Vortrag von Thomas Ott: traumatisierter Monarch?

Die Schongauer Nachrichten (Merkur) berichtet am 06.05.2011 von einem Vortrag, den der in Weilheim geborene Historiker Thomas Ott auf Einladung des Historischen Verein Schongau hielt:

Fundiert, verständlich, nie überfrachtet, klar strukturiert und voller Sympathie für sein Thema gestaltete Ott sein reich bebildertes Referat. Wenn Geschichtsunterricht doch immer so hochkarätig und spannend wäre, wird sich wohl manch einer der zahlreichen Besucher gedacht haben. (…)

Im Bildgedächtnis der Öffentlichkeit bleibt Ludwig „für immer jung – krank, verlassen, verzweifelt“. Die Gegenwelt, die sich Ludwig erschaffen hat, führt laut Ott zur „Verkitschung Bayerns“. Ludwig II. werde so „posthum zum Repräsentanten eines unbescholtenen Deutschland“. Auch darüber lohnt es sich, einmal in Ruhe nachzudenken.

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Buchbesprechung: Oliver Pötzsch – Die Ludwig-Verschwörung

Die Ludwig Verschwörung

Kriminalroman

Autor: Oliver Pötzsch
Verlag: Ullstein Berlin
ISBN: 978-3-548-28290-9
Preis: 9,95 Euro
Weitere Daten 2011. 572 Seiten; Taschenbuch

Inhalt:  Ein Tagebuch in einem verwitterten Holzkästchen, über hundert Jahre alt und in Geheimschrift geschrieben – für den Münchner Antiquar Steven Lukas ein ungeheurer Fund. Der Verfasser des  mysteriösen Textes war ein Vertrauter König Ludwigs II. Vielleicht enthüllt das Tagebuch die Wahrheit über die legendenumwobenen Todesumstände des bayerischen Märchenkönigs! Doch Steven ist nicht der Einzige, der das Rätsel lösen will. Während er gemeinsam mit der Kunstdetektivin Sara Lengfeld versucht den Text zu entschlüsseln, werden die beiden von geheimnisvollen Kapuzenmännern gejagt. Und ein Fanatiker ist bereit, über Leichen zu gehen.

Das Cover: Es wirkt geheimnisvoll und gespenstisch. Blutspritzer deuten an, dass es um Mord und Totschlag geht. Der Titel ist im Prägedruck gestaltet und auf der Rückseite steht der provozierende Satz:

Das Geheimnis des Märchenkönigs wird endlich gelüftet

Eine spannende Lektüre ist zu erwarten

Besonderheiten: Am Anfang des Buches findet man 4 Karten, welche über den Schauplatz des Romans Auskunft geben. Dann ist da noch ein Personenverzeichnis mit dem Hinweis, welche der Romanfiguren real und welche Fiktion sind. Am Ende des Buches ein kleines Glossar, in dem Begriffe, welche in dem Buch vorkommen, erläutert sind.  Zu guter Letzt noch ein Literaturverzeichnis, welches es dem Leser erleichtert in den entsprechenden Sachbüchern selbst alles noch einmal nachzulesen.

Meine Meinung:

Das Beste was man über einen Kriminalroman sagen kann: Er ist spannend, fesselnd, verblüffend und man tut sich schwer mit dem Lesen zwischendurch mal aufzuhören. Genau das ist mir beim Lesen dieses Romans passiert. So schnell habe ich noch nie knapp 600 Seiten durchgelesen. Um diesen Krimi ordentlich zu besprechen,  müsste ich viele Einzelheiten preisgeben, was ich aber nicht will, um dem Leser die Spannung nicht zu nehmen. Vor allen Dingen aber möchte ich möglichst wenig von den verblüffenden Ideen, welche sich der Autor einfallen hat lassen, verraten. Ich versuche nun die zukünftigen Leser ein bisschen neugierig zu machen.

