Gudden-Ausstellung – Ein Rückblick

Dr. Bernhard von Gudden, der Gutachter König Ludwigs II.

Rückblick auf die die Ausstellungen in Benediktbeuern und Prien und Ausblick

„Eine Ausstellung über Dr. Bernhard von Gudden, die gehört verboten. Über diesen unverantwortlichen Gutachter ist doch längst alles gesagt. Er ist und bleibt eine Unperson für einen jeden, der König Ludwig II. verehrt!“ Solche polemischen Forderungen wurden bereits 2013 im Vorfeld der für 2014 geplanten Ausstellung „Dr. Bernhard von Gudden, der Gutachter König Ludwigs II.“ laut, plagte doch einige Ludwig II.-Verehrer die – allerdings unbegründete – Angst, schon allein dadurch, dass man diesem Psychiater Aufmerksamkeit schenkt und ihn zu verstehen sucht, sei eine Verunglimpfung des Königs beabsichtigt.

Um es deutlich zu sagen: Die Ausstellung über Dr. Gudden, die vom 15. Mai bis 17. Juli 2014 im Kloster Benediktbeuern gezeigt wurde, entpuppte sich keinesfalls als Ausstellung gegen Ludwig II., sondern als eine Schau, die versuchte der Person und dem Werk jenes Psychiaters gerecht zu werden, der 1886 über Ludwig II. ein psychiatrisches Gutachten anfertigte. Die Ausstellung hatte das gesamte 62 Jahre währende Leben dieses Arztes im Blick und nicht nur die Tage der sogenannten Königskatastrophe vom 8. bis zu 13. Juni 1886. Wer lediglich diesem kurzen Zeitraum Aufmerksamkeit schenkt, so jemand kann der Person Dr. Guddens keinesfalls gerecht werden.

Kurator A. Schweiggert -Dr. Norbert Göttler- Prof. Dr. Hanns Hippius
Kurator A. Schweiggert -Dr. Norbert Göttler- Prof. Dr. Hanns Hippius

Es ist schon seltsam, dass die Ausstellung die erste seit dem Tod des Psychiaters 1886 war, die sich an eine breite Öffentlichkeit wandte. Zwar waren bereits vorher in medizinischen Fachkreisen, bei Ausstellungen zur Geschichte der Psychiatrie sowie in psychiatrischen Symposien vereinzelt immer wieder Werk und Person Guddens thematisiert worden, auch in Doktorarbeiten und einigen Publikationen, doch vielfach gingen diese Vorhaben an der breiten Öffentlichkeit vorbei. Gerade ein breites Publikum aber war es, das mit dieser Ausstellung angesprochen werden sollte. Deshalb standen vorrangig auch nicht für den Laien oft schwer verständliche medizinische Exponate im Vordergrund, sondern Materialien, die bei einem breiten Personenkreis Interesse wecken wollten.

Dazu gehörte unter anderen ein Exponat, das eine kleine Sensation darstellte. Es handelte sich um die Totenmaske Dr. Guddens, von der selbst ausgewiesene Ludwig II.- Experten nicht wussten, dass sie überhaupt existiert. Die Geschichte ihrer Entdeckung im Städtischen Museum Rosenheim wurde hier erstmals dokumentiert. Die Totenmaske zeigt das Gesicht des Psychiaters mit allen seinerzeit von Augenzeugen beschriebenen Verletzungen und war somit ein bedeutendes Exponat. Sie war erstmals neben der Totenmaske des Königs zu sehen.

Was beabsichtigte diese erste Ausstellung über Dr. Gudden nun eigentlich?

Um es kurz zu sagen, sie wollte über die gesamte Person Dr. Guddens informieren, nicht nur über den Gutachter des Königs, sondern auch über einen wichtigen Psychiater der Vorfreudzeit, über einen gewissenhaften Forscher und Neuroantom, über den modernen Anstaltsleiter und respektierten Hochschullehrer und nicht zuletzt über den Menschen Gudden. Ja, sie wollte informieren, aber auch provozieren, vor allem jene, von denen bisher alle positiven Eigenschaften Guddens kategorisch ausgeblendet wurden und von denen er als unverantwortlicher Arzt diffamiert worden war. Das Ziel dieser Schau war es, zum Überdenken der vielfach vorgefassten Meinungen anzuregen, auch zum Diskutieren über all jene, im Sinne des Wortes „frag-würdigen“ Anschuldigungen, die man gegen diesen Psychiater seit seinem Tod vorgebracht hatte und die man bis heute noch immer vorbringt.

Aber war das wirklich die einzige Absicht?

Gudden-Ausstellung -Interview BR
Gudden-Ausstellung -Interview BR

Bei den Vorarbeiten zu dieser Ausstellung wurde ich mehrfach gefragt, warum mich denn ausgerechnet ein Psychiater interessiert, der doch schon vor immerhin 128 Jahren gestorben war. Sei der Grund also nur der, dass dieser Mann in enger Beziehung zu dem weltweit bekannten König Ludwig II. und dessen rätselhaftem Tod stünde? Sei darüber aber nicht schon alles Wesentliche gesagt und aufgeschrieben worden?

Wer glaubt, die Persönlichkeit Dr. Guddens sei nur im Hinblick auf die Person König Ludwigs II. von Interesse, der übersieht, dass dieser Psychiater zu einer Zeit lebte, in der sich die Psychiatrie erst ganz langsam zu einem ernst zu nehmenden medizinischen Wissenschaftsbereich zu entwickeln begann. Und Dr. von Gudden war als Neurologe einer der Protagonisten dieser Entwicklung. Seine Forschungsergebnisse werden noch heute wahrgenommen. Und wenn im Hinblick auf sein psychiatrisches Gutachten über Ludwig II. immer auch das Verhältnis von Psychiatrie und politischer Macht diskutiert wird, so ist dieser Aspekt ein bis heute aktuelles Thema geblieben, das die Medien beschäftigt.

Warf man Dr. Gudden als einem Vertreter der beginnenden Wissenschaft der Psychiatrie vor, durch sein Urteil einer politisch unliebsamen Person, nämlich Ludwig II., den Stempel der Verrücktheit aufgedrückt zu haben, so wurden im Lauf der vergangenen 128 Jahre ähnliche Vorwürfe auch in anderen Zusammenhängen immer wieder laut. Die Psychiatrie wurde also nicht nur bis zum Ende des 19. Jahrhunderts mehrfach als politisches Mittel eingesetzt und missbraucht, sondern ebenso danach und wie jüngste Vorwürfe zeigen auch in unserer Zeit und dies nicht nur in uns fernen Regierungssystemen, sondern auch im eigenen Land.

