkrieg als Gegenbewegung zur Psychiatrie etwa die sogenannte „Antipsychiatrie“ etablierte, deren Kritik sich nicht nur gegen Zwangsmaßnahmen richtet, sondern bis zur vollkommenen Ablehnung von psychiatrischen Diagnosen und Behandlungsmethoden reicht, ja, sich sogar gegen die Anwendung von Neuroleptika mit ihren umstrittenen Nebenwirkungen ausspricht. Fehlerhafte psychiatrisch-forensische Gutachten und falsche Behandlung von Patienten mit Psychopharmaka machen in schöner Regelmäßigkeit Schlagzeilen. Ebenso werden Forderungen nach Korrekturen von Regeln im Umgang mit psychisch kranken Menschen in der breiten Öffentlichkeit lebhaft diskutiert. Immer wieder brechen auch Ängste auf, wenn bekannt wird, dass wieder einmal eine Person aufgrund fehlerhafter Gutachten unrechtmäßig in die Psychiatrie eingewiesen wurde. Bis heute fordern Kritiker mehr Schutz für betroffene Patienten und eine Verbesserung der Qualität psychiatrischer Versorgung und Behandlung von psychisch Kranken, ein Anliegen, das Dr. von Gudden bereits 1855 in seiner Wernecker Anstalt mit den damals noch erheblich eingeschränkten Möglichkeiten erstmals zu realisieren versuchte.
Es ging in dieser Ausstellung also nicht allein um das Schicksal Dr. Guddens und um sein Verhalten, als die Psychiatrie noch in den Kinderschuhen steckte. Vielmehr stand ein höchst brisantes, und nach wie vor brandaktuelles Thema im Mittelpunkt, das seit Jahrzehnten die Öffentlichkeit beschäftigt, aber gerade auch in den letzten Jahren mehrfach im Fokus des öffentlichen Interesses stand und noch immer steht. Es ging in dieser Ausstellung um die Psychiatrie, um die Entwicklung dieses besonderen und immer wieder auch umstrittenen medizinischen Fachbereichs und um die Einstellung der heutigen Gesellschaft dazu.
Absicht der Schau war es deshalb, dass der in ihr gebotene Einblick in ein kleines Teilstück der Geschichte der Psychiatrie auch Interesse für die Psychiatrie von heute bewirkte, die immer wieder in der Kritik steht, ohne dass berücksichtigt wird, dass sich dieser medizinische Fachbereich mit zwei der am schwierigsten zu erforschenden Kontinente befasst, dem höchst komplizierten Gehirn des Menschen und seiner nicht weniger rätselhaften Psyche.
Gudden Ausstellung – Dr. Norbert Göttler – Kurator A. schweiggert – Walter Leicht. Rosenheim
Als wissenschaftliche Berater standen mir als dem Koordinator der Ausstellung neben Historikern auch etliche Psychiater zur Verfügung, darunter der Ururenkel Guddens, Dr. Wolfgang Gudden, sowie Prof. Hans Förstl, der für den Katalog einen eigenen Beitrag verfasste, ebenso Prof. Adrian Danek, Prof. Reinhard Steinberg und Prof. Gerd Laux, die mit interessanten Vorträgen die Ausstellung begleiteten. Große Zustimmung erfuhr die Schau auch von Prof. Hanns Hippius und Prof. Heinz Häfner. Die sehenswerte Filmdokumentation „Dr. Bernhard von Gudden, Pionier der Hirnforschung und Nervenarzt König Ludwigs II.“ des Regisseurs Michael Harles durfte während des gesamten Ausstellungszeitraums gezeigt werden. Positiv reagierte die Kritik auf den zur Ausstellung erschienenen Buchkatalog „Der Mann, der mit Ludwig II. starb. Dr. Bernhard von Gudden, der Gutachter des bayerischen Königs“ (Husum Verlag), der alle Facetten dieses Arztes auffächert sowie sämtliche gegen ihn erhobenen Vorwürfe thematisiert und auf ihre Stichhaltigkeit überprüft. Des Weiteren informierte als Ergänzung zum Buchkatalog der im München-Verlag erschienene Band „Die letzten Tage im Leben König Ludwigs II.“ (Erich Adami/ Alfons Schweiggert) minutiös über sämtliche Ereignisse der letzten Tage des Königs.