Der Roman spielt in zwei Zeitebenen. Die Haupthandlung spielt in der heutigen Zeit und über das gefundene Tagebuch, welches der Hauptakteur übersetzt, wird der Leser in das Jahr 1866 zurückversetzt  und erlebt hautnah die letzten Lebensmonate von König Ludwig II.

Die Art wie der Autor schreibt ist einfach und in einer klaren modernen Sprache, welche es dem Leser leicht macht der Geschichte zu folgen. Sein Erzähltempo ist rasant schnell, man möchte immer weiterlesen. Das Buch hat nie Längen und wird somit nie langweilig. Hat man ein Kapitel beendet, fällt es einem schwer, das Buch zur Seite zu legen. Der Trick mit dem Wechsel der zwei Zeitebenen verführt dazu immer weiter und weiter zu lesen.

Oliver Pötzsch hat die Fakten des Jahres 1866 sehr gut recherchiert und diese stimmen mit den bekannten historischen Tatsachen überein. Der Autor hat sich auch über alle vorhandenen Gerüchte informiert und sie geschickt in sein Buch eingearbeitet. Auch die Gralsbewahrer der heutigen Zeit, wie die Königstreuen, die Guglmänner, die Wittelsbacher sind treffend dargestellt. Die in dem Buch verwendeten nicht realen Personen sind glaubhaft in die Handlung eingearbeitet.

Der rote Faden des Romans entstammt einem 2007 erschienenen Buch von Siegfried Wichmann, der Bilder des getöteten Königs gesehen haben will und der behauptet, den Nachlass des Arztes von Ludwig II., Schleiß von Löwenfeld, gekauft zu haben. Das in dem Nachlass befindliche Tagebuch soll den mysteriösen Todesfall Ludwigs II. aufklären. Dieses brisante Material wird aus Sicherheitsgründen im Ausland in einem Banksafe aufbewahrt.

Auch eine Liebesgeschichte ist in den Roman eingewoben, eine in der Gegenwart und zwei in der Vergangenheit.

Wie es sich für einen Krimi gehört gibt es auf der einen Seite die fiesen brutalen und vor Mord nicht zurückschreckenden Verbrecher – es gibt einige Tote – und auf der anderen Seite sind die Guten, welche viel Leiden müssen, in Lebensgefahr kommen und am Ende doch triumphieren. Viele Actionszenen, wie aus einem James Bond Film, treiben die Spannung in die Höhe. Die Polizei macht leider keinen so guten Eindruck, so dass die drei Hauptakteure, Steven Lukas (er ist ein bisschen naiv), Sara Lengfeld (sie ist ein wenig undurchsichtig) und Onkel Lu (der etwas seltsame Ludwigspezialist) ,  das Rätsel  völlig alleine lösen müssen. Am Ende siegen natürlich die Guten und die Bösen werden bestraft.

Was mich am meisten fasziniert hat war die Tatsache, dass sich Oliver Pötzsch praktisch bis zur letzten Seite  immer wieder neue Überraschungen, die den Leser verblüffen, ausgedacht hat. Spannung ist garantiert, bis zum Ende des Romans.

Alles endet dann in einem riesen Knall und wieder darf die Wahrheit nicht ans Licht! Warum? Weil es die Wittelsbacher nicht wollen! Dann aber hat Sara Lengfeld noch einen Trumpf in der Hand, welcher es ermöglicht, dass sie und Lukas glücklich und sorgenfrei bis ans Ende ihrer Tage leben können und wenn sie nicht gestorben sind, dann …

Ich hoffe, ich habe sie auf das Buch neugierig gemacht ohne viel zu verraten. Es ist zwar ein Roman, aber warum soll es nicht so gewesen sein, damals, als Ludwig II. ermordet wurde. Der hier beschriebene  Ablauf zur Ludwig Verschwörung ist so wahr oder unwahr wie jede andere Theorie die zu diesem Fall aufgestellt wurde.

Der Autor erzählte mir in einem Gespräch, dass ihn beim Schreiben der Ludwig II. Virus gepackt hat. Ich denke, dass es Ihnen beim Lesen genau so gehen wird.

