Dr. Fritz Fenzl – Magische Orte von König Ludwig II.
Autor: Dr. Fritz Fenzl
Umfang: 160 Seiten
Verlag: Rosenheimer Verlagshaus, Rosenheim 2010
ISBN 978-3-475-54048-6
Preis: 12,95 Euro
100 Jahre Rosenheimer Verlagshaus gilt es heuer zu feiern und der Verlag bietet ein ansehnliches Sortiment an Bildbänden, das sich auch mit Themen über Bayern und die Alpen hinaus beschäftigt.
Der 1952 geborene Dr. phil. Fritz Fenzl ist mit fünf Titeln im Verlag vertreten (er veröffentlicht darüber hinaus auch noch andernorts), die sich alle mit „magischen Orten“, Magie und Mondsüchtigen beschäftigen. Darüber hinaus ist Fenzl Lehrer für Theologie und Deutsch an einem naturwissenschaftlich-technologischen Gymnasium in München. Er veranstaltet regelmäßig Lesungen und Führungen zu seinen „magischen“ Orten.
Das Ende 2010 erschienene Buch zu den magischen Orten des Märchenkönigs bewirbt der Verlag mit einem Zitat aus dem Buch: König Ludwig selbst habe seine Bauplätze „kosmische Einstrahlungspunkte“ genannt. Leider ist dies nirgends belegt und damit sind wir gleich bei einem der Mängel des Buchs – es gibt viele skurrile Behauptungen und Theorien, die nicht durch Quellenangaben belegt sind.
In den 28 Kapiteln werden zahlreiche Orte behandelt, die aber willkürlich aneinandergereiht scheinen – es werden kaum Zusammenhänge dargestellt. Auch Bilder oder Karten, die ja für die „spannende Suche nach dem Beziehungsgeflecht dieser Orte“ (Verlagstext) recht hilfreich wären, sucht man vergebens. Dafür endet jedes Kapitel mit Angaben zum Ausgangspunkt, zur Aufenthaltsdauer, zur Einkehr und wieder zur Abfahrt.
Immer wieder verliert sich der Autor in Schwärmereien, meist über seine eigenen Theorien. Der Leser erfährt wenig über die Orte und Bauten selbst, es fehlen Hintergründe und Sachinformationen. Interessanterweise scheinen die aber auch gar nicht nötig zu sein, rät doch der Autor fast immer davon ab [S. 135], die Schlösser zu besuchen: „man muss nicht immer direkt hingehen oder eintreten“ und beruft sich auf die Eindrücke und natürlich die „Strahlung“ in den Räumen. Wenn er dann über die Strahlen ins Schwärmen gerät, trifft man oft auf seine pseudo-wissenschaftlichen Theorien der Radiästhesie, der Geomantie, der Energetik oder der Bovis-Messungen. Die von ihm gefundenen „hohen Schwingungen“ (mal links-, mal rechtsdrehend) sollten vom Besucher aufgenommen werden, aber am besten nur, so empfiehlt er, „bei guter Seelenlage“. Sonst nutzen die Strahlen nicht viel und man muss – beim „sich fallen lassen“ – aufpassen, nicht den Abhang herunterzufallen („Falkenstein“). Den Weg auf Ludwigs Schwingungen sieht er „als Geistschule und als Visualisierungs-Übung“ – hinweg über Drachenpfaden und Schlangenlinien.
Vor den herkömmlichen Reisebegleitern warnt Fenzl; auch auf München ist er nicht gut zu sprechen, mahnt sogar vor zu großem Vertrauen auf die Fakten: „auf skurril paradoxe Weise ist unser Schulwesen (…) reiner Okkultismus“ – schreibt der Lehrer auf Seite 55. Fast könnte man eine aktuelle Diskussion über Doktortitel und wissenschaftliche Arbeit kommentiert finden, wenn er im „Ludwig-Prinzip“ über „Positives Denken“ schreibt: „entweder groß denken und Nörgeleien der ewigen Bedenkenträger überwinden (…) oder herunterziehen lassen und selbst zum Massen-Zeitgenossen, form- und abwaschbar wie Sand am Meer, gerinnen zum Standard-Menschen, der nichts Besonderes erreicht, dafür aber alles besser weiß (…) Schlimmer noch, der sogar den Erfolgreichen ihre erkennbaren Fehler nachweist, die den Erfolgreichen völlig egal sind, denn für sie zählt nur das Ergebnis“ [S. 145/146].
Er schildert seine Abneigung der Demokratie („Demokratie mag gut und weise und human sein, dem Schöpfungsgedanken entspricht sie nicht.“ [S. 16]) und Verehrung der „einsamen, wissenden und unverstandenen Herrscher“, die von Natur aus über „Herrscherenergien und greifbares Herrschaftswissen“ verfügen, da ihnen – wie auch Ludwig – „allein durch Geburt und Herkunft (…) Wissen und Intuition in die Wiege gelegt“ waren.
Ein wenig entlarvend ist dann im letzten Kapitel sein Bezug zu dem schweizerischen Autor René Egli und dessen feudalistischen Weltanschauung, der auch für seine totalitären Machtideologien bekannt ist (vgl. Philipp Flammer, Zürcher Fachstelle für Sektenfragen 1998).
Bei meinem Besuch am Sarg Ludwig II. in der St. Michaels-Kirche in München habe ich übrigens keinen „Brummton in der Fürstengruft“ vernommen, der „typisch für unsichtbare, aber wahrnehmbare Energiefelder“ sein soll.
Jeder Ort, an dem König Ludwig II. gewesen ist oder sein soll (oder auch nicht war, aber hätte sein sollen) scheint für Fenzl ein magischer Ort zu sein; seine Schrift ist ein Buch für „Kraftortfreunde“ und für Freunde der zahlreichen Bücher von Fenzl, auf die immer wieder hingewiesen wird. Vielleicht fehlt mir die Kraft, um sein „König-Ludwig-Kraftort-Buch“ [S. 139] richtig verstehen zu können, vielleicht ist aber auch die Ironie zu gut versteckt…
Ein schönes Buch für alle Esoteriker und die, die es werden wollen.
© Michael Fuchs, Berlin, 23.03.2011