Infolge des großen Anklangs, den die Ausstellung 2014 in Benediktbeuern fand, wurde sie ein Jahr später im Heimatmuseum Prien vom 16. April bis zum 14. Juni 2015 wiederholt. Die Besucherzahl für beide Ausstellungen belief sich auf viereinhalb bis fünftausend Besucher. Dies berechtigt zur Hoffnung, dass die Ausstellung und damit Leben und Wirken Dr. Bernhard v. Guddens auch künftig nicht in Vergessenheit geraten. Der Historiker Prof. Hermann Rumschöttel, den die Ausstellung sehr beeindruckte – „Sie verdient wirklich größte Aufmerksamkeit!“ – regte an „über eine Präsentation in München nachzudenken. Ich glaube“, so seine Ansicht, „dass man dadurch die Besucherzahl deutlich erhöhen könnte – zumal die Münchner Presse – wenn ich das richtig verfolgt habe – über die Ausstellung sehr positiv geurteilt hat.“
Gudden Vortrag Seidlvilla München – Schweiggert
Vielleicht könnte die angeregte Wiederholung der Ausstellung in München spätestens im Sommer 2024 zum 200. Geburtstag Dr. Guddens stattfinden. Zunächst aber wird die Präsentation aller Ausstellungstafeln Ende 2016 im Psychiatriemuseum Wasserburg am Inn als Dauerausstellung erfolgen. Dieses Museum gehört zum kbo-Inn-Salzach-Klinikum (Gabersee 7, 83512 Wasserburg am Inn). Die dort präsentierten medizinhistorischen Exponate thematisieren den Weg von der „Kreisirrenanstalt Gabersee“ zum Klinikum in Wasserburg. Und dazu gehört maßgeblich auch die Person Dr. Guddens. Ansprechpartner für die Übernahme der Ausstellung durch andere Interessenten ist künftig also das Psychiatriemuseum Wasserburg. Weitere denkbare Ausstellungsorte, die bereits Interesse äußerten, sind: die Stadt Kleve, Geburtsort Dr. Guddens/ die Psychiatrische Klinik Schloss Werneck; diese Anstalt hat Gudden aufgebaut/ die Stadt München; hier war Dr. Gudden 1872 bis 1886 ordentl. Professor für Psychiatrie / die Münchner Klinik an der Nussbaumstr., deren Vorgänger-Einrichtung Dr. Gudden leitete.
Nach dem Besuch einer Ausstellung über den bis heute umstrittenen Künstler Joseph Beuys schrieb ein Besucher ins ausgelegte Gästebuch: „Ich gehe nach Hause und weiß, dass ich von vorne anfangen muss, wenn ich diesen Mann verstehen will.“ Wenn ein solcher Gedanke – nämlich mit der Beurteilung Dr. von Guddens neu anfangen zu müssen – auch dem einen oder anderen nach dem Besuch der Ausstellung in Benediktbeuern und Prien durch den Kopf gegangen ist und künftig auch im Psychiatriemuseum Wasserburg beschäftigen wird, dann hätte sich die umfangreiche Arbeit an dieser Ausstellung gelohnt und ihren Zweck erfüllt.
Das Königshaus am Schachen ist kein Jagdhaus – König Ludwig II. von Bayern verabscheute die Jagd – und es ist auch kein Schloss, eher eine bürgerliche Villa. Dennoch hat es von beidem etwas. Durch seine wunderbare Lage in den Bergen ist es recht schwer erreichbar und belohnt gleichzeitig mit einem herrlichen Ausblick in die Landschaft und fantastischen Einblicken. Der Schachen liegt in der Nähe von Garmisch-Partenkirchen, das Königshaus gehört zur Verwaltung von Schloss Linderhof.
Wer Antworten zum Königshaus in der Literatur sucht, der wird in zahlreichen Reisebegleitern und „Führern“ fündig. Meist ist das Königshaus im Zusammenhang mit Schloss Linderhof zu finden. Nun hat die Bayerische Schlösserverwaltung in diesem Jahr einen neuen „Amtlichen Führer“, bearbeitet von Dr. Uwe Gerd Schatz, herausgegeben, das wir hier vorstellen möchten.