Für alle, welche zu faul sind selbst zu lesen, gibt es diesen Roman auch als Hörbuch. Mit diesem Medium werde auch ich mir das Buch noch einmal zu Gemüte führen.

Erich Adami, 08.04.2011

Ludwig zu Pferde?

Gibt es ein Denkmal von König Ludwig II. von Bayern, bei dem er auf einem Pferd sitzt?

Wo er Pferde und das Reiten doch so liebte, wäre es sicher nicht verwunderlich…

Die Antwort gibt Dietmar Schulze in einem neuen Buch, über das die Süddeutsche Zeitung am 07.05.2011 berichtet:

Das Schloss Herrenchiemsee besitzt immerhin eine kleine Statuette, die Ludwig II. als Reiter zeigt. Ein Monument aber kam nicht zustande.

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Buchbesprechung: Marcus Spangenberg – Ludwig II. der andere König

Marcus Spangenberg – Ludwig II. Der andere König

Biographie

Autor: Marcus Spangenberg
Verlag: Friedrich Pustet, Regensburg
ISBN: 978-3-7917-2308-2
Preis: 14,90 Euro
weitere Daten 2011. 175 Seiten; Taschenbuch

Autor: Marcus Spangenberg, geb. 1968, studierte Kunstgeschichte, Geschichte, Klassische Archäologie und Religionswissenschaft. Er arbeitet als Kunsthistoriker und Journalist.

Inhalt: Über kaum einen anderen Monarchen der Neuzeit wird so viel spekuliert und fantasiert wie über König Ludwig II. von Bayern (1845-1886). Er, der sich selbst ein Rätsel sein wollte, bleibt in der Tat bis heute in vielen Bereichen ein Mysterium. Auch sein rätselhafter Tod hält ihn bis heute lebendig. Er hasste Krieg und führte zwei bewaffnete Kämpfe. Er sah sich als König von Gottes Gnaden und ordnete sich einem Kaiser unter. Er bevorzugte die Einsamkeit und suchte ständig nach einem Vertrauten.

König Ludwig II. von Bayern reagierte auf seine Zeit mit einem veralteten und religiös verklärten Verständnis vom Königstum. Sein Beharren auf das wahre echte Königsamt bewirkte das Gegenteil: Ludwig II. verlor sich selbst in der Realität eines mäßig mächtigen Staates und wurde 1886 seines Thrones und seines Lebens beraubt.

Die Biografie zum 125. Todestag Ludwig II. berücksichtigt den neuesten Forschungsstand und bietet überraschende Einblicke und Deutungen.

Das Cover: Graphisch gut gestaltetes Cover. Es gibt ja eine Menge Bilder von Ludwig II., aber dieses Bild, welches Marcus Spangenberg ausgewählt hat, visualisiert den „anderen König“ optimal.

Besonderheiten: Viele Bilder, meist schwarz/weiß, eine Zeittafel, ein Literaturverzeichnis und ausgewählte Internetadressen

Meine Meinung: Bayern gedenkt in diesem Jahr mit einer Ausstellung in Herrenchiemsee dem 125 Todestag seines berühmtesten Königs Ludwig II. Das schlägt sich natürlich auch auf dem Buchmarkt nieder und so sind bereits oder erscheinen noch eine Unmenge von neuen Publikationen zu diesem Thema. Auch Marcus Spangenberg, ein ausgewiesener Kenner des Märchenkönigs, erfüllt sich seinen Wunsch, das Leben Ludwigs II. aus seiner Sicht zu beschreiben und er glaubt zu erkennen, dass er einige  andere Seiten des König gefunden hat welche er seinen Lesern in diesem Buch näher bringen will.