Nicht nur zur Zeit Guddens also, im Lauf ihrer Geschichte stand die Psychiatrie immer wieder auf dem Prüfstand und im Fokus öffentlicher Beurteilung. So verwundert es nicht, dass sich nach dem zweiten Weltkrieg als Gegenbewegung zur Psychiatrie etwa die sogenannte „Antipsychiatrie“ etablierte, deren Kritik sich nicht nur gegen Zwangsmaßnahmen richtet, sondern bis zur vollkommenen Ablehnung von psychiatrischen Diagnosen und Behandlungsmethoden reicht, ja, sich sogar gegen die Anwendung von Neuroleptika mit ihren umstrittenen Nebenwirkungen ausspricht. Fehlerhafte psychiatrisch-forensische Gutachten und falsche Behandlung von Patienten mit Psychopharmaka machen in schöner Regelmäßigkeit Schlagzeilen. Ebenso werden Forderungen nach Korrekturen von Regeln im Umgang mit psychisch kranken Menschen in der breiten Öffentlichkeit lebhaft diskutiert. Immer wieder brechen auch Ängste auf, wenn bekannt wird, dass wieder einmal eine Person aufgrund fehlerhafter Gutachten unrechtmäßig in die Psychiatrie eingewiesen wurde. Bis heute fordern Kritiker mehr Schutz für betroffene Patienten und eine Verbesserung der Qualität psychiatrischer Versorgung und Behandlung von psychisch Kranken, ein Anliegen, das Dr. von Gudden bereits 1855 in seiner Wernecker Anstalt mit den damals noch erheblich eingeschränkten Möglichkeiten erstmals zu realisieren versuchte.

Es ging in dieser Ausstellung also nicht allein um das Schicksal Dr. Guddens und um sein Verhalten, als die Psychiatrie noch in den Kinderschuhen steckte. Vielmehr stand ein höchst brisantes, und nach wie vor brandaktuelles Thema im Mittelpunkt, das seit Jahrzehnten die Öffentlichkeit beschäftigt, aber gerade auch in den letzten Jahren mehrfach im Fokus des öffentlichen Interesses stand und noch immer steht. Es ging in dieser Ausstellung um die Psychiatrie, um die Entwicklung dieses besonderen und immer wieder auch umstrittenen medizinischen Fachbereichs und um die Einstellung der heutigen Gesellschaft dazu.

Absicht der Schau war es deshalb, dass der in ihr gebotene Einblick in ein kleines Teilstück der Geschichte der Psychiatrie auch Interesse für die Psychiatrie von heute bewirkte, die immer wieder in der Kritik steht, ohne dass berücksichtigt wird, dass sich dieser medizinische Fachbereich mit zwei der am schwierigsten zu erforschenden Kontinente befasst, dem höchst komplizierten Gehirn des Menschen und seiner nicht weniger rätselhaften Psyche.

Gudden Ausstellung - Dr. Norbert Göttler - Kurator A. schweiggert - Walter Leicht. Rosenheim
Gudden Ausstellung – Dr. Norbert Göttler – Kurator A. schweiggert – Walter Leicht. Rosenheim

Als wissenschaftliche Berater standen mir als dem Koordinator der Ausstellung neben Historikern auch etliche Psychiater zur Verfügung, darunter der Ururenkel Guddens, Dr. Wolfgang Gudden, sowie Prof. Hans Förstl, der für den Katalog einen eigenen Beitrag verfasste, ebenso Prof. Adrian Danek, Prof. Reinhard Steinberg und Prof. Gerd Laux, die mit interessanten Vorträgen die Ausstellung begleiteten. Große Zustimmung erfuhr die Schau auch von Prof. Hanns Hippius und Prof. Heinz Häfner. Die sehenswerte Filmdokumentation „Dr. Bernhard von Gudden, Pionier der Hirnforschung und Nervenarzt König Ludwigs II.“ des Regisseurs Michael Harles durfte während des gesamten Ausstellungszeitraums gezeigt werden. Positiv reagierte die Kritik auf den zur Ausstellung erschienenen Buchkatalog „Der Mann, der mit Ludwig II. starb. Dr. Bernhard von Gudden, der Gutachter des bayerischen Königs“ (Husum Verlag), der alle Facetten dieses Arztes auffächert sowie sämtliche gegen ihn erhobenen Vorwürfe thematisiert und auf ihre Stichhaltigkeit überprüft. Des Weiteren informierte als Ergänzung zum Buchkatalog der im München-Verlag erschienene Band „Die letzten Tage im Leben König Ludwigs II.“ (Erich Adami/ Alfons Schweiggert) minutiös über sämtliche Ereignisse der letzten Tage des Königs.

Infolge des großen Anklangs, den die Ausstellung 2014 in Benediktbeuern fand, wurde sie ein Jahr später im Heimatmuseum Prien vom 16. April bis zum 14. Juni 2015 wiederholt. Die Besucherzahl für beide Ausstellungen belief sich auf viereinhalb bis fünftausend Besucher. Dies berechtigt zur Hoffnung, dass die Ausstellung und damit Leben und Wirken Dr. Bernhard v. Guddens auch künftig nicht in Vergessenheit geraten. Der Historiker Prof. Hermann Rumschöttel, den die Ausstellung sehr beeindruckte – „Sie verdient wirklich größte Aufmerksamkeit!“ – regte an „über eine Präsentation in München nachzudenken. Ich glaube“, so seine Ansicht, „dass man dadurch die Besucherzahl deutlich erhöhen könnte – zumal die Münchner Presse – wenn ich das richtig verfolgt habe – über die Ausstellung sehr positiv geurteilt hat.“

Gudden Vortrag Seidlvilla München - Schweiggert
Gudden Vortrag Seidlvilla München – Schweiggert

Vielleicht könnte die angeregte Wiederholung der Ausstellung in München spätestens im Sommer 2024 zum 200. Geburtstag Dr. Guddens stattfinden. Zunächst aber wird die Präsentation aller Ausstellungstafeln Ende 2016 im Psychiatriemuseum Wasserburg am Inn als Dauerausstellung erfolgen. Dieses Museum gehört zum kbo-Inn-Salzach-Klinikum (Gabersee 7, 83512 Wasserburg am Inn). Die dort präsentierten medizinhistorischen Exponate thematisieren den Weg von der „Kreisirrenanstalt Gabersee“ zum Klinikum in Wasserburg. Und dazu gehört maßgeblich auch die Person Dr. Guddens. Ansprechpartner für die Übernahme der Ausstellung durch andere Interessenten ist künftig also das Psychiatriemuseum Wasserburg. Weitere denkbare Ausstellungsorte, die bereits Interesse äußerten, sind: die Stadt Kleve, Geburtsort Dr. Guddens/ die Psychiatrische Klinik Schloss Werneck; diese Anstalt hat Gudden aufgebaut/ die Stadt München; hier war Dr. Gudden 1872 bis 1886 ordentl. Professor für Psychiatrie / die Münchner Klinik an der Nussbaumstr., deren Vorgänger-Einrichtung Dr. Gudden leitete.

Nach dem Besuch einer Ausstellung über den bis heute umstrittenen Künstler Joseph Beuys schrieb ein Besucher ins ausgelegte Gästebuch: „Ich gehe nach Hause und weiß, dass ich von vorne anfangen muss, wenn ich diesen Mann verstehen will.“ Wenn ein solcher Gedanke – nämlich mit der Beurteilung Dr. von Guddens neu anfangen zu müssen – auch dem einen oder anderen nach dem Besuch der Ausstellung in Benediktbeuern und Prien durch den Kopf gegangen ist und künftig auch im Psychiatriemuseum Wasserburg beschäftigen wird, dann hätte sich die umfangreiche Arbeit an dieser Ausstellung gelohnt und ihren Zweck erfüllt.

