Recherchieren in der eigenen Familiengeschichte

Die Main-Post berichtet in seinen „Freitags-Fragen“ am 23.06.2011 über einen in der Region ansässigen neuen Autor mit einem besonderen Bezug zu König Ludwig II.:

Karl Graf zu Castell-Rüdenhausen wuchs mit sieben Geschwistern im Schloss Rüdenhausen auf. Er lernte das Fotografen-Handwerk und ist seit fast 30 Jahren als freischaffender Journalist für Zeitschriften und Zeitungen im In- und Ausland tätig.
Er bewohnt in seinem Geburtsort ein altes Haus mit Weinkeller, den er seit fünf Jahren gastronomisch führt. Zu seinen Hobbys zählt das Musizieren in der Blaskapelle, den Rüdenhäuser Wengertsmusikanten. Zudem gibt er Bücher heraus, das jüngste Werk wird kommende Woche in Rüdenhausen vorgestellt und beschäftigt sich mit König Ludwig II.

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Buchempfehlung: Herrenchiemsee

Autoren: Elmar D. Schmid, Kerstin Knirr, Alexander Rauch
Umfang: 160 Seiten
Verlag: Bayerland, Dachau 2011
ISBN: 978-3-89251-420-6
Preis: 29,90 Euro

Elmar D. Schmid/Kerstin Knirr Chiemseelandschaft
Elmar D. Schmid/Kerstin Knirr Inselkloster Herrenchiemsee
Elmar D. Schmid/Kerstin Knirr Malerparadies Chiemsee – ein Exkurs
Elmar D. Schmid/Kerstin Knirr König Ludwig II. von Bayern und Herrenchiemsee
Alexander Rauch Das Schloss König Ludwigs II. von Bayern
Elmar D. Schmid Lebensdaten
Elmar D. Schmid/Kerstin Knirr Inselpark Herrenchiemsee

 

Die Bayerische Landesausstellung 2011 bietet einen weiteren Grund, die wunderschöne Insel Herrenchiemsee zu besuchen. Vielleicht zum Glück ist die Gegend noch nicht so überlaufen, wie bspw. die Gegend um Füssen. Auch wenn König Ludwig II. sein Schloss nicht wegen der schönen Landschaft gerade hier baute, so heißt das ja nicht, dieselbe heute selbst zu entdecken.

Die Landschaft, die Dörfer („richtige“ Städte sucht man hier, südöstlich von München vergebens), die alten Sehenswürdigkeiten (wie z. B. das Inselkloster) und die eigenständige Kultur, die das Malerparadies hervorbrachte, bieten unzählige Stationen, die es zu besuchen lohnt.

Die beiden altehrwürdigen Autoren Dr. Elmar D. Schmid (Museumsdirektor und Fotograf) und Dr. Alexander Rauch (Kunsthistoriker und bekannter Autor) haben jetzt zusammen mit der Kunsthistorikerin Dr. Kerstin Knirr ein wunderschönes Buch erstellt, das aus dem üblichen Angebot heraussticht. Nicht nur die herrlichen Bilder, sondern auch der ausführliche Text bieten einen schönen Einstieg in die o. g. Themen und verlocken zum tiefergehenden Einstieg – in die Atmosphäre der Insel und in weiterführende Literatur.

Das Nachwort fasst es passend zusammen:

„Die Publikation ist nicht zuletzt als Anregung zur weiteren ‚Spurensuche‘ gedacht. (…) Zunächst aber möge der Leser und Betrachter sich von uns einstimmen und führen lassen, um Geschichte und Gegenwart dieses schönen Fleckchens Erde zu erkunden.“

Viel Spaß beim Lesen … und Entdecken!

(c) Michael Fuchs, Berlin, Mai 2011

Buchbesprechung: Adami/Schweiggert – König Ludwig II: Seine triumphale Reise durch Franken

Autoren: Erich Adami und Alfons Schweiggert
Umfang: 224 Seiten
Verlag: Husum-Verlag, Husum 2011
ISBN 978-3-89876-549-7
Preis: 19,95 Euro
Anmerkungen: Eine CD-ROM mit ergänzendem Material ist separat erhältlich.

Vorgeschichte

Spätestens unter der Führung des Junkers Otto von Bismarck als Ministerpräsident wurde Preußen im 19. Jahrhundert zum militärischen Aggressor, der das Ziel verfolgte, den österreichischen Kaiser aus allen „deutschen“ Angelegenheiten auszugrenzen und die kleindeutsche Lösung mit „Blut und Eisen“ (1862) zu erzwingen.

Es begann 1864, als man um Holstein und Schleswig stritt, und endete zunächst 1871, mit der Gründung des späteren Deutschen Reichs, mit dem preußischen König als Deutscher Kaiser. Der so genannte deutsche Bruderkrieg fand seinen unrühmlichen Höhepunkt im Krieg von 1866.

Der Krieg im Sommer 1866

Nach dem Wiener Kongress 1815 wurde zwischen den 38 überwiegend deutschsprachigen Staaten der „Deutsche Bund“ gegründet; darunter auch Preußen und Österreich. 1866 übernahm Preußen die politische Vormachtstellung nach dem Sieg im Preußisch-Deutschen Krieg, der in seinen Folgen schon böse Vorahnungen kommender deutscher Kriege offenbarte; die Zerstörungen und menschlichen Opfer waren nicht nur auf den Schlachtfeldern zu finden, sondern zunehmend auch in den Städten selbst. An dem Krieg waren 30 Länder mit 1,4 Mio. Soldaten beteiligt, die entscheidende Schlacht fand am 3. Juli 1866 bei Königgrätz in Böhmen statt – auf beiden Seiten waren fast 100.000 Tote und Verwundete zu beklagen. Der Deutsche Bund wurde im „Prager Frieden“ offiziell aufgelöst.

Preußen hatte sein Ziel erreicht und alle Deutschen nördlich der Main-Linie zum „Norddeutschen Bund“ zusammengefasst; die süddeutschen Staaten (Württemberg, Baden, der kleine Rest Hessens südlich des Mains und Bayern) mussten sich verpflichten, ihre Truppen im Kriegsfall Preußen zur Verfügung zu stellen.

Bayern hat wohl – neben Österreich – die größten Verluste erlitten. Wohl auch, weil das Königreich Bayern seit Napoleon an keinem Krieg mehr teilgenommen hatte und dies auch 1866 vermeiden wollte. König Ludwig II. (1845-1886, König seit 1864) hat die bayerischen Truppen in Bamberg im Juni 1866 verabschieden müssen, sich aber dann rasch wieder zurückgezogen. Er war bis zu seinem Tod resolut gegen jeden Krieg, insbesondere aber gegen diesen Bruderkrieg. Der Friedensvertrag wurde am 23. August 1866 geschlossen.