Was unterscheidet nun seine Biographie von den vielen anderen bereits geschriebenen Lebensläufen des Königs? Der Text bewegt sich praktisch auf zwei Ebenen. In der ersten, auf normalem weißen Hintergrund, wird das Leben des Königs erzählt, kompakt und auf das Wesentliche beschränkt. Die neuen bzw. der Allgemeinheit weniger bekannten Facetten stecken in der Biographie vor allem in den grau hinterlegten „Kästen“.

Der Autor wollte in seinem Buch nicht nur eigene neue Aspekte einbringen, sondern auch Themen, die bisher nur in der Spezialliteratur hinterlegt sind, für den „allgemeinen“ Leser nutzbar machen. Interessant ist besonders der Schriftwechsel mit Paul von Thurn und Taxis (erstmals nach mehr als 50 Jahren und in Deutsch) und mit Wilhelm von Hessen (erstmals überhaupt), den Marcus Spangenberg in seinem Werk auszugsweise veröffentlicht. Auch die Beschreibung der Schlösser und deren Verbindung mit dem Leben und Wollen des Königs sind sehr spannend und nachdenkenswert. Auch kann das Buch mit neuem Bildmaterial aufwarten, was immer seltener der Fall ist.

Unseriöse sensationelle Enthüllungen darf der Leser hier nicht erwarten, Spangenberg bleibt auf dem Boden der durch Quellen gedeckten Wahrheiten. Er beginnt nicht auch darüber zu spekulieren, ob Ludwig II. ein Wittelsbacher war oder nicht, was ihm zur Ehre gereicht. Für  den Autor spricht zwar einiges dafür, dass der Märchenkönig homosexuell war, seine Sexualität habe er aber wahrscheinlich nicht ausgelebt, was sehr wahrscheinlich ist, denn die Ansprüche Ludwigs an sich selber und an das Königtum von Gottes Gnaden waren sehr hoch. Mit sehr viel Sensibilität hat Marcus Spangenberg dieses Thema im Kapitel „Ludwigs schwierigster Kampf“ behandelt. Er bleibt dabei immer auf dem Boden des beweisbaren. Ein wichtiges Anliegen des Buches ist es aufzuzeigen, wie die historische Person Ludwig hinter einem unscharfen Schleier von ständig wiederholten Klischees verschwindet.

Für das Thema, welches für die meisten von Interesse ist, hat der Autor nur wenig zu sagen. Der ungeklärte Tod Ludwigs II. im Starnberger See ist in dem Buch schnell abgehandelt, obwohl es doch erdrückende Hinweise auf einen Königsmord gibt. Dieses Thema stand wohl für Marcus Spangenberg nicht so sehr im Vordergrund, obwohl es zu einer Biographie eigentlich dazugehört.

Was will das Buch dem Leser also sagen? Ludwig  war nicht wie die Anderen und er wusste es. Ludwig war ein Getriebener und er war meist unglücklich. Er hatte keinen ebenbürtigen Freund, der ihm in kritischen Situationen beigestanden hätte. Sein politisches Umfeld und seine Zeit hat ihn immer mehr zu diesem anderen König gemacht, den uns der Autor näher bringen will. Der Leser lernt bei der Lektüre den König ein bisschen besser zu verstehen.

Wie gesagt, Experten werden vieles – aber eben gewiss nicht alles – kennen, aber das Buch soll ja vor allem „unbeleckte“ Leser finden und sie über den König und seine Zeit aufklären.

Erich Adami, 30.04.2011

Triumphzug durch Franken: Die Eisenbahnfahrt von König Ludwig II.

Von dem Autor des bisher einzigen Buches über die Frankenreise König Ludwig II. von Bayern, Hans Max von Aufsess, erschien Ende März 2011 ein Beitrag bei Bayern2 des Bayerischen Rundfunks.

Bei der Unzahl der Bücher und Filme über Ludwig II. ist es verwunderlich, dass der spektakulärste Auftritt des 20-jährigen Monarchen noch nie eine eingehende Darstellung gefunden hat: Es ist die Eisenbahnfahrt des Königs im Hofzug durch ganz Franken.