Juli 2015
Alfons Schweiggert

Weiterführende Artikel zum Thema:

Ausstellung in Benediktbeuern: Dr. Bernhard von Gudden – Der Mann, der mit Ludwig II. starb

Bericht über die Ausstellung „Dr. Bernhard von Gudden, der Gutachter König Ludwigs II.“

Buchbesprechung:

Der Mann, der mit Ludwig II. starb

Königshaus am Schachen

2012-07-30 13.47.05-1Das Königshaus am Schachen ist kein Jagdhaus – König Ludwig II. von Bayern verabscheute die Jagd – und es ist auch kein Schloss, eher eine bürgerliche Villa. Dennoch hat es von beidem etwas. Durch seine wunderbare Lage in den Bergen ist es recht schwer erreichbar und belohnt gleichzeitig mit einem herrlichen Ausblick in die Landschaft und fantastischen Einblicken. Der Schachen liegt in der Nähe von Garmisch-Partenkirchen, das Königshaus gehört zur Verwaltung von Schloss Linderhof.

Wer Antworten zum Königshaus in der Literatur sucht, der wird in zahlreichen Reisebegleitern und „Führern“ fündig. Meist ist das Königshaus im Zusammenhang mit Schloss Linderhof zu finden. Nun hat die Bayerische Schlösserverwaltung in diesem Jahr einen neuen „Amtlichen Führer“, bearbeitet von Dr. Uwe Gerd Schatz, herausgegeben, das wir hier vorstellen möchten.

Stil und Heimat

Oft wird der Stil des braunen Hauses unter der Wetterwand für bayerisch oder schweizerisch gehalten. Dabei ist das Haus ganz klar im Äußeren an der Kunstrichtung des Bosporus orientiert. Der Orient in den Alpen. Die Ornamente in der Fassung und die Giebelstirnseite „haben nichts mit heimischer Bautradition zu tun. Sie sind Vorbildern aus der osmanischen Holzarchitektur entnommen“ (Seite 14). So verwundert es schon etwas, wenn der für die Schlösser zuständige bayerische Staatsminister, Dr. Markus Söder, im Begleittext von einem „Sinnbild unserer Heimat“ und der „Schönheit und Geschichte Bayerns“ schreibt. Wir widmen uns lieber dem Inhalt des „Führers“ und dem Königshaus selbst.

Das Jagdhaus

Schon im Herbst 1869 hat der 24 Jahre alte König Ludwig II. seine Bauabsichten geäußert und einen Reitweg anlegen lassen. Offiziell hieß es lange Zeit Jagdhaus, aber es fanden dort natürlich keine Jagden statt. Überhaupt fanden zu seiner Regierungszeit keine Hofjagden statt. Sie wurden erst unter Prinzregent Luitpold wieder eingeführt, der mit seinen Gesellen später auch auf dem Schachen hauste (Wolfgang S. Madl: „Die Allerhöchste Jagd in Oberammergau unter König und Prinzregent“, Winzer 2005).

Mit dem Bau wurde der 39jährige Architekt Georg von Dollmann beauftragt. Das Haus wurde zunächst mit einem modernen Grundriss in traditioneller Holzbauweise im Stil großbürgerlicher Villen gebaut und war schon im Herbst 1870 fertig gestellt. Man kann den ursprünglichen Bau noch im Erdgeschoss des heutigen Gebäudes erkennen: ein erdgeschossiger Ständerbau mit Satteldach und niedrigem Obergeschoss.

Ganz typisch für Ludwig war, dass er schon bald Änderungen vornehmen ließ. Wichtig war ihm, dass das „Türkische Zimmer“ im Obergeschoss „gegenwärtig keinem solchen ähnlich sähe“. So wurde quasi quer über dem Erdgeschoss ein Saal errichtet, der auf einer Balkensubkonstruktion errichtet war. Ludwig hatte sich Fotografien von den Häusern der griechischen Priester auf den Prinzeninseln vor Istanbul und dem Palast Selims III. besorgen lassen und war auch sonst in der zeitgenössischen Literatur, in Reiseberichten und Bildern fündig geworden.

Der Umbau wurde bis August 1872 fertig gestellt und in dem Zustand sieht man das Haus noch heute. So hat Ludwig das Haus jedes Jahr besucht, „mindestens e20040924_Schachen_217inmal im Jahr zur Zeit seines Geburtstages am 25. August, meistens noch ein zweites Mal im September, manchmal sogar noch im Oktober“.

In dem Büchlein sieht man die Grundrisse und Aufrisse auf den Seiten 10 bis 13 sehr schön gegenübergestellt. Allein die beiden Seitenbalkone über den freien Dächern des ehemaligen Hauses existieren heute nicht mehr; ein Foto von 1886 findet sich aber auf Seite 14.

Engagiert wurden für den Bau und die Einrichtung ausschließlich einheimische Firmen und Künstler; so zum Beispiel Maurer, Zimmermänner und Schreiner, Maler und Anstreicher, Schlosser, Glaser, Bildhauer und Vergolder – damit ist dann doch wieder etwas „Heimat“ eingebunden.

Ein Rundgang

… durch das Erdgeschoss: Die Wohnräume

Ab Seite 25 beginnt dann der eigentliche Rundgang, zunächst durch die Wohnräume im Erdgeschoss. Hier sind alle Räume mit Zirbelholz vertäfelt. Die Wandvertäfelungen, Öfen und Möbel sind sämtlich sehr einfach gehalten, entsprechen dem beabsichtigten bürgerlichen Einrichtungsstil. Es sind heute leider nicht mehr viele persönliche Gegenstände Ludwigs vorzufinden.

Die vier Supraporten-Gemälde im Salon (Wohnzimmer) gehören aber noch dazu. Die auf den Seiten 26 und 27 abgebildeten Gemälde sind insofern sehr spannend, als dass sie helfen, den Menschen Ludwig besser zu verstehen.

Zwei Bilder zeigen Landschaften (Indien und Kaschmir), die das eigentlich gewünschte Umfeld darstellten. Er ließ sich damals auch zusammensetzbare Ausschnitte von verschiedenen Bühnenhintergründen anfertigen, um diese mit auf den Schachen nehmen zu können. Diese beiden verbliebenen Bilder sind Verkleinerungen der Bilder, die im Ostteil des inzwischen abgerissenen Wintergartens auf der Münchener Residenz abwechselnd verwendet wurden.

Ebenfalls nicht mehr vorhanden ist der auf dem dritten Bild dargestellte „Linderhof“, der ja mehrfach umgebaut wurde. Das vierte Bild zeigt einen Blick auf Schloss Hohenschwangau, von der unbebauten Stelle aus, an der heute Schloss Neuschwanstein steht. Diese vier Bilder haben also große Bedeutung für Ludwig gehabt.

Auch das Arbeitszimmer und das Schlafzimmer sind sehr schlicht in weiß und blau gehalten, von den Vorhängen, der Bettwäsche, bis hin zum Waschgeschirr. Im Schlafzimmer ist das einzige farbige Fenster im Erdgeschoss zu finden. Im so genannten Fremdenzimmer finden sich noch Bilder aus dem „Ring des Nibelungen“.