Die Frankenreise

Obwohl der zurückhaltende König einer Reise in die am schlimmsten betroffenen Gebiete, die der Krieg in Bayern hinterlassen hatte, zunächst skeptisch gegenüberstand, unternahm er im Herbst 1866 dann – auf Bestreben seiner Berater, nicht zuletzt Richard Wagners, der sich schon vorher dafür eingesetzt hatte, den Krieg zu verhindern – eine Reise nach Franken. Diese erste und einzige offizielle „Dienstreise“ des Königs führte ihn über 1.000 Kilometer vom 9. November bis zum 10. Dezember 1866 durch15 Ortschaften und Städte.

„König Ludwig II.: Seine triumphale Reise durch Franken“

Der in Nordfriesland beheimatete Husum-Verlag hat nun ein Buch herausgegeben, das sich umfassend mit dieser Reise beschäftigt. Die beiden Autoren, Alfons Schweiggert und Erich Adami, legen damit eine längst fällige Monografie vor.

Die Autoren

Wer sich mit König Ludwig II. und bayerischer Geschichte beschäftigt, kennt die beiden Autoren längst, die hier endlich erstmals ein gemeinsames Werk veröffentlichen.

Alfons Schweiggert

Alfons Schweiggert ist in Altomünster/Oberbayern geboren und lebt in München; er ist Autor zahlreicher Biografien, darunter auch zu Ludwig II., und Erzählungen. Er verfasste auch Romane und pädagogische Fachbücher. Der studierte Psychologe und Pädagoge hat mehrere hochrangige Auszeichnungen (wie 1995 den Bayerischen Poetentaler) erhalten.

Erich Adami

Erich Adami ist gelernter Kaufmann und stammt selbst aus Franken; er verfügt über ein umfangreiches Ludwig-II.-Archiv und hält seit vielen Jahren Vorträge zu König Ludwig II. Unter anderem ist er Mitbegründer der „Freunde König Ludwigs II.“ in Füssen, die seit mehreren Jahren ein jährliches Forum für Schriftsteller und Ludwig-Forscher bieten. Er fuhr selbst durch sämtliche Orte, die Ludwig 1866 besuchte und arbeitete sich durch zahllose Archive.

 

Das Buch

Von der Frankenreise sind von keinem der vielen Begleiter des Königs Aufzeichnungen oder Tagebuchnotizen über diese Fahrt hinterlassen worden. Das vorliegende Buch konnte daher nur in großer Fleißarbeit in der Recherche entstehen.

Wie ein königliches Reise-Logbuch führen die Autoren den Leser durch die einzelnen Stationen der Reise: von München über Bayreuth, Münchberg, Hof, Bamberg, Schweinfurt, Bad Kissingen, Hammelburg, Gemünden, Lohr, Aschaffenburg, Würzburg, Kitzingen, Nürnberg, Fürth, Erlangen und über Augsburg wieder zurück nach München.

Die in dem Buch vorgestellten 17 Stationen dieser Reise sind so detailliert und doch kurzweilig beschrieben, dass man tatsächlich das Gefühl haben kann, dabei gewesen zu sein.


Die einzelnen Stationen

Vor der Beschreibung jedes Ortes erfährt der Leser, wie es um das Wetter beim Besuch des Monarchen bestellt war. Die Stimmung der Menschen und die Erwartungen an den Besuch und den König selbst werden ebenso beschrieben wie die Zustände der Städte, die zum Teil erhebliche Kriegsschäden erlitten hatten.

Es folgt die Darstellung des Empfangs, die Ausstattung der Bahnhöfe und der Städte selbst, die in der Regel reich geschmückt waren mit Flaggen und Beleuchtung.

Das jeweilige, oft bis auf die Minute genau und eng geplante Besuchsprogramm wird – sofern es recherchierbar war – vollständig geschildert; dazu gehörten oft: der Empfang beim Rat der Stadt, Besuch der Messe, Hoftafel, Ball, Fackelzüge, Feuerwerk. Zu dem umfangreichen Arbeitsprogramm des Königs zählten zum Beispiel 200 Audienzen in Bamberg und 400 in Würzburg. Vereinzelt gab es noch Abstecher in die Umgebung, um die Industrie, ehemalige Schlachtfelder oder Krankenhäuser zu besuchen. Die Reaktionen der Bürger werden ebenso geschildert, wie deren Kleidung, die gespielte Musik oder die Speisepläne.

Oft weicht der König vom vorgesehenen Plan ab und stößt dennoch (oder gerade deswegen) auf großes Entgegenkommen; in Fürth ist bspw. nur ein kurzer Halt vorgesehen:

„Als Ludwig am Dienstag, den 4. Dezember, gegen 16.30 Uhr in Begleitung eines Adjutanten und zweier Diener in Fürth einreitet, ist die Stadt völlig unvorbereitet.

Bürgermeister John schreckt vom Schreibtisch hoch, ebenso Rechtsrat von Haller, als plötzlich der König im Rathaus erscheint. In Windeseile verbreitet sich die Nachricht von der Ankunft des Königs und Fürth erwacht im Nu zum Leben. Von allen Türmen der Stadt ertönt Glockengeläut, darunter mischen sich Kanonen-Donner und Böllerschüsse. Die Mitglieder der Behörden eilen zum Begrüßungszeremoniell in den Rathaussaal. Als der König mit dem Bürgermeister und Rechtsrat Haller das Rathaus verlässt, um einen Gang durch die Stadt zu machen, sind auch die Fürther schon in Scharen auf den Beinen. Sie jubeln dem König zu. Ihre Häuser sind illuminiert. Festjungfrauen mit Blumensträußen tauchen auf.

Noch ist Ludwig keine Viertelstunde anwesend, da äußert er den Wunsch, die Synagoge zu besuchen …“

Als Dank gab es vom König regelmäßig Geschenke; das waren oft Dankesworte, meist aber dringend benötigte Geldbeträge, Pensionen, auch Orden und Beförderungen. Das ebenso oft gegebene Versprechen, im nächsten Jahr wieder zu kommen, wurde leider enttäuscht.

Groß war die Enttäuschung, so ist immer wieder zu lesen, wenn eine Stadt – manchmal trotz vorheriger Ankündigung – nicht besucht werden konnte; die Delegationen standen dann oft wahrhaftig „im Regen“… Häufig lag dies an der nicht geplanten Ausweitung des Programms, wenn der König das ein oder andere Gespräch verlängerte – erschwerend kam aber hinzu, dass Ludwig immer wieder kränkelte.