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Terminhinweis: Heinz Häfner – Das Schicksal König Ludwigs II.

Am Donnerstag 05.05.2011, 20:00 Uhr, wird Prof. Dr. Heinz Häfner, dessen Buch kürzlich überarbeitet als Taschenbuch erschienen ist, in München einen Vortrag über das Schicksal König Ludwig II. halten. Dieser findet statt in der:

Black Box im Gasteig
Rosenheimer Straße 5
81667 München

Tickets gibt es hier.

Der Dichter Max Halbe

Die Süddeutsche Zeitung schreibt am 19.03.2011 darüber, wie der Dichter Max Halbe König Ludwig II. erlebte:

Man sprach so viel von seiner unglücklichen Verlobungsgeschichte; sie beschäftigte besonders die Phantasie der Frauen. Jene Prinzessin konnte man täglich im Nymphenburger Park sich zu Pferde tummeln oder lustwandeln sehen. Hätte der König auf diesem Gebiet noch einen glücklichen Schritt getan, er war ja erst vierzig Jahre alt, so hätte das Volk alles andere verziehen und vergessen.

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über den Dichter in Wikipedia…

Buchbesprechung: Fritz Fenzl – Magische Orte von König Ludwig II.

Dr. Fritz Fenzl – Magische Orte von König Ludwig II.

Autor:                 Dr. Fritz Fenzl
Umfang:             160 Seiten
Verlag:               Rosenheimer Verlagshaus, Rosenheim 2010
ISBN                   978-3-475-54048-6
Preis:                  12,95 Euro

100 Jahre Rosenheimer Verlagshaus gilt es heuer zu feiern und der Verlag bietet ein ansehnliches Sortiment an Bildbänden, das sich auch mit Themen über Bayern und die Alpen hinaus beschäftigt.

Der 1952 geborene Dr. phil. Fritz Fenzl ist mit fünf Titeln im Verlag vertreten (er veröffentlicht darüber hinaus auch noch andernorts), die sich alle mit „magischen Orten“, Magie und Mondsüchtigen beschäftigen. Darüber hinaus ist Fenzl Lehrer für Theologie und Deutsch an einem naturwissenschaftlich-technologischen Gymnasium in München. Er veranstaltet regelmäßig Lesungen und Führungen zu seinen „magischen“ Orten.

Das Ende 2010 erschienene Buch zu den magischen Orten des Märchenkönigs bewirbt der Verlag mit einem Zitat aus dem Buch: König Ludwig selbst habe seine Bauplätze „kosmische Einstrahlungspunkte“ genannt. Leider ist dies nirgends belegt und damit sind wir gleich bei einem der Mängel des Buchs – es gibt viele skurrile Behauptungen und Theorien, die nicht durch Quellenangaben belegt sind.

In den 28 Kapiteln werden zahlreiche Orte behandelt, die aber willkürlich aneinandergereiht scheinen – es werden kaum Zusammenhänge dargestellt. Auch Bilder oder Karten, die ja für die „spannende Suche nach dem Beziehungsgeflecht dieser Orte“ (Verlagstext) recht hilfreich wären, sucht man vergebens. Dafür endet jedes Kapitel mit Angaben zum Ausgangspunkt, zur Aufenthaltsdauer, zur Einkehr und wieder zur Abfahrt.

Immer wieder verliert sich der Autor in Schwärmereien, meist über seine eigenen Theorien. Der Leser erfährt wenig über die Orte und Bauten selbst, es fehlen Hintergründe und Sachinformationen. Interessanterweise scheinen die aber auch gar nicht nötig zu sein, rät doch der Autor fast immer davon ab  [S. 135], die Schlösser zu besuchen: „man muss nicht immer direkt hingehen oder eintreten“ und beruft sich auf die Eindrücke und natürlich die „Strahlung“ in den Räumen. Wenn er dann über die Strahlen ins Schwärmen gerät, trifft man oft auf seine pseudo-wissenschaftlichen Theorien der Radiästhesie, der Geomantie, der Energetik oder der Bovis-Messungen. Die von ihm gefundenen „hohen Schwingungen“ (mal links-, mal rechtsdrehend) sollten vom Besucher aufgenommen werden, aber am besten nur, so empfiehlt er, „bei guter Seelenlage“. Sonst nutzen die Strahlen nicht viel und man muss – beim „sich fallen lassen“ – aufpassen, nicht den Abhang herunterzufallen („Falkenstein“). Den Weg auf Ludwigs Schwingungen sieht er „als Geistschule und als Visualisierungs-Übung“ – hinweg über Drachenpfaden und Schlangenlinien.