… zum Obergeschoss: Der Türkische Saal

Ins Obergeschoss führt eine wirklich sehr enge hölzerne Wendeltreppe. Man schlüpft förmlich in den Vorraum zu einer anderen Welt.

Dieser Vorraum ist durch riesige Vorhänge von dem eigentlichen Saal getrennt; ähnlich einem Bühnen-Vorhang im Theater gibt er das eigentliche Bild frei.

Der ganze Saal erschlägt den Beschauer mit den Farben Gold, Blau und Rot: in der Einrichtung, von den Wänden und durch die farbigen Fenster. Der Saal schafft einen fantastischen, im wahrsten Sinne entzückenden Eindruck, der durch die Ausstattung verstärkt wird. Der Raum ist in der mit weichen Sitzbänken umgebenen Mitte mit Kandelabern, Fächern aus Pfauen- und Straußenfedern, Weihrauchsäulen und einem Brunnen ausgestattet.

Auch wenn dieser heute wie tot wirkt, sollte einem bewusst werden, wie es erst gewirkt haben muss, wenn alles in Betrieb ist: die Kerzen leuchten, der Weihrauch und die orientalischen Düfte erfüllen den Raum. Dazu kommen der Duft von Mokka und Tee sowie das Plätschern des frischen Wassers aus der Raummitte. Die Lakaien waren in orientalische Kostüme gehüllt. Vorbild ist der entsprechende Raum im Palast von Eyüp/Istanbul.

Exkurse

Zwei Abstecher ergänzen die Kapitel. Auf den Seiten 16 bis 19 wird, farblich unterscheidbar, Ludwig Thoma aus seinen „Erinnerungen“ von 1919 zitiert, dessen Vater seit 1865 Oberförster in der Vorderriß war. Den Schilderungen ähnlich dürfte die Ausfahrt zum Schachen abgelaufen sein. Abgebildet ist neben Ludwig ein Bergwagen, wie der des Prinzregenten Luitpold von Bayern.

Der zweite Exkurs sind „Schilderungen Felix Dahns zu dessen Besuch bei König Ludwig II. im Königshaus auf dem Schachen im August 1873“ (Seiten 38-41). Allerdings enthalten diese Schilderungen nur einen Satz, der sich mit dem Schachen selbst beschäftigt. Überhaupt ist der Würzburger Professor für Rechtswissenschaften ein eher schlecht gewählter Zeuge. Hier hätte man andere Augenzeugen, wie zum Beispiel Luise von Kobell heranziehen können. Sie ergänzt ihre Schilderungen – neben den „duftenden Räucherpfannen“ – noch um die als Moslems verkleidete Dienerschaft und den Tabak. Gerade das macht ja die von Ludwig gewünschte mehrdimensionale virtuelle Realität aus.

„König Ludwig II. und die östliche Welt“

Kunstzeitschrift 1981
Kunstzeitschrift du, 1981

Das abschließende Kapitel versucht, die „Einflüsse und Vorbilder“ zu schildern, die Ludwig beeinflusst haben. So waren die Ursprünge durchaus in der Mode des 19. Jahrhunderts und damit ein Teil des Eklektizismus, also die dem Historismus typische Vermischung verschiedener Stile. Ludwig II. reiste bekanntermaßen selten, vor allem nicht in den Orient. Seine Kenntnisse erwarb er sich durch historische Literatur, Kataloge, Berichte über zeitgenössische Bauten, Ausstellungen und Opern- und Theateraufführungen, die sich mit dem Thema beschäftigten. Hier wird ganz deutlich – und man kann es eigentlich nicht oft genug erwähnen –, dass Ludwig „keine Ausnahme“ unter seinen Zeitgenossen (die es sich leisten konnten) war: „er war nur konsequenter und unbedingter“ (Seite 47).

Weitere seiner orientalischen 3D-Szenerien waren:

  • der bereits erwähnte Wintergarten auf der Münchener Residenz, mit einem Maurischen Kiosk, einer indischen Fischerhütte und einem indischen Königszelt
  • das arabisch-maurische Kiosk im Park von Schloss Berg
  • das maurische Kiosk im Park von Linderhof
  • das marokkanische Haus in der Nähe von Linderhof
Amtlicher Führer 1994/98
Amtlicher Führer 1994/98

Im gleichen Stil geplant waren:

  • ein maurischer Saal im Palas von Neuschwanstein
  • ein byzantinischer Palast
  • ein chinesischer Sommerpalast

Die Schlussfolgerung, „diese monumentalen östlichen Bauprojekte (seien) weitere Beschwörungen eines absoluten Herrschertums“ können jedoch nur einen Teil des Gesamtanspruchs gewesen sein – ging es Ludwig doch viel mehr um das Eintauchen in die Kultur, in die Szenerie Richard Löwenherz‘, Kundrys und des Grals.

Den Abschluss des Büchleins bilden eine Chronik und eine Literaturauswahl.

Schachen 2015
Amtlicher Führer 2015

Zusammenfassung

Das Büchlein bietet auf 64 Seiten zahlreiche Bilder. Die Texte ähneln doch weitgehend der vorherigen Ausgabe des Begleitheftes, das ebenfalls als „amtlicher Führer“ von Gerhard Hojer und Elmar D. Schmid 1994/98 erschienen sind, das außer den zahlreichen Abbildungen zwei sehr schöne ausklappbare großformatige Bilder enthält.

Empfehlungen

So sollte man sich – neben dem aktuellen „Führer“ – unbedingt auch noch „Das Schachenschloss“ hinzuziehen. Das Büchlein, das laut passendem Untertitel „eine phantastische Verbindung von Kunst und Natur“ vorstellt, zeigt herrliche Bilder von der Natur, den Bergen und der Umgebung. Neben den ausführlichen Texten zu den Räumen und der Ausstattung findet sich hier auch der oben erwähnte Text von Luise Kobell. Den Abschluss bildet eine sehr schöne dreiteilige Karte mit verschiedenen Wanderwegen zum Königshaus.

Dem Thema „Der Orient König Ludwigs II. von Bayern“ ist eine Ausgabe der Kunstzeitschrift „du“ von Dezember 1981 gewidmet, die Unmengen von Hintergrundinformationen bietet.

Bezugsmöglichkeiten

Linderbichl: Schachenschloss 2007
Linderbichl: Schachenschloss 2007

Der „amtliche Führer“ ist über die Schlösserverwaltung in deutscher (ISBN 978-3-941637-35-1) und englischer (ISBN 978-3-941637-36-8) Sprache im Buchhandel sowie in den Museumsläden und in der Online-Buchhandlung der Bayerischen Schlösserverwaltung www.bsv-shop.bayern.de erhältlich. Der Verkaufspreis beträgt 4,50 EUR (zzgl. Porto und Verpackung). Ein Flyer bietet eine Übersicht mit Informationen, Öffnungszeiten, Verkehrsanbindungen und Gastronomie; er kann hier heruntergeladen werden.

„Das Schachenschloss“ ist nur im Direktvertrieb im Linderbichl Verlag, Oberammergau (C.Mise@t-online.de) für 6,45 EUR erhältlich.