Besonders interessant ist die meist widersprüchliche Wertung zur Presse, wenn die beiden Autoren die persönliche Korrespondenz des Königs bspw. mit Richard Wagner oder dessen Gefährtin Cosima von Bülow in die Schweiz darlegen.

Eingebettet sind die Stationen der Reise in jeweils drei Kapitel, die die Zeit vor der Reise schildern („Der deutsche Bruderkrieg“, „Schmerzliche Nachwehen“ und „Der königliche Hofzug“) sowie die Folgen danach („Rückzug in die geliebte Bergwelt“, Wieder fest auf seinem Thron“ und „Überraschende Weichenstellung“).

Kritik

Mit diesem Buch erhält man einen absolut umfassenden, dabei sehr flüssig geschriebenen Einstieg in die Kultur jener Zeit. Die umfassenden Details aus der Tagespresse, die Zitate von Zeitgenossen und zahlreichen Hintergrundinformationen findet man bisher nirgends so gebündelt. Diese werden unterstützt von einer schönen Auswahl an meist farbigen Bildern, darin auch bisher noch nicht oder selten gesehenes Material, wie z. B. Gedenkmedaillen, Theaterzettel und Orden sowie zeitgenössische Bilder und Postkarten der Städte.

Die Route des Königs ist so detailliert und stimmungsvoll beschrieben, dass sich das Fehlen einer Karte gerade noch verschmerzen lässt, die eine bessere Orientierung der Reise wesentlich unterstützen würde. Dafür gibt es eine umfangreiche Literaturliste und Quellen im Anhang.

Die erkennbar tiefgreifende Recherche in den Archiven der Städte und der Presse zeigt sich beispielsweise in den aufgeführten Widersprüchen des vorhandenen „offiziellen“ Materials mit den mündlichen Überlieferungen („Unerhörte Aktion eines ehrgeizigen Bürgermeisters“), aber auch Hinweise auf fehlende Quellen [S. 121].

Sehr hilfreich ist die Erklärung des damaligen Geldwertes [S. 110], die z. B. die materiellen Verluste durch den Krieg und die Geschenke des Königs besser verständlich macht. Der Krieg selbst und seine Auswirkungen werden unverblümt geschildert: „Kugelregen und Granatenhagel“ [S. 88].

Das Buch schließt mit weiteren Reisen und Reiseplänen, weiteren Bauten und Bauplänen, Personalentscheidungen, die oft ihren Ursprung in den „überraschenden Weichenstellungen“ der Frankenreise fanden.

Zusammenfassung

Nach dem bisher einzigen Buch über den „Triumpfzug durch Franken“ (Hans Max Aufsess) liegt jetzt endlich eine eingehende und detaillierte Darstellung der Orte und Daten mit herrlicher Bebilderung vor.

Die detailverliebten Schilderungen fesseln den Leser an die über 200 Seiten. Man kann gespannt sein auf weitere Werke des Autorenteams!

Ein „Muss“ für Interessierte an Ludwig II., seiner frühen Zeit als König und natürlich für Franken.

Das Buch soll ab Anfang Mai 2011 verfügbar sein; eine CD-ROM mit zusätzlichem, nicht im Buch verwendetem Quellenmaterial ist angekündigt.

© Michael Fuchs, Berlin, 08.05.2011

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Buchbesprechung: Oliver Pötzsch – Die Ludwig-Verschwörung

Die Ludwig Verschwörung

Kriminalroman

Autor: Oliver Pötzsch
Verlag: Ullstein Berlin
ISBN: 978-3-548-28290-9
Preis: 9,95 Euro
Weitere Daten 2011. 572 Seiten; Taschenbuch

Inhalt:  Ein Tagebuch in einem verwitterten Holzkästchen, über hundert Jahre alt und in Geheimschrift geschrieben – für den Münchner Antiquar Steven Lukas ein ungeheurer Fund. Der Verfasser des  mysteriösen Textes war ein Vertrauter König Ludwigs II. Vielleicht enthüllt das Tagebuch die Wahrheit über die legendenumwobenen Todesumstände des bayerischen Märchenkönigs! Doch Steven ist nicht der Einzige, der das Rätsel lösen will. Während er gemeinsam mit der Kunstdetektivin Sara Lengfeld versucht den Text zu entschlüsseln, werden die beiden von geheimnisvollen Kapuzenmännern gejagt. Und ein Fanatiker ist bereit, über Leichen zu gehen.

Das Cover: Es wirkt geheimnisvoll und gespenstisch. Blutspritzer deuten an, dass es um Mord und Totschlag geht. Der Titel ist im Prägedruck gestaltet und auf der Rückseite steht der provozierende Satz:

Das Geheimnis des Märchenkönigs wird endlich gelüftet

Eine spannende Lektüre ist zu erwarten

Besonderheiten: Am Anfang des Buches findet man 4 Karten, welche über den Schauplatz des Romans Auskunft geben. Dann ist da noch ein Personenverzeichnis mit dem Hinweis, welche der Romanfiguren real und welche Fiktion sind. Am Ende des Buches ein kleines Glossar, in dem Begriffe, welche in dem Buch vorkommen, erläutert sind.  Zu guter Letzt noch ein Literaturverzeichnis, welches es dem Leser erleichtert in den entsprechenden Sachbüchern selbst alles noch einmal nachzulesen.

Meine Meinung:

Das Beste was man über einen Kriminalroman sagen kann: Er ist spannend, fesselnd, verblüffend und man tut sich schwer mit dem Lesen zwischendurch mal aufzuhören. Genau das ist mir beim Lesen dieses Romans passiert. So schnell habe ich noch nie knapp 600 Seiten durchgelesen. Um diesen Krimi ordentlich zu besprechen,  müsste ich viele Einzelheiten preisgeben, was ich aber nicht will, um dem Leser die Spannung nicht zu nehmen. Vor allen Dingen aber möchte ich möglichst wenig von den verblüffenden Ideen, welche sich der Autor einfallen hat lassen, verraten. Ich versuche nun die zukünftigen Leser ein bisschen neugierig zu machen.

Der Roman spielt in zwei Zeitebenen. Die Haupthandlung spielt in der heutigen Zeit und über das gefundene Tagebuch, welches der Hauptakteur übersetzt, wird der Leser in das Jahr 1866 zurückversetzt  und erlebt hautnah die letzten Lebensmonate von König Ludwig II.

Die Art wie der Autor schreibt ist einfach und in einer klaren modernen Sprache, welche es dem Leser leicht macht der Geschichte zu folgen. Sein Erzähltempo ist rasant schnell, man möchte immer weiterlesen. Das Buch hat nie Längen und wird somit nie langweilig. Hat man ein Kapitel beendet, fällt es einem schwer, das Buch zur Seite zu legen. Der Trick mit dem Wechsel der zwei Zeitebenen verführt dazu immer weiter und weiter zu lesen.