Fenzl-Bücher im rosenheimer-VerlagVor den herkömmlichen Reisebegleitern warnt Fenzl; auch auf München ist er nicht gut zu sprechen, mahnt sogar vor zu großem Vertrauen auf die Fakten: „auf skurril paradoxe Weise ist unser Schulwesen (…) reiner Okkultismus“ – schreibt der Lehrer auf Seite 55. Fast könnte man eine aktuelle Diskussion über Doktortitel und wissenschaftliche Arbeit kommentiert finden, wenn er im „Ludwig-Prinzip“ über „Positives Denken“ schreibt: „entweder groß denken und Nörgeleien der ewigen Bedenkenträger überwinden (…) oder herunterziehen lassen und selbst zum Massen-Zeitgenossen, form- und abwaschbar wie Sand am Meer, gerinnen zum Standard-Menschen, der nichts Besonderes erreicht, dafür aber alles besser weiß (…) Schlimmer noch, der sogar den Erfolgreichen ihre erkennbaren Fehler nachweist, die den Erfolgreichen völlig egal sind, denn für sie zählt nur das Ergebnis“ [S. 145/146].

Er schildert seine Abneigung der Demokratie („Demokratie mag gut und weise und human sein, dem Schöpfungsgedanken entspricht sie nicht.“ [S. 16]) und Verehrung der „einsamen, wissenden und unverstandenen Herrscher“, die von Natur aus über „Herrscherenergien und greifbares Herrschaftswissen“ verfügen, da ihnen – wie auch Ludwig – „allein durch Geburt und Herkunft (…) Wissen und Intuition in die Wiege gelegt“ waren.

Ein wenig entlarvend ist dann im letzten Kapitel sein Bezug zu dem schweizerischen Autor René Egli und dessen feudalistischen Weltanschauung, der auch für seine totalitären Machtideologien bekannt ist (vgl. Philipp Flammer, Zürcher Fachstelle für Sektenfragen 1998).

Bei meinem Besuch am Sarg Ludwig II. in der St. Michaels-Kirche in München habe ich übrigens keinen „Brummton in der Fürstengruft“ vernommen, der „typisch für unsichtbare, aber wahrnehmbare Energiefelder“ sein soll.

Jeder Ort, an dem König Ludwig II. gewesen ist oder sein soll (oder auch nicht war, aber hätte sein sollen) scheint für Fenzl ein magischer Ort zu sein; seine Schrift ist ein Buch für „Kraftortfreunde“ und für Freunde der zahlreichen Bücher von Fenzl, auf die immer wieder hingewiesen wird. Vielleicht fehlt mir die Kraft, um sein  „König-Ludwig-Kraftort-Buch“ [S. 139] richtig verstehen zu können, vielleicht ist aber auch die Ironie zu gut versteckt…

Ein schönes Buch für alle Esoteriker und die, die es werden wollen.

© Michael Fuchs, Berlin, 23.03.2011

Schwul-lesbisch seit 1378

Die Münchener Abendzeitung berichtet am 21.03.2011 über aktuelle Rundgänge durch München, darunter zum Thema „Homosexualität in München“. Hier darf natürlich König Ludwig II. nicht fehlen.