Internet

Weitere Informationen sind im Antiquariat und im Internet zu finden:

www.schachenhaus.de

www.schloesser.bayern.de

www.linderhof.de

www.garmisch-partenkirchen-info.de

(c) Michael Fuchs
Berlin, Juli 2015

25. August 2014 – 169. Geburtstag König Ludwig II.

Am Montag jährt sich der Geburtstag des bayerischen Königs Ludwig II. (1845-1864-1886) zum 169. Mal.

Auch in diesem Jahr Anlass für allerlei Festlichkeiten, die es Wert sind, besucht zu werden.

Als Höhepunkt kann man Schloss Linderhof, das Schloss, in dem sich Ludwig am häufigsten aufhielt, bezeichnen. Wie jedes Jahr gibt es wieder die „König-Ludwig-Nacht“:

  • am Vorabend (24.08.) werden die Bergfeuer auf den Gipfeln der Ammergauer Alpen entzündet.
  • am 25.08., um 11 Uhr findet die traditionelle Bergmesse vor dem Königshaus am Schachen statt.
  • von 14 bis 23:30 Uhr kann man an zahlreichen Veranstaltungen teilnehmen, die zum Teil sogar kostenlos angeboten werden.

Das ausführliche Programm ist in diesem Flyer zusammengefasst.

Im Festspielhaus Füssen findet am 06.09. eine „Königsgala“ mit ehemaligen Darstellern des Ludwig-Musicals statt.

Mit deutscher Geschichte durch das Jahr 2015

Eigentlich ist es ja noch etwas zu früh, um sich jetzt schon um einen Kalender für das Jahr 2015 zu kümmern. Die Verlage stellen aber schon jetzt wieder ihr umfangreiches Angebot vor. Aus der Vielzahl von Kalendern, allen voran natürlich die üblichen Bildkalender mit den Schlössern König Ludwig II. von Bayern, möchten wir hier einen etwas (inhaltlich) gewichtigeren Kalender vorstellen.

Der Südwest-Verlag aus der Verlagsgruppe Random House Bertelsmann bietet schon mehrere Jahre seine Reihe „Mit deutscher Geschichte durch das Jahr 2015“ als Textabreißkalender an:

Dieser Kalender präsentiert die wichtigsten Eckpfeiler deutscher Geschichte vom Mittelalter bis zur Gegenwart. Er enthält jeden Tag ein interessantes und manchmal auch bewegendes Ereignis aus der deutschen Geschichte. Ob Friedrich der Große, der erste Weltkrieg oder der Mauerfall, zu jedem Ereignis erfährt man die wichtigsten Grundlagen, Fakten und Daten.

Südwest-Verlag

Mit deutscher Geschichte durch das Jahr 2015 Textabreißkalender
Mit deutscher Geschichte durch das Jahr 2015 Textabreißkalender

Im Jahr 2015 ist König Ludwig II. von Bayern in Generalsuniform, einem Portrait von Ferdinand Piloty d. J. aus dem Jahre 1865, auf dem Titelbild abgebildet. Es ist ein wenig irreführend, dass Ludwig als einziges Bild den Kalender ziert; man könnte meinen, es handele sich um (zumindest vorwiegend) Daten aus dem Leben Ludwig II. – eine Idee, die man vielleicht mal aufgreifen könnte.

Jedenfalls spielt Ludwig keine hervorgehobene Rolle in dem ansonsten mit sehr schönen von der Redaktion ausgewählten Daten aus der deutschen Geschichte, die dem interessierten Leser täglich ein interessantes Ereignis vorstellt. Dabei sind die vorgestellten Ereignisse nicht immer nach „runden“ Jahrestagen ausgewählt. Es finden sich darunter viele Ereignisse, die selbst Geschichtsinteressierten nicht immer so präsent sind – sie laden ein, weiterzulesen und das Ereignis bewusster wahrzunehmen.

Herausgehobene Termine, die sich mit König Ludwig II., seinen Interessen, seinem Umfeld, beschäftigen sind zum Beispiel:

05. Januar Maximilian I. Joseph wird bayerischer König (1806)
30. Januar Reptilienfonds – Bismarcks „schwarze Kassen“ (1869) – Bismarck hatte Vermögen aus den ehemaligen Fürstenhäusern Hannover und Hessen beschlagnahmt und davon unter anderem Ludwigs Zustimmung zur Gründung des Deutschen Reiches unter Vorherrschaft Preußens erkauft.
01. Februar Einheitliche Briefmarken in Deutschland (1902)
13. Februar Richard Wagner stirbt (1883)
10. März Beginn der Regentschaft des „Märchenkönigs“ (1864)
26. März Festungshaft wegen Friedensvorschlags (1872) – August Bebel und Wilhelm Liebknecht werden wegen Hochverrats verurteilt. Die beiden Politiker machten einen Friedensvorschlag – konträr zu den offiziellen Jubelfeiern jener Zeit.
08. April Bündnis Preußens und Italiens gegen Österreich (1866) – Vorbote des zweiten deutschen Einigungskrieges und den ersten furchtbaren Krieg, den Ludwig aus dem Bündnis mit Österreich führen musste. Preußen besiegte Österreich (und seine Verbündeten) am 03. Juli bei Königgrätz.
27. April Beginn der deutschen Kolonialpolitik (1880) – In den folgenden Jahren hat das Deutsche Reich einige Kolonien „begründet“. Dieser Aspekt ist hinsichtlich Ludwigs Idee, sein Königreich zu „tauschen“ interessant.
02. Juni Wilhelm I. wird verwundet (1878) – Im offenen Wagen wird der preußische König und deutsche Kaiser bei einem Attentat verletzt. Ludwig hatte Zeit seines Lebens große Angst vor Nachahmungstätern.
13. Juli Die Emser Depesche (1870) – Auslöser des dritten Einigungskriegs, in den Ludwig wegen des Bündnisses mit Preußen eintreten musste.
27. Juli Wagners „Parsifal“ uraufgeführt (1882) – Die letzte Oper Richard Wagners wird in Bayreuth erstmals aufgeführt. Für Ludwig ein wichtiges Ereignis, für das er Chor und Orchester der Münchner Hofoper zur Verfügung stellte. Wagner hatte noch viele Opern geplant, starb aber schon 1883.
28. August Uraufführung des „Lohengrin“ (1850) – Man kann mit Fug und Recht behaupten, dass diese Oper für Ludwig eine große Bedeutung hatte, nahm er doch in vielen Projekten (z. B. Neuschwanstein) Bezug auf die Oper.
01. September Reform des § 175 (1969) – Sexuelle Handlungen unter Männern über 21 Jahre wurden in der Bundesrepublik Deutschland nicht mehr gesetzlich geahndet. Erst mit der Gründung des Deutschen Reiches galt der Paragraph auch in Bayern (bis dahin war die gleichgeschlechtliche Liebe nicht strafbewährt). Für Ludwig eine weitere Belastung (neben der katholischen Moralvorstellung), unter der er litt, da er sich ja als Staatsoberhaupt natürlich auch an die Gesetze gebunden fühlte. Erst 1994 wurde der Straftatbestand vollkommen aufgehoben. 140.000 Männer waren wegen ihrer gleichgeschlechtlichen Neigung verurteilt worden.
06. September Dreikaisertreffen in Berlin (1872) – Das Deutsche Reich, Österreich und Russland schließen ein Abkommen zur Sicherung des Friedens. 1914 war davon keine Rede mehr und im (neuen) Bündnis mit Österreich entfesselte das Deutsche Reich einen entsetzlichen Krieg gegen Frankreich und Russland, den Ludwig zum Glück nicht mehr miterleben musste.