Oliver Pötzsch hat die Fakten des Jahres 1866 sehr gut recherchiert und diese stimmen mit den bekannten historischen Tatsachen überein. Der Autor hat sich auch über alle vorhandenen Gerüchte informiert und sie geschickt in sein Buch eingearbeitet. Auch die Gralsbewahrer der heutigen Zeit, wie die Königstreuen, die Guglmänner, die Wittelsbacher sind treffend dargestellt. Die in dem Buch verwendeten nicht realen Personen sind glaubhaft in die Handlung eingearbeitet.

Der rote Faden des Romans entstammt einem 2007 erschienenen Buch von Siegfried Wichmann, der Bilder des getöteten Königs gesehen haben will und der behauptet, den Nachlass des Arztes von Ludwig II., Schleiß von Löwenfeld, gekauft zu haben. Das in dem Nachlass befindliche Tagebuch soll den mysteriösen Todesfall Ludwigs II. aufklären. Dieses brisante Material wird aus Sicherheitsgründen im Ausland in einem Banksafe aufbewahrt.

Auch eine Liebesgeschichte ist in den Roman eingewoben, eine in der Gegenwart und zwei in der Vergangenheit.

Wie es sich für einen Krimi gehört gibt es auf der einen Seite die fiesen brutalen und vor Mord nicht zurückschreckenden Verbrecher – es gibt einige Tote – und auf der anderen Seite sind die Guten, welche viel Leiden müssen, in Lebensgefahr kommen und am Ende doch triumphieren. Viele Actionszenen, wie aus einem James Bond Film, treiben die Spannung in die Höhe. Die Polizei macht leider keinen so guten Eindruck, so dass die drei Hauptakteure, Steven Lukas (er ist ein bisschen naiv), Sara Lengfeld (sie ist ein wenig undurchsichtig) und Onkel Lu (der etwas seltsame Ludwigspezialist) ,  das Rätsel  völlig alleine lösen müssen. Am Ende siegen natürlich die Guten und die Bösen werden bestraft.

Was mich am meisten fasziniert hat war die Tatsache, dass sich Oliver Pötzsch praktisch bis zur letzten Seite  immer wieder neue Überraschungen, die den Leser verblüffen, ausgedacht hat. Spannung ist garantiert, bis zum Ende des Romans.

Alles endet dann in einem riesen Knall und wieder darf die Wahrheit nicht ans Licht! Warum? Weil es die Wittelsbacher nicht wollen! Dann aber hat Sara Lengfeld noch einen Trumpf in der Hand, welcher es ermöglicht, dass sie und Lukas glücklich und sorgenfrei bis ans Ende ihrer Tage leben können und wenn sie nicht gestorben sind, dann …

Ich hoffe, ich habe sie auf das Buch neugierig gemacht ohne viel zu verraten. Es ist zwar ein Roman, aber warum soll es nicht so gewesen sein, damals, als Ludwig II. ermordet wurde. Der hier beschriebene  Ablauf zur Ludwig Verschwörung ist so wahr oder unwahr wie jede andere Theorie die zu diesem Fall aufgestellt wurde.

Der Autor erzählte mir in einem Gespräch, dass ihn beim Schreiben der Ludwig II. Virus gepackt hat. Ich denke, dass es Ihnen beim Lesen genau so gehen wird.

Für alle, welche zu faul sind selbst zu lesen, gibt es diesen Roman auch als Hörbuch. Mit diesem Medium werde auch ich mir das Buch noch einmal zu Gemüte führen.

Erich Adami, 08.04.2011

Buchbesprechung: Marcus Spangenberg – Ludwig II. der andere König

Marcus Spangenberg – Ludwig II. Der andere König

Biographie

Autor: Marcus Spangenberg
Verlag: Friedrich Pustet, Regensburg
ISBN: 978-3-7917-2308-2
Preis: 14,90 Euro
weitere Daten 2011. 175 Seiten; Taschenbuch

Autor: Marcus Spangenberg, geb. 1968, studierte Kunstgeschichte, Geschichte, Klassische Archäologie und Religionswissenschaft. Er arbeitet als Kunsthistoriker und Journalist.

Inhalt: Über kaum einen anderen Monarchen der Neuzeit wird so viel spekuliert und fantasiert wie über König Ludwig II. von Bayern (1845-1886). Er, der sich selbst ein Rätsel sein wollte, bleibt in der Tat bis heute in vielen Bereichen ein Mysterium. Auch sein rätselhafter Tod hält ihn bis heute lebendig. Er hasste Krieg und führte zwei bewaffnete Kämpfe. Er sah sich als König von Gottes Gnaden und ordnete sich einem Kaiser unter. Er bevorzugte die Einsamkeit und suchte ständig nach einem Vertrauten.

König Ludwig II. von Bayern reagierte auf seine Zeit mit einem veralteten und religiös verklärten Verständnis vom Königstum. Sein Beharren auf das wahre echte Königsamt bewirkte das Gegenteil: Ludwig II. verlor sich selbst in der Realität eines mäßig mächtigen Staates und wurde 1886 seines Thrones und seines Lebens beraubt.

Die Biografie zum 125. Todestag Ludwig II. berücksichtigt den neuesten Forschungsstand und bietet überraschende Einblicke und Deutungen.

Das Cover: Graphisch gut gestaltetes Cover. Es gibt ja eine Menge Bilder von Ludwig II., aber dieses Bild, welches Marcus Spangenberg ausgewählt hat, visualisiert den „anderen König“ optimal.

Besonderheiten: Viele Bilder, meist schwarz/weiß, eine Zeittafel, ein Literaturverzeichnis und ausgewählte Internetadressen

Meine Meinung: Bayern gedenkt in diesem Jahr mit einer Ausstellung in Herrenchiemsee dem 125 Todestag seines berühmtesten Königs Ludwig II. Das schlägt sich natürlich auch auf dem Buchmarkt nieder und so sind bereits oder erscheinen noch eine Unmenge von neuen Publikationen zu diesem Thema. Auch Marcus Spangenberg, ein ausgewiesener Kenner des Märchenkönigs, erfüllt sich seinen Wunsch, das Leben Ludwigs II. aus seiner Sicht zu beschreiben und er glaubt zu erkennen, dass er einige  andere Seiten des König gefunden hat welche er seinen Lesern in diesem Buch näher bringen will.