Stil und Heimat
Oft wird der Stil des braunen Hauses unter der Wetterwand für bayerisch oder schweizerisch gehalten. Dabei ist das Haus ganz klar im Äußeren an der Kunstrichtung des Bosporus orientiert. Der Orient in den Alpen. Die Ornamente in der Fassung und die Giebelstirnseite „haben nichts mit heimischer Bautradition zu tun. Sie sind Vorbildern aus der osmanischen Holzarchitektur entnommen“ (Seite 14). So verwundert es schon etwas, wenn der für die Schlösser zuständige bayerische Staatsminister, Dr. Markus Söder, im Begleittext von einem „Sinnbild unserer Heimat“ und der „Schönheit und Geschichte Bayerns“ schreibt. Wir widmen uns lieber dem Inhalt des „Führers“ und dem Königshaus selbst.
Das Jagdhaus
Schon im Herbst 1869 hat der 24 Jahre alte König Ludwig II. seine Bauabsichten geäußert und einen Reitweg anlegen lassen. Offiziell hieß es lange Zeit Jagdhaus, aber es fanden dort natürlich keine Jagden statt. Überhaupt fanden zu seiner Regierungszeit keine Hofjagden statt. Sie wurden erst unter Prinzregent Luitpold wieder eingeführt, der mit seinen Gesellen später auch auf dem Schachen hauste (Wolfgang S. Madl: „Die Allerhöchste Jagd in Oberammergau unter König und Prinzregent“, Winzer 2005).
Mit dem Bau wurde der 39jährige Architekt Georg von Dollmann beauftragt. Das Haus wurde zunächst mit einem modernen Grundriss in traditioneller Holzbauweise im Stil großbürgerlicher Villen gebaut und war schon im Herbst 1870 fertig gestellt. Man kann den ursprünglichen Bau noch im Erdgeschoss des heutigen Gebäudes erkennen: ein erdgeschossiger Ständerbau mit Satteldach und niedrigem Obergeschoss.
Ganz typisch für Ludwig war, dass er schon bald Änderungen vornehmen ließ. Wichtig war ihm, dass das „Türkische Zimmer“ im Obergeschoss „gegenwärtig keinem solchen ähnlich sähe“. So wurde quasi quer über dem Erdgeschoss ein Saal errichtet, der auf einer Balkensubkonstruktion errichtet war. Ludwig hatte sich Fotografien von den Häusern der griechischen Priester auf den Prinzeninseln vor Istanbul und dem Palast Selims III. besorgen lassen und war auch sonst in der zeitgenössischen Literatur, in Reiseberichten und Bildern fündig geworden.
Der Umbau wurde bis August 1872 fertig gestellt und in dem Zustand sieht man das Haus noch heute. So hat Ludwig das Haus jedes Jahr besucht, „mindestens einmal im Jahr zur Zeit seines Geburtstages am 25. August, meistens noch ein zweites Mal im September, manchmal sogar noch im Oktober“.
In dem Büchlein sieht man die Grundrisse und Aufrisse auf den Seiten 10 bis 13 sehr schön gegenübergestellt. Allein die beiden Seitenbalkone über den freien Dächern des ehemaligen Hauses existieren heute nicht mehr; ein Foto von 1886 findet sich aber auf Seite 14.
Engagiert wurden für den Bau und die Einrichtung ausschließlich einheimische Firmen und Künstler; so zum Beispiel Maurer, Zimmermänner und Schreiner, Maler und Anstreicher, Schlosser, Glaser, Bildhauer und Vergolder – damit ist dann doch wieder etwas „Heimat“ eingebunden.
Ein Rundgang
… durch das Erdgeschoss: Die Wohnräume
Ab Seite 25 beginnt dann der eigentliche Rundgang, zunächst durch die Wohnräume im Erdgeschoss. Hier sind alle Räume mit Zirbelholz vertäfelt. Die Wandvertäfelungen, Öfen und Möbel sind sämtlich sehr einfach gehalten, entsprechen dem beabsichtigten bürgerlichen Einrichtungsstil. Es sind heute leider nicht mehr viele persönliche Gegenstände Ludwigs vorzufinden.