Der Englische Garten jedoch wurde, auch wegen seiner Nähe zur Hofgartenkaserne, beliebter Treffpunkt schwuler Männer. Inwieweit König Ludwig II., der den Thron 1864 bestieg und somit Zeitgenosse des Vorkämpfers Karl Heinrich Ulrichs war, seine Neigungen auslebte, ist bis heute ungeklärt. Mehr und auch weniger heimlich getuschelt wurde darüber schon zu seinen Lebzeiten. Einer, der ihm eine Weile lang verbunden war, war der Schauspieler Josef Kainz. Er spielte Tag und Nacht eigens für seinen König, war sein ständiger Begleiter. Ein Foto, das auf einer Schweiz-Reise entstand, zeigt den König sitzend und neben ihm den stehenden Schauspieler. Kainz legt da in inniger Vertrautheit seine Hand auf den Kini – die wurde allerdings später wegretuschiert. Als Kainz einmal nachts nicht aufstehen wollte, um für den Herrscher Wilhelm Tell zu rezitieren, verstieß ihn der König.

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Jahreskalender 2011

Jahreskalender 2011


Herausgeber: Bayerisches Staatsministerium der FinanzenJahreskalender 2011
Alle Texte: Uwe Gerd Schatz
Titel: König Ludwig II. von Bayern
Umfang: 82 Seiten, Ringbindung
ISBN 978-3-935612-65-4
Preis: 10 Euro


Nunmehr seit 12 Jahren gibt das Bayerische Staatsministerium der Finanzen einen Jahreskalender heraus, der sich stets einem Kernthema widmet. 2011 – wie könnte es anders sein – ist es der 125. Todestag von König Ludwig II. von Bayern.

Passend zur Landesausstellung „Götterdämmerung. König Ludwig II. und seine Zeit“ kann der Kalender das ganze Jahr inhaltlich begleiten. Nach den Worten des Finanzministers Georg Fahrenschon ist der Kalender für sich schon ein kleines Kompendium zur Lebensgeschichte Ludwig II. – reich bebildert mit Texten von Dr. Uwe Gerd Schatz, dem für die fachwissenschaftliche Betreuung der Schlösser: Herrenchiemsee (ohne Künstlerhaus Exter), Linderhof, Neuschwanstein und Starnberger See (nur Roseninsel); König Ludwig II.-Archiv, zentrale Museumsdepots in Nymphenburg zuständigen Referenten der Museumsabteilung bei der Hauptverwaltung der Schlösserverwaltung.

ThemenübersichtNach einer zehnseitigen Einführung beginnt der in einer praktischen Ringbindung angebotene Kalender mit der 52. Kalenderwoche des Jahres 2010; jeder Monat hat ein eigenes Thema und so beginnt das Jahr hier ausgerechnet mit dem streitbaren Thema „Ludwig II. und die Frauen“.

Für Kalendereinträge ist immer eine Wochenübersicht vorgesehen, die neben einigen interessanten Jahrestagen aus Ludwigs Leben recht wenig Platz für eigene Einträge bietet.

Die 12 Monate sind von der Bild- und Textauswahl sehr abwechslungsreich und passend zu den jeweiligen Monaten gestaltet. So finden wir im Rosenmonat Juli die Roseninsel und im Geburtsmonat August das Schloss Nympenburg, in dem Ludwig am 25. August 1845 geboren wurde. Das Schachenhaus, das Anfang Juni geöffnet wird, schließt witterungsbedingt Mitte Oktober.

Den Abschluss bilden die Jahresübersichten 2011 und 2012 sowie eine Übersichtskarte mit den Anfahrten zu den „Orten von König Ludwig II.“

Der Kalender ist zum täglichen Gebrauch eigentlich viel zu schade; so empfiehlt sich die Anschaffung von gleich zwei Exemplaren. Er ist auf der Internetseite der Bayerischen Schlösserverwaltung (http://www.schloesser.bayern.de) und in verschiedenen Museumsläden erhältlich.

© Michael Fuchs, Berlin, 26.12.2010
http://www.michaelfuchs.de