Was unterscheidet nun seine Biographie von den vielen anderen bereits geschriebenen Lebensläufen des Königs? Der Text bewegt sich praktisch auf zwei Ebenen. In der ersten, auf normalem weißen Hintergrund, wird das Leben des Königs erzählt, kompakt und auf das Wesentliche beschränkt. Die neuen bzw. der Allgemeinheit weniger bekannten Facetten stecken in der Biographie vor allem in den grau hinterlegten „Kästen“.

Der Autor wollte in seinem Buch nicht nur eigene neue Aspekte einbringen, sondern auch Themen, die bisher nur in der Spezialliteratur hinterlegt sind, für den „allgemeinen“ Leser nutzbar machen. Interessant ist besonders der Schriftwechsel mit Paul von Thurn und Taxis (erstmals nach mehr als 50 Jahren und in Deutsch) und mit Wilhelm von Hessen (erstmals überhaupt), den Marcus Spangenberg in seinem Werk auszugsweise veröffentlicht. Auch die Beschreibung der Schlösser und deren Verbindung mit dem Leben und Wollen des Königs sind sehr spannend und nachdenkenswert. Auch kann das Buch mit neuem Bildmaterial aufwarten, was immer seltener der Fall ist.

Unseriöse sensationelle Enthüllungen darf der Leser hier nicht erwarten, Spangenberg bleibt auf dem Boden der durch Quellen gedeckten Wahrheiten. Er beginnt nicht auch darüber zu spekulieren, ob Ludwig II. ein Wittelsbacher war oder nicht, was ihm zur Ehre gereicht. Für  den Autor spricht zwar einiges dafür, dass der Märchenkönig homosexuell war, seine Sexualität habe er aber wahrscheinlich nicht ausgelebt, was sehr wahrscheinlich ist, denn die Ansprüche Ludwigs an sich selber und an das Königtum von Gottes Gnaden waren sehr hoch. Mit sehr viel Sensibilität hat Marcus Spangenberg dieses Thema im Kapitel „Ludwigs schwierigster Kampf“ behandelt. Er bleibt dabei immer auf dem Boden des beweisbaren. Ein wichtiges Anliegen des Buches ist es aufzuzeigen, wie die historische Person Ludwig hinter einem unscharfen Schleier von ständig wiederholten Klischees verschwindet.

Für das Thema, welches für die meisten von Interesse ist, hat der Autor nur wenig zu sagen. Der ungeklärte Tod Ludwigs II. im Starnberger See ist in dem Buch schnell abgehandelt, obwohl es doch erdrückende Hinweise auf einen Königsmord gibt. Dieses Thema stand wohl für Marcus Spangenberg nicht so sehr im Vordergrund, obwohl es zu einer Biographie eigentlich dazugehört.

Was will das Buch dem Leser also sagen? Ludwig  war nicht wie die Anderen und er wusste es. Ludwig war ein Getriebener und er war meist unglücklich. Er hatte keinen ebenbürtigen Freund, der ihm in kritischen Situationen beigestanden hätte. Sein politisches Umfeld und seine Zeit hat ihn immer mehr zu diesem anderen König gemacht, den uns der Autor näher bringen will. Der Leser lernt bei der Lektüre den König ein bisschen besser zu verstehen.

Wie gesagt, Experten werden vieles – aber eben gewiss nicht alles – kennen, aber das Buch soll ja vor allem „unbeleckte“ Leser finden und sie über den König und seine Zeit aufklären.

Erich Adami, 30.04.2011

Buchbesprechung: Fritz Fenzl – Magische Orte von König Ludwig II.

Dr. Fritz Fenzl – Magische Orte von König Ludwig II.

Autor:                 Dr. Fritz Fenzl
Umfang:             160 Seiten
Verlag:               Rosenheimer Verlagshaus, Rosenheim 2010
ISBN                   978-3-475-54048-6
Preis:                  12,95 Euro

100 Jahre Rosenheimer Verlagshaus gilt es heuer zu feiern und der Verlag bietet ein ansehnliches Sortiment an Bildbänden, das sich auch mit Themen über Bayern und die Alpen hinaus beschäftigt.

Der 1952 geborene Dr. phil. Fritz Fenzl ist mit fünf Titeln im Verlag vertreten (er veröffentlicht darüber hinaus auch noch andernorts), die sich alle mit „magischen Orten“, Magie und Mondsüchtigen beschäftigen. Darüber hinaus ist Fenzl Lehrer für Theologie und Deutsch an einem naturwissenschaftlich-technologischen Gymnasium in München. Er veranstaltet regelmäßig Lesungen und Führungen zu seinen „magischen“ Orten.

Das Ende 2010 erschienene Buch zu den magischen Orten des Märchenkönigs bewirbt der Verlag mit einem Zitat aus dem Buch: König Ludwig selbst habe seine Bauplätze „kosmische Einstrahlungspunkte“ genannt. Leider ist dies nirgends belegt und damit sind wir gleich bei einem der Mängel des Buchs – es gibt viele skurrile Behauptungen und Theorien, die nicht durch Quellenangaben belegt sind.

In den 28 Kapiteln werden zahlreiche Orte behandelt, die aber willkürlich aneinandergereiht scheinen – es werden kaum Zusammenhänge dargestellt. Auch Bilder oder Karten, die ja für die „spannende Suche nach dem Beziehungsgeflecht dieser Orte“ (Verlagstext) recht hilfreich wären, sucht man vergebens. Dafür endet jedes Kapitel mit Angaben zum Ausgangspunkt, zur Aufenthaltsdauer, zur Einkehr und wieder zur Abfahrt.

Immer wieder verliert sich der Autor in Schwärmereien, meist über seine eigenen Theorien. Der Leser erfährt wenig über die Orte und Bauten selbst, es fehlen Hintergründe und Sachinformationen. Interessanterweise scheinen die aber auch gar nicht nötig zu sein, rät doch der Autor fast immer davon ab  [S. 135], die Schlösser zu besuchen: „man muss nicht immer direkt hingehen oder eintreten“ und beruft sich auf die Eindrücke und natürlich die „Strahlung“ in den Räumen. Wenn er dann über die Strahlen ins Schwärmen gerät, trifft man oft auf seine pseudo-wissenschaftlichen Theorien der Radiästhesie, der Geomantie, der Energetik oder der Bovis-Messungen. Die von ihm gefundenen „hohen Schwingungen“ (mal links-, mal rechtsdrehend) sollten vom Besucher aufgenommen werden, aber am besten nur, so empfiehlt er, „bei guter Seelenlage“. Sonst nutzen die Strahlen nicht viel und man muss – beim „sich fallen lassen“ – aufpassen, nicht den Abhang herunterzufallen („Falkenstein“). Den Weg auf Ludwigs Schwingungen sieht er „als Geistschule und als Visualisierungs-Übung“ – hinweg über Drachenpfaden und Schlangenlinien.