Die vier Supraporten-Gemälde im Salon (Wohnzimmer) gehören aber noch dazu. Die auf den Seiten 26 und 27 abgebildeten Gemälde sind insofern sehr spannend, als dass sie helfen, den Menschen Ludwig besser zu verstehen.
Zwei Bilder zeigen Landschaften (Indien und Kaschmir), die das eigentlich gewünschte Umfeld darstellten. Er ließ sich damals auch zusammensetzbare Ausschnitte von verschiedenen Bühnenhintergründen anfertigen, um diese mit auf den Schachen nehmen zu können. Diese beiden verbliebenen Bilder sind Verkleinerungen der Bilder, die im Ostteil des inzwischen abgerissenen Wintergartens auf der Münchener Residenz abwechselnd verwendet wurden.
Ebenfalls nicht mehr vorhanden ist der auf dem dritten Bild dargestellte „Linderhof“, der ja mehrfach umgebaut wurde. Das vierte Bild zeigt einen Blick auf Schloss Hohenschwangau, von der unbebauten Stelle aus, an der heute Schloss Neuschwanstein steht. Diese vier Bilder haben also große Bedeutung für Ludwig gehabt.
Auch das Arbeitszimmer und das Schlafzimmer sind sehr schlicht in weiß und blau gehalten, von den Vorhängen, der Bettwäsche, bis hin zum Waschgeschirr. Im Schlafzimmer ist das einzige farbige Fenster im Erdgeschoss zu finden. Im so genannten Fremdenzimmer finden sich noch Bilder aus dem „Ring des Nibelungen“.
… zum Obergeschoss: Der Türkische Saal
Ins Obergeschoss führt eine wirklich sehr enge hölzerne Wendeltreppe. Man schlüpft förmlich in den Vorraum zu einer anderen Welt.
Dieser Vorraum ist durch riesige Vorhänge von dem eigentlichen Saal getrennt; ähnlich einem Bühnen-Vorhang im Theater gibt er das eigentliche Bild frei.
Der ganze Saal erschlägt den Beschauer mit den Farben Gold, Blau und Rot: in der Einrichtung, von den Wänden und durch die farbigen Fenster. Der Saal schafft einen fantastischen, im wahrsten Sinne entzückenden Eindruck, der durch die Ausstattung verstärkt wird. Der Raum ist in der mit weichen Sitzbänken umgebenen Mitte mit Kandelabern, Fächern aus Pfauen- und Straußenfedern, Weihrauchsäulen und einem Brunnen ausgestattet.
Auch wenn dieser heute wie tot wirkt, sollte einem bewusst werden, wie es erst gewirkt haben muss, wenn alles in Betrieb ist: die Kerzen leuchten, der Weihrauch und die orientalischen Düfte erfüllen den Raum. Dazu kommen der Duft von Mokka und Tee sowie das Plätschern des frischen Wassers aus der Raummitte. Die Lakaien waren in orientalische Kostüme gehüllt. Vorbild ist der entsprechende Raum im Palast von Eyüp/Istanbul.
Exkurse
Zwei Abstecher ergänzen die Kapitel. Auf den Seiten 16 bis 19 wird, farblich unterscheidbar, Ludwig Thoma aus seinen „Erinnerungen“ von 1919 zitiert, dessen Vater seit 1865 Oberförster in der Vorderriß war. Den Schilderungen ähnlich dürfte die Ausfahrt zum Schachen abgelaufen sein. Abgebildet ist neben Ludwig ein Bergwagen, wie der des Prinzregenten Luitpold von Bayern.
Der zweite Exkurs sind „Schilderungen Felix Dahns zu dessen Besuch bei König Ludwig II. im Königshaus auf dem Schachen im August 1873“ (Seiten 38-41). Allerdings enthalten diese Schilderungen nur einen Satz, der sich mit dem Schachen selbst beschäftigt. Überhaupt ist der Würzburger Professor für Rechtswissenschaften ein eher schlecht gewählter Zeuge. Hier hätte man andere Augenzeugen, wie zum Beispiel Luise von Kobell heranziehen können. Sie ergänzt ihre Schilderungen – neben den „duftenden Räucherpfannen“ – noch um die als Moslems verkleidete Dienerschaft und den Tabak. Gerade das macht ja die von Ludwig gewünschte mehrdimensionale virtuelle Realität aus.