(c) Michael Fuchs, Berlin, Juni 2014

Königshaus am Schachen ab sofort geöffnet

Königshaus am Schachen; Foto: Michael Fuchs.
Königshaus am Schachen; Foto: Michael Fuchs.

Das Königshaus am Schachen im Wettersteingebirge bei Garmisch-Partenkirchen war ein regelmässiger Aufenthaltsort König Ludwig II. von Bayern: fast jedes Jahr um den 25. August, seinem Geburts- und Namenstag, besucht Ludwig die „Hütte“ im Stil eines Schweizerhauses.

Der Aufstieg ist nicht gerade leicht, aber die Wanderung wird mit einem herrlichen Ausblick über die Berge belohnt. Nicht zuletzt zeigt die Wohnung Ludwigs im Erdgeschoss seine Bodenständigkeit, die natürlich im Obergeschoss mit dem „türkischen Saal“ gekrönt wird.

Die Bayerische Schlösserverwaltung teilt mit:

Nach einem milden Winter beginnt auf über 1800 Metern in diesem Jahr die Sommersaison bereits im Mai: Wie auch viele andere Berghütten in hochalpiner Lage hat das Königshaus am Schachen am Donnerstag, 29.5.14, seine Türen geöffnet. Die ersten Gäste können ab sofort in der Berggaststätte übernachten.

Wer den Spuren König Ludwigs II. auf den Schachen folgt, wird mit einem einmaligen Erlebnis belohnt. Täglich finden um 11 Uhr, 13 Uhr, 14 Uhr und um 15 Uhr Führungen statt. Der Eintritt kostet 4,50 Euro (ermäßigt 3,50 Euro). Auch auf einen Abstecher zum Aussichtspunkt in der Nähe des Königshauses sollte man nicht verzichten. Hier blickt man insbesondere bei klarem Wetter auf das großartige Alpenpanorama mit Zug- und Alpspitze über dem Reintal.

Der auf 1866 Metern im Wettersteingebirge gelegene Zufluchtsort König Ludwigs II. ist nur zu Fuß erreichbar. Die Gehzeit beträgt je nach gewähltem Weg drei bis vier Stunden. Eine Mountainbike-Route startet von Klais bei Garmisch-Partenkirchen aus und führt Richtung Wettersteinalm zum Königsweg.

Königliches Flair im Wettersteingebirge

Das von 1869 bis 1872 nach Plänen von Georg Dollmann auf der Schachenalpe südlich von Garmisch-Partenkirchen erbaute Königshaus diente König Ludwig II. als Refugium bei seinen Aufenthalten im Gebirge. Das Holzhaus ist als Ständerbau im Schweizer Chaletstil errichtet. Im Obergeschoss befindet sich ein orientalischer Prunkraum, der so genannte Türkische Saal, den der König mit farbigen Glasfenstern, Pfauenfedern, Springbrunnen und opulent bestickten Textilien schmücken ließ.

Der vom Botanischen Garten München betreute Alpengarten am Schachen öffnet Mitte Juni seine Pforten.

Informationen über mögliche Aufstiegsrouten und die Berggaststätte sowie einen Blick auf die Speisekarte finden Sie unter www.schachenhaus.de.

Informationen zum Königshaus mit den aktuellen Öffnungs- und Führungszeiten sind hier abrufbar: Königshaus am Schachen.

Bericht über die Ausstellung „Dr. Bernhard von Gudden, der Gutachter König Ludwigs II.“

Königsmörder oder Opfer?

Ausstellung im Maierhof des Klosters Benediktbeuern zeigt Bernhard von Gudden den Psychiater, der Ludwig II. für geisteskrank erklärte.

Abgüsse
Ein Blick in die Ausstellung: Abgüsse der rechten Hand des Königs, dessen Totenmaske und jene von Dr. Gudden

Benediktbeuern: Am 13. Juni 1886 starben König Ludwig II. und Bernhard von Gudden im Starnberger See. Der Psychiater hatte den Monarchen zuvor in einem Gutachten für geisteskrank erklärt. Bis heute ist ungeklärt, was damals geschah. König Ludwig II. wurde kurz darauf zur Kultperson, Gudden dagegen verunglimpft. Die Vorwürfe reichen bis zur Unterstellung, er sei der Mörder des Königs. Mehr weiß die breite Öffentlichkeit über den Psychiater Dr. Bernhard von Gudden bis heute nicht.

Zum ersten Mal überhaupt ist nun die ganze Lebensgeschichte Bernhard von Guddens wissenschaftlich aufgearbeitet worden. Eine umfangreiche Ausstellung im Heimatinformationszentrum des Bezirks Oberbayern im Kloster Benediktbeuern zeigt Guddens epochale Leistung im Bereich der Hirnforschung und deren Bedeutung bis heute.

Alfons Schweiggert, Historiker und Buchautor, sieht Gudden als Teil einer großen Entmündigungsmaschinerie, die König Ludwig II. seinerzeit entmachten wollte.

Zur Vernissage, am Donnerstag den 15. Mai 2014, waren um die 100 Leute gekommen. Nicht nur Historiker waren gekommen sondern auch Mediziner (Psychiater), noch aktive und auch bereits pensionierte.

Grußworte
Grußworte wurden gesprochen von Josef Mederer (am Pult), Walter Leicht (2. von rechts), Prof. Dr. Hans Förstl (ganz rechts), Dr. Norbert Göttler (ganz links) und Dr. Wolfgang Gudden (nicht auf dem Bild).

Grußworte wurden gesprochen von Josef Mederer, Bezirkstagspräsident des Bezirks Oberbayern; Walter Leicht, Direktor des Städtischen Museums Rosenheim; Prof. Dr. Hans Förstl, Direktor der Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie der TU München, Klinikum rechts der Isar, Dr. Norbert Göttler, Fachberatung Heimatpflege, und Dr. Wolfgang Gudden, der Ururenkel Bernhard von Guddens.

Die Eröffnungsrede hielt Alfons Schweiggert, aus dessen Rede ich das Zitat „Psychiatrie, Politik, Polizei – diese Vernetzung ist auch heute noch aktuell“ in Erinnerung behalten habe. Es ist sicherlich eine Anspielung auf den aktuellen fall Mollath.

Dr. Leicht erzählte die spannende Geschichte wie die Ausstellung, nach dem sensationellen Fund der Totenmaske Guddens, zustande gekommen ist.

Alfons Schweiggert
Alfons Schweiggert, Kurator der Ausstellung

Professor Dr. Hans Förstl ist der Meinung: „Gudden hätte den König sehr gut therapieren können.“ Ludwig wäre ein guter Patient gewesen. Hätten die beiden Männer nicht den abendlichen Spaziergang am Starnberger See unternommen, wäre Guddens Karriere nicht zu Ende gewesen. Diesen müsse man dahin gehend bewerten, dass es dem Psychiater darum gegangen sei, ein gutes Arzt-Patienten-Verhältnis aufzubauen – zur damaligen Zeit etwas ganz Neues.