Fenzl-Bücher im rosenheimer-VerlagVor den herkömmlichen Reisebegleitern warnt Fenzl; auch auf München ist er nicht gut zu sprechen, mahnt sogar vor zu großem Vertrauen auf die Fakten: „auf skurril paradoxe Weise ist unser Schulwesen (…) reiner Okkultismus“ – schreibt der Lehrer auf Seite 55. Fast könnte man eine aktuelle Diskussion über Doktortitel und wissenschaftliche Arbeit kommentiert finden, wenn er im „Ludwig-Prinzip“ über „Positives Denken“ schreibt: „entweder groß denken und Nörgeleien der ewigen Bedenkenträger überwinden (…) oder herunterziehen lassen und selbst zum Massen-Zeitgenossen, form- und abwaschbar wie Sand am Meer, gerinnen zum Standard-Menschen, der nichts Besonderes erreicht, dafür aber alles besser weiß (…) Schlimmer noch, der sogar den Erfolgreichen ihre erkennbaren Fehler nachweist, die den Erfolgreichen völlig egal sind, denn für sie zählt nur das Ergebnis“ [S. 145/146].

Er schildert seine Abneigung der Demokratie („Demokratie mag gut und weise und human sein, dem Schöpfungsgedanken entspricht sie nicht.“ [S. 16]) und Verehrung der „einsamen, wissenden und unverstandenen Herrscher“, die von Natur aus über „Herrscherenergien und greifbares Herrschaftswissen“ verfügen, da ihnen – wie auch Ludwig – „allein durch Geburt und Herkunft (…) Wissen und Intuition in die Wiege gelegt“ waren.

Ein wenig entlarvend ist dann im letzten Kapitel sein Bezug zu dem schweizerischen Autor René Egli und dessen feudalistischen Weltanschauung, der auch für seine totalitären Machtideologien bekannt ist (vgl. Philipp Flammer, Zürcher Fachstelle für Sektenfragen 1998).

Bei meinem Besuch am Sarg Ludwig II. in der St. Michaels-Kirche in München habe ich übrigens keinen „Brummton in der Fürstengruft“ vernommen, der „typisch für unsichtbare, aber wahrnehmbare Energiefelder“ sein soll.

Jeder Ort, an dem König Ludwig II. gewesen ist oder sein soll (oder auch nicht war, aber hätte sein sollen) scheint für Fenzl ein magischer Ort zu sein; seine Schrift ist ein Buch für „Kraftortfreunde“ und für Freunde der zahlreichen Bücher von Fenzl, auf die immer wieder hingewiesen wird. Vielleicht fehlt mir die Kraft, um sein  „König-Ludwig-Kraftort-Buch“ [S. 139] richtig verstehen zu können, vielleicht ist aber auch die Ironie zu gut versteckt…

Ein schönes Buch für alle Esoteriker und die, die es werden wollen.

© Michael Fuchs, Berlin, 23.03.2011

Buchbesprechung: Alexander Ballhaus – Seenacht

Seenacht – Ein Kriminalroman

Autor: Alexander Ballhaus
Verlag: ars vivendi Cadolzburg
ISBN: 978-3-86913-038-5
Preis: 19,90 Euro
Weitere Daten 2010. 1315 Seiten; Hardcover

Inhalt: In geheimer Mission begibt sich Graf Alexander von der Thann auf Spurensuche, um im Auftrag der österreichischen Kaiserin Elisabeth das Rätsel um den Tod des Bayernkönigs Ludwig II. zu lösen. Als er aber in München eintrifft, sind die Akten bereits geschlossen. Doch von der Thann tüftelt nicht nur gerne Kochrezepte aus, er verfügt auch über untrügliches kriminalistisches Gespür, das ihn nicht nur einmal in Lebensgefahr bringt. Und er gewinnt Freunde, die ihn auf seinem Weg begleiten, allen voran die bezaubernde Juliane von Sternthal, in die er sich rettungslos verliebt. Mit ihrer Hilfe kommt der verdeckte Ermittler schließlich einer unglaublichen Verschwörung auf die Spur, deren Erschütterungen bis nach Wien reichen.

Ein fulminanter historischer Kriminalroman: sorgfältig recherchiert, packend erzählt – und mit verblüffenden Wendungen, die bis zuletzt in Atem halten.

Das Cover: Das Cover des Buches ist gut gemacht. Es wirkt geheimnisvoll und suggeriert eine spannende Lektüre.

Meine Meinung:

Als ich das Buch in die Hand genommen habe, um es zu lesen, war ich gespannt, wie sich der Autor auf der Basis der bekannten Fakten den Tod König Ludwigs II. vorgestellt hat. Im Nachwort, das ich zuerst gelesen habe, schreibt er ja:

„Sämtliche in diesem Roman verarbeiteten Informationen zum leben König Ludwigs II. entsprechen den historischen Fakten.“

Also begann ich zu lesen, um mich von dem spannenden Krimi fesseln zu lassen.

Das Buch basiert auf 3 wesentlichen Säulen.

01.       Eine Liebesgeschichte zwischen dem Hobbydetektiv Alexander von der Thann und der bayerischen Schönheit Juliane von Sternthal. Diese Rahmenhandlung durchzieht natürlich das ganze Buch und man hat das Gefühl einen Groschenroman zu lesen, welchen man für ein paar Cent an jeder Bahnhofsbuchhandlung kaufen kann. Es geht hier um Herz, Schmerz, Liebe und Triebe. Das hat mir überhaupt nicht gefallen und ich war oft nahe dran das Buch nicht zu Ende zu lesen. Auch die Sexszene, wie eine dralle Münchner Kellnerin Alexander von der Thann nackt verführen wollte hat diesen Teil des Buches nicht aufregender gemacht.

02.       Der Hobbydetektiv Alexander von der Thann ist auch ein begnadeter Amateurkoch, was dem Autor die Möglichkeit gibt seitenweise dieses Thema abzuhandeln, was für die Spannung in einem Krimi auch nicht gerade förderlich ist. Gutes Essen, Kochen, was mag der König, was mag er nicht. Was essen die Wiener gerne usw usw. Zäh wie Kaugummi haben sich diese Details in dem Buch hingezogen.

03.       Bleiben noch die historischen Fakten, die natürlich in dem Buch wiedergegeben werden in der Form, dass der Detektiv  mit einzelnen noch lebenden Personen, welche in das Drama um den König verwickelt waren, gesprochen hat.