„König Ludwig II. und die östliche Welt“
Kunstzeitschrift du, 1981
Das abschließende Kapitel versucht, die „Einflüsse und Vorbilder“ zu schildern, die Ludwig beeinflusst haben. So waren die Ursprünge durchaus in der Mode des 19. Jahrhunderts und damit ein Teil des Eklektizismus, also die dem Historismus typische Vermischung verschiedener Stile. Ludwig II. reiste bekanntermaßen selten, vor allem nicht in den Orient. Seine Kenntnisse erwarb er sich durch historische Literatur, Kataloge, Berichte über zeitgenössische Bauten, Ausstellungen und Opern- und Theateraufführungen, die sich mit dem Thema beschäftigten. Hier wird ganz deutlich – und man kann es eigentlich nicht oft genug erwähnen –, dass Ludwig „keine Ausnahme“ unter seinen Zeitgenossen (die es sich leisten konnten) war: „er war nur konsequenter und unbedingter“ (Seite 47).
Weitere seiner orientalischen 3D-Szenerien waren:
der bereits erwähnte Wintergarten auf der Münchener Residenz, mit einem Maurischen Kiosk, einer indischen Fischerhütte und einem indischen Königszelt
das arabisch-maurische Kiosk im Park von Schloss Berg
das maurische Kiosk im Park von Linderhof
das marokkanische Haus in der Nähe von Linderhof
Amtlicher Führer 1994/98
Im gleichen Stil geplant waren:
ein maurischer Saal im Palas von Neuschwanstein
ein byzantinischer Palast
ein chinesischer Sommerpalast
Die Schlussfolgerung, „diese monumentalen östlichen Bauprojekte (seien) weitere Beschwörungen eines absoluten Herrschertums“ können jedoch nur einen Teil des Gesamtanspruchs gewesen sein – ging es Ludwig doch viel mehr um das Eintauchen in die Kultur, in die Szenerie Richard Löwenherz‘, Kundrys und des Grals.
Den Abschluss des Büchleins bilden eine Chronik und eine Literaturauswahl.
Amtlicher Führer 2015
Zusammenfassung
Das Büchlein bietet auf 64 Seiten zahlreiche Bilder. Die Texte ähneln doch weitgehend der vorherigen Ausgabe des Begleitheftes, das ebenfalls als „amtlicher Führer“ von Gerhard Hojer und Elmar D. Schmid 1994/98 erschienen sind, das außer den zahlreichen Abbildungen zwei sehr schöne ausklappbare großformatige Bilder enthält.
Empfehlungen
So sollte man sich – neben dem aktuellen „Führer“ – unbedingt auch noch „Das Schachenschloss“ hinzuziehen. Das Büchlein, das laut passendem Untertitel „eine phantastische Verbindung von Kunst und Natur“ vorstellt, zeigt herrliche Bilder von der Natur, den Bergen und der Umgebung. Neben den ausführlichen Texten zu den Räumen und der Ausstattung findet sich hier auch der oben erwähnte Text von Luise Kobell. Den Abschluss bildet eine sehr schöne dreiteilige Karte mit verschiedenen Wanderwegen zum Königshaus.
Dem Thema „Der Orient König Ludwigs II. von Bayern“ ist eine Ausgabe der Kunstzeitschrift „du“ von Dezember 1981 gewidmet, die Unmengen von Hintergrundinformationen bietet.
Bezugsmöglichkeiten
Linderbichl: Schachenschloss 2007
Der „amtliche Führer“ ist über die Schlösserverwaltung in deutscher (ISBN 978-3-941637-35-1) und englischer (ISBN 978-3-941637-36-8) Sprache im Buchhandel sowie in den Museumsläden und in der Online-Buchhandlung der Bayerischen Schlösserverwaltung www.bsv-shop.bayern.de erhältlich. Der Verkaufspreis beträgt 4,50 EUR (zzgl. Porto und Verpackung). Ein Flyer bietet eine Übersicht mit Informationen, Öffnungszeiten, Verkehrsanbindungen und Gastronomie; er kann hier heruntergeladen werden.
„Das Schachenschloss“ ist nur im Direktvertrieb im Linderbichl Verlag, Oberammergau (C.Mise@t-online.de) für 6,45 EUR erhältlich.