Nachdem alle Reden beendet waren gab es etwas zu trinken und zu knabbern und alle blieben noch ca. 2 Stunden im angeregten Gespräch zusammen. Obwohl es eine Gudden Ausstellung war, war Ludwig II. ständig präsent. Nur einige Stimmen meinten kritisierend: „Will man Dr. Gudden jetzt einen Heiligenschein umhängen?“ Die meisten waren von der Ausstellung „regelrecht euphorisiert“, wie der Bayerische Rundfunk meldete. Die „äußerst beeindruckende Schau“ sei „hervorragend recherchiert und unbedingt sehenswert“.

Wer die Ausstellung besucht, sollte Zeit mitbringen, denn die 80 Texttafeln sind umfangreich. Zentrales Ausstellungsstück ist Bernhard von Guddens Totenmaske, die bislang im Städtischen Museum Rosenheim unerkannt im Depot lagerte. Auf der Maske sieht man noch die Verletzungen, mit denen der Tote gefunden wurde. Daneben liegt eine Replik der Totenmaske Ludwigs II.

Erschienen ist auch ein spannendes Begleitbuch mit vielen interessanten Bildern und Aufsätzen.

Blick in die Ausstellung
Blick in die Ausstellung

Die Ausstellung ist empfehlenswert und kurzweilig. König Ludwig Verehrer, Anhänger und Freunde sollten sie nicht versäumen.

© Text & Fotos: Erich Adami, Mai 2014

Weiterführende Links zu bisherigen Presseveröffentlichungen:

Süddeutsche Zeitung: „Opfer oder Täter?“ (28./29.05.2014)
http://www.sueddeutsche.de

BR – Bayerisches Fernsehen: „Das Geheimnis des Dr. Gudden“ (27.05.2014)
http://www.br.de/fernsehen/bayerisches-fernsehen/sendungen/abendschau/ausstellung-gudden-benediktbeuern-100.html

Merkur-Online: „Der König wäre ein sehr guter Patient gewesen“ (26.05.2014)
http://www.merkur-online.de/lokales/bad-toelz/benediktbeuern/der-koenig-waere-sehr-guter-patient-gewesen-3560816.html

Bayern 1 – Radio: „Psychiater Ludwigs II.: Ausstellung versucht Ehrenrettung“ (19.05.2014)
http://www.br.de/radio/bayern1/

Münchner Merkur: „Königsmörder – oder Opfer?“ (16.05.2014)
http://www.merkur-online.de

Passauer Neue Presse: „Wer ertrank da mit dem Kini?“ (16.05.2014)
http://www.pnp.de

Ruhr Nachrichten: „Ausstellung über Psychiater von Ludwig II.“ (15.05.2014)
http://www.ruhrnachrichten.de/leben-und-erleben/kulturwelt/aktuelles/Ausstellung-ueber-Psychiater-von-Ludwig-II;art617,2362896

Süddeutsche Zeitung: „Feind der Königstreuen“ (15.05.2014)
http://www.sueddeutsche.de/bayern/ausstellung-ueber-psychiater-von-ludwig-ii-feind-der-koenigstreuen-1.1964703

BR – Bayerisches Fernsehen: „Gudden-Ausstellung in Benediktbeuern“ (15.05.2014)
http://www.br.de/mediathek/video/sendungen/oberbayern/gudden-ausstellung-benediktbeuern-100.html

Presse aktuell der Stadt Siegburg: „Der Psychiater, der mit dem Märchenkönig starb“ (14.05.2014)
http://www.siegburg.de/stadt/aktuell/kultur/nachrichten/der-psychiater-der-mit-dem-maerchenkoenig-starb/index.html

Mittelbayerische: „Der Psychiater des Märchenkönigs“ (12.05.2014)
http://www.mittelbayerische.de/nachrichten/oberpfalz-bayern/artikel/der-psychiater-des-maerchenkoenigs/1060166/der-psychiater-des-maerchenkoenigs.html

Die Welt: „Der Mann an Ludwigs Seite“ (12.05.2014)
http://www.welt.de/print/welt_kompakt/print_muenchen/article127889478/Der-Mann-an-Ludwigs-Seite.html

Wochenanzeiger München: „Des Königs Gutachter in anderem Licht“ (07.05.2014):
http://www.wochenanzeiger-muenchen.de/m%C3%BCnchen/vereine+%26+geschichte/nachrichten/Des+K%C3%B6nigs+Gutachter+in+anderem+Licht,64307.html

Abendzeitung: „Der Mann, der mit dem Märchenkönig im Starnberger See endete“ (01.05.2014)
http://www.abendzeitung-muenchen.de/inhalt.koenig-ludwig-ii-und-bernhard-von-gudden-der-mann-der-mit-dem-maerchenkoenig-im-starnberger-see-endete.3c5dab94-78f6-44e2-977a-58d8e17e054f.html

Isarbote: „Die erste Ausstellung über Dr. Bernhard von Gudden, den Psychiater, der mit König Ludwig II. starb“ (01.05.2014)
http://www.isarbote.de/kunst_-_kult/ausstellungen/ausstellungen.html

Oide Wiesn.de: „Der Mann, der mit König Ludwig II. starb“ (01.05.2014)
http://www.oide-wiesn.de/content/literatur/buchempfehlungen/der-mann_-der-mit-koenig-ludwig-ii_-starb_.html

Münchner Turmschreiber: „Dr. Bernhard von Gudden, der Gutachter König Ludwigs II.“ (01.05.2014)
http://www.muenchner-turmschreiber.de/index.php?id=54&tx_ttnews[tt_news]=35&cHash=068698726c90da623e8939185973600d

iPhone-App: Ludwig II. – Auf den Spuren des Märchenkönigs

Anlässlich der 125. Wiederkehr des Todestages König Ludwig II. fand 2011 die große Bayerische Landesausstellung im Schloss Herrenchiemsee statt (Ludwigiana berichtete ausführlich). Aus diesem Anlass erschienen zahlreiche Bücher, Neuauflagen, Bildbände, aber auch Neuerscheinungen mit bisher unveröffentlichten Informationen.

Am 26.09.2011 wurde eine App (Software zur Nutzung auf einem Smartphone) von der Bayerischen Staatsbibliothek (BSB) in Zusammenarbeit mit der Bayerischen Verwaltung der staatlichen Schlösser, Gärten und Seen (BSV) eingeführt. Die App enthält umfangreiches Material aus den digitalisierten Beständen der BSB und aus dem BSV-Bestand – darunter Bilder, Briefe, Karten und vieles mehr.

Im Gegensatz zu den Büchern ist das Material multimedial abrufbar; darunter sind Audio-Beiträge, über 40 Videos (jeweils ca. 90 Sekunden), Zeitzeugen-Interviews und –Berichte enthalten. Die mehr als 400 Bilder – jeweils mit ausführlichen Informationen – lassen sich mit den üblichen Fingergesten „wischen“. Darüber hinaus sind die Gebäude (auch inzwischen nicht mehr bestehende, wie z. B. der Wintergarten auf der Münchener Residenz) dargestellt. Viele Ansichten lassen sich als 360-Grad-Panorama vor Ort (mithilfe von Kompass und GPS) oder themenbezogen abrufen.