Dies ist zweifelsfrei der bessere Teil, obwohl der Autor nicht in jedem Fall gut recherchiert hat, denn es gibt schon einige historische Fehler die er hätte wissen können. So war Kaiserin Elisabeth niemals am Sarg Ludwigs II. gestanden und hat ihm Veilchen in die Hand gedrückt. Auch war die Kaiserin mit König Ludwig II. niemals in Herrenchiemsee. Auch die Aussage: „Jahrelang hat er keinen Fuß in die Stadt München gesetzt“ ist nicht richtig. Dürckheim wird nicht richtig dargestellt und Dr. Franz Carl Müller entspricht ebenfalls nicht der bekannten Realität. Es gibt noch einiges was zu bemängeln wäre, aber das meiste entspricht den historischen Quellen. Wollen wir also hier nicht päpstlicher sein als der Papst. Es ist ja ein Roman und keine Sachbuch.

Eigentlich kommt es bei einem guten Kriminalroman nur darauf an, den Leser zu fesseln, ihn in die Irre zu führen und bei der Aufklärung des Verbrechens Verblüffung zu erzielen. Dies ist natürlich bei einem historischen Krimi nicht ganz so leicht, weil in diesem Fall die Fakten um den Tod König Ludwigs II. schon hunderte Male veröffentlicht wurden und so den meisten Lesern bekannt sind. Es bleibt dem Autor also nur noch für eine spektakuläre fiktive Aufklärung des Verbrechens zu sorgen.

Wenn ich jetzt weiter schreibe, müsste ich die von dem Buchautor fiktiv beschriebenen Umstände um den Tod König Ludwigs II. verraten. Das möchte ich aber nicht, das wäre unfair. Wer es wissen will, soll sich das Buch gefälligst kaufen.

Kann ich nun das Buch empfehlen? Ich möchte mal so sagen.

Für den König Ludwig II. Kenner ist das Buch nicht zu empfehlen, denn das was für ihn von Interesse ist, kennt er schon alles und der Rest ist halt Loreroman. Wenn er aber unbedingt wissen will, wie König Ludwig II. in diesem Buch ums Leben gekommen ist, so reicht es, wenn er die letzten 5 Kapitel liest.

Ein Leser, welcher sich kaum mit König Ludwig befasst hat und an die Rahmenhandlung keine hohen Ansprüche stellt, erfährt hier vieles über das Leben und Sterben unseres Märchenkönigs und ist vielleicht gar nicht so unzufrieden mit dem Buch.

Kaiserin Elisabeth war in dem Buch sehr zufrieden mit der Arbeit ihres Privatdetektivs Alexander von der Thann und das ist doch schon was. Ich aber war mit dem Buch nicht zufrieden.

Die wahrste Wahrheit aus dem Buch möchte ich zum Schluss meiner Ausführungen wörtlich zitieren:

„Ludwigs Leichnam ruht für alle Zeiten in der Gruft. Und niemals wird es die Familie [das Haus Wittelsbach] zulassen, dass er exhumiert wird. Das Haus Wittelsbach kann es sich nicht leisten, die zweifelsfreie Wahrheit über den Tod des Königs ans Licht zu bringen. Man wird es nicht tun, nicht in hundert Jahren.“

Dem ist nun wirklich nichts mehr hinzuzufügen

Erich Adami

Jahreskalender 2011

Jahreskalender 2011


Herausgeber: Bayerisches Staatsministerium der FinanzenJahreskalender 2011
Alle Texte: Uwe Gerd Schatz
Titel: König Ludwig II. von Bayern
Umfang: 82 Seiten, Ringbindung
ISBN 978-3-935612-65-4
Preis: 10 Euro


Nunmehr seit 12 Jahren gibt das Bayerische Staatsministerium der Finanzen einen Jahreskalender heraus, der sich stets einem Kernthema widmet. 2011 – wie könnte es anders sein – ist es der 125. Todestag von König Ludwig II. von Bayern.

Passend zur Landesausstellung „Götterdämmerung. König Ludwig II. und seine Zeit“ kann der Kalender das ganze Jahr inhaltlich begleiten. Nach den Worten des Finanzministers Georg Fahrenschon ist der Kalender für sich schon ein kleines Kompendium zur Lebensgeschichte Ludwig II. – reich bebildert mit Texten von Dr. Uwe Gerd Schatz, dem für die fachwissenschaftliche Betreuung der Schlösser: Herrenchiemsee (ohne Künstlerhaus Exter), Linderhof, Neuschwanstein und Starnberger See (nur Roseninsel); König Ludwig II.-Archiv, zentrale Museumsdepots in Nymphenburg zuständigen Referenten der Museumsabteilung bei der Hauptverwaltung der Schlösserverwaltung.

ThemenübersichtNach einer zehnseitigen Einführung beginnt der in einer praktischen Ringbindung angebotene Kalender mit der 52. Kalenderwoche des Jahres 2010; jeder Monat hat ein eigenes Thema und so beginnt das Jahr hier ausgerechnet mit dem streitbaren Thema „Ludwig II. und die Frauen“.

Für Kalendereinträge ist immer eine Wochenübersicht vorgesehen, die neben einigen interessanten Jahrestagen aus Ludwigs Leben recht wenig Platz für eigene Einträge bietet.

Die 12 Monate sind von der Bild- und Textauswahl sehr abwechslungsreich und passend zu den jeweiligen Monaten gestaltet. So finden wir im Rosenmonat Juli die Roseninsel und im Geburtsmonat August das Schloss Nympenburg, in dem Ludwig am 25. August 1845 geboren wurde. Das Schachenhaus, das Anfang Juni geöffnet wird, schließt witterungsbedingt Mitte Oktober.

Den Abschluss bilden die Jahresübersichten 2011 und 2012 sowie eine Übersichtskarte mit den Anfahrten zu den „Orten von König Ludwig II.“

Der Kalender ist zum täglichen Gebrauch eigentlich viel zu schade; so empfiehlt sich die Anschaffung von gleich zwei Exemplaren. Er ist auf der Internetseite der Bayerischen Schlösserverwaltung (http://www.schloesser.bayern.de) und in verschiedenen Museumsläden erhältlich.

© Michael Fuchs, Berlin, 26.12.2010
http://www.michaelfuchs.de

Rezension: Rudolf Reiser – König Ludwig II.

Rudolf Reiser: König Ludwig II. – Mensch und Mythos zwischen Genialität und Götterdämmerung


Autor: Rudolf ReiserRudolf Reiser: "König Ludwig II."
Titel:
König Ludwig II. – Mensch und Mythos zwischen Genialität und Götterdämmerung
Umfang: 168 Seiten
Verlag:
Mz Buchverlag
ISBN 3934863809
Preis: 19,90 Euro

 


 

Rudolf Reiser, der Autor, ist ein Historiker und ein Buchautor, der bereits einige Bücher über Ludwig II. geschrieben hat. Nun möchte er diese Bücher verkaufen und dabei greift er zu Mitteln die eines Historikers nicht würdig sind. Ich habe alle seine Bücher gelesen die sich mit Ludwig II. oder dessen Umfeld befassen, so auch das neue Buch dass er zum 125. Todesjahr Ludwig II. veröffentlicht hat.