Internet
Weitere Informationen sind im Antiquariat und im Internet zu finden:
Es gibt zweifellos Menschen, die polarisieren. Dazu gehört eindeutig der bayerische König Ludwig II. (1845-1886), der für die einen ein Träumer, ein Künstler auf dem Königsthron war. Ein ganz anderer Mensch war Bernhard Gudden, der den Lebensweg des Königs kreuzte. Für seine Kritiker hat Gudden „ein vernichtendes Urteil“ auf Grund von Aussagen „befangener medizinischer Laien“ gefällt und einen Menschen unter Druck für gänzlich unheilbar krank erklärt. Für den Arzt habe das Verlangen der bayerischen Regierung Vorrang vor der Behandlung und dem Wohl seines Patienten gehabt, so dass dieser „Verrat an seinem Beruf“ begangen habe. Für diese Kritiker ist Gudden eine „Unperson“.
Mit Zahlen von der Geburt zur Vermessung der Gehirne
In 10 Kapiteln mit einem umfangreichen Anhang beschreibt Schweiggert zunächst das Leben des Dr. Bernhard von Gudden, seine Lebensstationen von der Geburtsstadt Kleve am Niederrhein, wo er auch seine Jugend verbrachte, über Stationen des Studiums (Bonn, Halle und Berlin) bis hin zu seinen beruflichen Stationen von Siegburg über Werneck, Burghölzli und schließlich nach München.
Nach dem Lebens-Verlauf erfährt der Leser einiges über die „Psychiatrie zur Zeit Dr. Bernhard von Guddens“; vom Umgang mit Geisteskranken über die Irrenhausreform und schließlich dem recht jungen Ansatz des „No restraint“, also der Ablehnung von Zwangsmaßnahmen, der erst von seinen Zeitgenossen Ludwig Meyer und Wilhelm Griesinger in den deutschen Ländern Thema wurde. Schließlich beschreibt der Autor die „fünf Rollen des Dr. Bernhard von Gudden“ als Psychiater, Forscher, Anstaltsleiter, Lehrer und Gutachter.
Überhaupt scheint Schweiggert ein Anhänger von Zahlen zu sein, zählt er doch neben den 5 Rollen und den 10 Lebensstationen, 6 Ergebnisse der Spurensuche und 9 Theorien, wie Gudden starb, auf.
Im 19. Jahrhundert wurde ja fast alles zwanghaft gemessen, was manchmal durchaus zum Selbstzweck wurde. Jedoch wurden nur sehr wenige Zusammenhänge zwischen den Messergebnissen und der Theorie hergestellt. Nach den Befunden wurde dann deutlich, dass viele Wissenschaftler einfach nur Belege sammelten, die ihre Theorien bestätigten, ohne sie wirklich jemals zu überprüfen. Auch Gudden hat Gehirne vermessen und versucht, verschiedene Zusammenhänge zu seinen Theorien herzustellen. Zu einem Endergebnis ist er dann – in seinem letzten Fall – nicht mehr gekommen.
Der Mediziner und der König
Den Kern des Buches bilden aber die beiden Kapitel „Gudden und Ludwig“ sowie „Gudden, der umstrittene Gutachter“. Ausführlich beleuchtet Schweiggert die Beziehung der beiden zueinander, um dann die Sichtweisen der beiden aufeinander – als Gutachter und als politisch agierender König – aufzuzeigen.
Wichtig ist es dem Autor, die abenteuerlichen Gerüchte und Vorurteile gegen die historische Persönlichkeit Guddens als Mediziner abzuwägen. Gudden ist ja tatsächlich in eine Rollendiffusion geraten und wurde als Mitverantwortlicher für das entscheidende Gutachten zum Sündenbock. Ausführlich stellt er die Unterstützer und Mitverantwortlichen vor, wozu sicher auch die Gläubiger zählten.
So haben also sicher mehrere Personen und auch Umstände den Forscher in eine bestimmte Richtung innerhalb des „Räderwerks der Entmündigungsmaschinerie“ gedrängt. Dennoch ist er seinen Ansätzen treu geblieben, die auch heute noch – sicher modifiziert – in die moderne Psychiatrie einfließen. Dem Gutachten aus heutiger Sicht widmet Schweiggert die beiden letzten Kapitel. Er zeigt „Urteile über das Gutachten“ ebenso auf, wie die „diagnostischen Konzepte über Ludwig II. von 1886 bis 2014“.