Dazu möchte ich folgendes bemerken:

01.)  Das neue Buch hat eine wunderbare Aufmachung. Das Buch ist handlich, das Cover ist gut, das Papier ist Klasse.

02.) Das Buch ist gut geschrieben. Der Schreibstil ist locker und unkonventionell. Nicht so trocken, wie man es von vielen Historikern kennt. Es ist spannend, fesselnd und lässt sich sehr gut lesen. Es ist nicht langweilig.

03.) Soweit ich es beurteilen kann, würde ich 90 Prozent des Inhalts als historisch korrekt bezeichnen. Ich glaube es beurteilen zu können, da ich so ziemlich alles gelesen habe, was es über König Ludwig II. zu lesen gibt. Mein Privatarchiv hat ca. 3000 Bände.

04.) Das Hauptanliegen des Autors ist es wohl, zu beweisen, dass Ludwig II. kein Wittelsbacher ist. Diese These vertritt er schon sehr lange und hat darüber auch schon öfters geschrieben. Er ist von all den wichtigen Autoren der einzige, der diese These ernsthaft vertritt. Für andere Historiker ist dieses Gerücht, das es schon sehr lange gibt bestenfalls eine Randnotiz wert, da es nicht zu beweisen ist.

Es gibt zu diesem Thema auch das Gerücht, dass Freiherr von der Tann, ein enger Freund Maximilian II. (Vater von Ludwig II.) der Erzeuger des Märchenkönigs wäre. Aber auch dies ist nicht zu beweisen. Herr Reiser ordnet dieser These sein ganzes Buch unter, denn er kommt immer wieder darauf zurück. Die Fakten werden so dargestellt, dass er sie immer wieder als Beweis anführt. Wissenschaftlich stichhaltig ist keiner dieser Beweise. Der Hauptzeuge des Autors ist Leo von Klenze, dessen Nachlass aber noch nicht wissenschaftlich ausgewertet ist.

05.) Die Theorie des Herrn Reiser über das Ableben Ludwig II. ist interessante und überlegenswert. Zustimmen möchte ich Ihm, dass Ludwig II. ermordet worden ist. Auf welche Art, sei dahingestellt.

06.) Dass Herr Reiser nicht immer korrekt arbeitet, möchte ich an dem Beispiel der Kaiserin Elisabeth zeigen.

Die wichtigsten Biographen und Kenner der Kaiserin bestreiten, dass Valerie eine Tochter des Ungarn Gyula Andrássy ist. Herr Reiser diese uralte Mär wieder als Wahrheit verkauft. Ein Verhältnis zu ihrem englischen Reitlehrer ist nicht beweisbar und wird von den Sissi Forschern bestritten. Dass Sissi an einer Befreiungsaktion beteiligt war ist mehr als unwahrscheinlich und ebenfalls nicht beweisbar. Die Kaiserin Elisabeth war auch nicht am Tag nach dem Tod Ludwigs II. in Berg um ihm ein Jasminsträußchen zu bringen. Dieses hat er zwar bekommen, aber nicht von ihr persönlich.

07.) Was ich dem Autoren vorwerfe, ist die Tatsache, dass er alle bekannten Gerüchte aufgreift und sie als Wahrheit verkauft.

Herr Reiser weiß genau so viel oder so wenig wie ich. Wir vermuten und spekulieren, nur beweisen können wir nichts. Ein ewig Rätsel will ich bleiben sagt schon Ludwig II.

08.) Der Inhalt dieses Buches ist auch zu einem erheblichen Teil bereits in früheren Werken von Herrn Reisert bereits veröffentlicht worden.

09.) Die Präsentation dieses Werkes ist eine marketingstrategische Glanzleistung und hat dazu geführt, dass die Zeitungen aus ganz Deutschland über dieses Buch berichtet haben, wobei der Headliner   fast immer war: „Ist König Ludwig II. ein Halbitaliener.“ Auch das bayerische Fernsehen und der Rundfunk sind natürlich auf dieses Sensationsbuch eingestiegen. Wenn dann noch von Morddrohungen zu lesen ist, was ich eigentlich nicht glauben mag, dann steigt jedes Medium darauf ein. Es wurde also alles getan um die Verkaufszahlen in die Höhe zu treiben. Bei mir bleibt dabei ein etwas fahler Beigeschmack.

10.) Damit bin ich bei meinem Vorwurf an Presse, Funk und Fernsehen. Sowie etwas nach Sensation riecht, wird nicht nach dem Wahrheitsgehalt gefragt. Wenn maskierte Guglmänner auftreten, wird die Kamera sofort hingehalten.

Wird ein seriöses, nicht mit Sensationen bestücktes Buch veröffentlich, das sachlich und wahrheitsgemäß versucht etwas Licht in das Dunkel um König Ludwig zu bringen, dann ist das für Presse, Funk und Fernsehen nicht wichtig.

11.) Damit wir uns nicht falsch verstehen: Man bekommt für sein Geld ein sehr spannendes Buch. Wenn man über die paar Ungenauigkeiten wegsieht, dann hat mein seine Freude beim Lesen, wie bei einem guten Roman.

Interessant…

(c) Erich Adami

weitere Rezensionen

War Ludwig II. tuntig?

Ein Interview mit dem Autor Wolfgang Till finden Sie in der Süddeutschen Zeitung vom 09.08.2010. So antwortet er auf die erste und wohl entscheidende Frage, ob König Ludwig II. von Bayern „homosexuell oder bi“ gewesen sei:

König Ludwig II. hatte ganz deutlich und oft beschriebene feminine Züge. Er legte sich die Haare mit dem Brenneisen wellig und roch immer sehr gut. Es gibt Fotos, die zeigen, wie er mit abgespreiztem kleinen Finger Zigarette raucht. Aber er war nie tuntig. Ludwig II. war keine Queen. Doch sein Schönheitsideal waren eindeutig Männer. Allerdings kenne ich keinen konkreten Beleg für praktizierte Homosexualität. Bekannt ist allerdings, dass er in Sachen Sexualität sehr verkrampft war. Da ist die katholische Religion ein bisschen Schuld und die Gesellschaft, die ihm ein schlechtes Gewissen eingeredet hat, wenn er seinen sexuellen Phantasien nachgegangen ist.

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