Das Gutachten
Das Gutachten selbst ist im Anhang abgedruckt. Leider fehlen hier die 21 Bögen, die die eigentlichen Argumente für das Gutachten lieferten. Darunter der sehr selten veröffentlichte Bogen 16, der die Homosexualität – also die „anormalen geschlechtlichen Beziehungen“ Ludwigs – thematisierte. Der Autor führt die gleichgeschlechtliche Liebe fälschlicherweise als „nicht ausdrücklich erwähnt“ auf – es ist jedoch ausdrücklich von einer „Vorliebe für Leute ohne Bildung“ und einer „Abneigung gegen das weibliche Geschlecht“ die Rede. Der Begriff „Homosexualität“ setzte sich erst Anfang des 20. Jahrhunderts (Magnus Hirschfeld berichtet 1914 darüber) durch.
Diese Beziehungen waren eine der neun Theorien, die letztlich die Befunde zum Gutachten lieferten. Auf Seite 88 führt der Autor die Befunde in einer der sehr aufschlussreichen Tabellen an:
Erbliche Belastungen
Körperliche Krankheitserscheinungen
Auffällige Verhaltensweisen
Abnorme Gemütszustände
Mangel an Nationalgefühl
Suchtverhalten
Geistesschwäche und Geisteskrankheit
Anormale geschlechtliche Beziehungen
Es sind nicht alle Bögen des Gudden-Gutachtens im Buch enthalten, da hierzu – wie Schweiggert erläutert – „dann aber eine ausführliche Analyse erforderlich gewesen [wäre], welche Teile der Zieglerschen Aussagen Gudden in seinem Gutachten ausgewählt hat. Das aber hätte den Umfang des Buches sicher gesprengt und leicht zur Verwirrung beigetragen.“ Alle Protokolle und Bögen des Gutachtens finden sich aber unter anderem in „Kommission für bayerische Landesgeschichte: König Ludwig II. von Bayern. Krankheit, Krise und Entmachtung. Zeitschrift für bayerische Landesgeschichte 2011. Band 74 [Heft 2], München 2011“.
Erstmals in der Ausstellung zu sehen war die Totenmaske Guddens, die in einer Obstkiste in einer Ecke des Rosenheimer Museumsarchiv gefunden wurde. Dieser widmet Schweiggert ein ganzes Kapitel, da es „einen Blick auf sein [Guddens] Leben“ biete. Hier wird von der Entstehung der Maske, deren Weg und schließlich ihrem Fund berichtet, um schließlich noch einige „Merkmale am Leichnam Dr. Guddens“ zu schildern.
„Das Schicksal des Bayernkönigs ist viel zu eng mit jenem Dr. Guddens verbunden, als dass man seinen Blick nur auf Ludwig II. richten darf, aber den Arzt, der ihn diagnostizierte, verächtlich beiseiteschiebt. Wer dies dennoch tut, der bekundet damit, dass er sich nur halben Wahrheiten öffnen und sich mit primitiven, schnell gefassten Vorurteilen zufrieden geben will.“ antwortet Schweiggert im Vorwort seinen Kritikern und bietet all jenen, die weiteren Wahrheiten offen gegenüber stehen eine Menge Material an.
Das zeitgleich zur ersten Ausstellung erschienene Buch ist kein Katalog im herkömmlichen Sinne, dass die Exponate zeigt und erläutert. Zahlreiche Abbildungen finden sich im Mittelteil des Buches (Seiten 113-120) und erläutern den Text. Das Buch selbst ist allerdings recht schwere Kost, die aber jeder zu sich nehmen sollte, der bereit ist, sich mit dem Gutachter, dem Gutachten und den daran beteiligten Personen ernsthaft beschäftigen möchte. Zwar gibt es bereits Veröffentlichungen, die den Psychiater thematisieren (z. B. Hippius/Steinberg, 2006) – diese richten sich allerdings an ein entsprechendes Fachpublikum. Die hier vorliegende Publikation, deren Textlastigkeit nicht abschrecken sollte, beleuchtet wirklich alle Seiten zu dem umfangreichen Themenkomplex.