Durch die Integration von Google-Maps lassen sich orts- und kontextbezogene Informationen an Ort und Stelle darstellen – dies auch live durch ein Kamerabild, wenn man sich mit dem Sucher umsieht. Eine sehr schöne interaktive Variante der Spurensuche. Dazu gibt es die Listenansicht zur konkreten Suche.

Auch in den Schlössern selbst hilft die App mit Informationen weiter: durch einen Blick durch das Smartphone auf die Eintrittskarten von Linderhof, Neuschwanstein und Herrenchiemsee lassen sich diese digital in virtuellen 3D-Simulationen darstellen. An Ausstellungsgegenständen lassen sich konkrete, weiterführende Informationen aufrufen; z. B. Originalrezepte in der Hofküche von Hohenschwangau. In Herrenchiemsee kann man sich den Stundenschlag der Planetenuhr anhören und als Klingelton installieren; hier sollte man aber aufpassen, dass man nicht verdächtigt wird, gegen das Fotografierverbot zu verstoßen! Ganz frei darf man aber ja bspw. an der Todesstelle Ludwigs am Starnberger See herausholen und dort Informationen abrufen, wie das Gudden-Gutachten.

Insgesamt werden 140 Orte mit Ludwig-Bezug behandelt, darunter 80 mit ausführlichen Informationen über Hintergründe, Baugeschichte und Gartenanlagen.

Die App enthält allerhand Informationen, darunter viele, die speziell für diese App verfasst wurden, die neben einem „Einsatz vor Ort“ auch die Recherche hinterher und/oder zur Vor- und Nachbereitung.

Diese zum Teil recht umfangreichen Angebote sind in der App gespeichert, so dass sie auch offline abrufbar sind, was den Geldbeutel schont, da vor Ort nur geringe Daten übers Internet geladen werden müssen (es empfiehlt sich also, die App zu Hause über W-LAN abzurufen).

Ein Kalender informiert darüber hinaus über historische Ereignisse aus Ludwigs Leben am jeweiligen Tag oder per Push-Nachricht.

Als ersten Eindruck empfiehlt sich ein Blick in das Youtube-Video, dass auch verschiedene Einsatzmöglichkeiten vorstellt.

Ein Wermutstropfen ist allerdings schon, dass es diese Gratis-App nicht für alle Betriebssysteme gibt! So ist die App nur für Apple iPhones im entsprechenden Shop „iTunes“ erhältlich. Informationen zu den technischen Voraussetzungen und Inhalten (und zum neuesten Update in der Version 1.3) gibt es auf der Seite bei Apple.

Ausführliche Informationen zur App finden sich bei der Bayerischen Staatsbibliothek.

(c) Michael Fuchs, Berlin

Ausstellung in Benediktbeuern: Dr. Bernhard von Gudden – Der Mann, der mit Ludwig II. starb

Johann Bernhard Aloys Gudden wurde am 7. Juni 1824 im niederrheinischen Cleve als dritter von sieben Söhnen des Gutsbesitzers und Bierbrauers Johannes Gudden und dessen Frau Bernhardine Fritzen geboren. Er studierte in Bonn (Philosophie), Berlin und Halle (Medizin). Nach seiner Promotion arbeitete er als Assistenzarzt in der Siegburger Irrenanstalt, die übrigens noch heute als „Rheinische Kliniken“ existieren. 1855 wurde Gudden – nach mehreren Tätigkeiten in verschiedenen Anstalten und einer kurzen Zeit als niedergelassener Arzt – Direktor der eben gegründeten unterfränkischen Landes-Irrenanstalt in Werneck; dort blieb er 14 Jahre. 1869 wurde Gudden Professor für Psychiatrie an der Universität Zürich. Er wurde 1872 Direktor der für 250 Patienten konzipierten und neu erbauten Bezirks-Irren-Heilanstalt Burghölzli. Dort blieb er nicht lange und übernahm 1872 die Leitung der Kreisirrenanstalt Haar in München. Gudden wurde 1874 (nicht vererbbar) geadelt und führte den Titel „Königlicher Obermedizinalrat und Professor der Universität“. Er veröffentlichte zahlreiche wissenschaftliche Arbeiten, darunter drei Schwerpunkte: Beobachtung von Geisteskranken, Schädelkunde und Hirnforschung. In der wissenschaftlichen Welt genoss er großes Ansehen und galt als berühmtester deutscher Psychiater. Als Gutachter bei vielen Prozessen erarbeitete er sich einen Ruf über die Fachwelt hinaus als hervorragender Vertreter der Psychiatrie und Begründer der modernen Neuromorphologie. Er starb zusammen mit König Ludwig II. von Bayern am 13. Juni 1886.

Gerade angesichts der wissenschaftlichen Verdienste und seiner umfangreichen Erfahrungen verwundert es umso mehr, dass er sich für ein so oberflächlich begründetes und nur auf Akten und Zeugenaussagen beruhendes Gutachten zur Entmündigung des bayerischen Königs hinreißen ließ. Er diagnostizierte beim König die Krankheit „Paranoia“, als paranoide Form von Schizophrenie. Dieses Gutachten wird inhaltlich bis heute immer wieder kontrovers diskutiert als Mischung ernsthafter wissenschaftlicher Untersuchungen und politischer, geschmackloser Behandlung mit abwegigen Darstellungen.

Am 12. Juni 1886 wurde Ludwig auf Grund des Gutachtens Guddens in Gewahrsam genommen, der ihn in Schloss Berg am Starnberger See behandeln wollte. Einen Tag später wurden Gudden und Ludwig tot aufgefunden. Am König wurde eine Autopsie durchgeführt, bevor er beigesetzt wurde; den Bericht schrieb Dr. Grashey, der Schwiegersohn Guddens. Aus etwas schleierhaften Gründen wurde – im Gegensatz zu der Leiche des Königs – keine Autopsie an Dr. von Gudden durchgeführt, um die Todesursache festzustellen. Da es (offiziell) keine Zeugen gab, werden wir vermutlich nie erfahren, was wirklich geschah. Es gibt viele Theorien, einige von ihnen behaupten, dass das Ereignis das Resultat einer Verschwörung war. Entsprechend einer weiteren, beliebten Theorie wurden Ludwig und Dr. von Gudden ermordet.

Offiziell gehen die Historiker heute jedoch davon aus, dass Gudden „bei der Ausübung der für ihn selbstverständlichen Pflicht gestorben (ist), einen ihm persönlichen anvertrauten Patienten an der Verwirklichung seines Suizidplans zu hindern“.

(Bild: Dr. Bernhard von Gudden um 1870, Quelle: Wikipedia)

Wer war nun der Arzt, der mit Ludwig II. starb?

In Benediktbeuern findet vom 15. Mai bis 17. Juli 2014 die erste Ausstellung seit 128 Jahren über den Arzt, der mit König Ludwig II. am 13. Juni 1886 im Starnberger See den Tod fand, statt. Die Ausstellung zeigt das Leben dieses Mannes als:

  • Psychiater
  • Anstaltsleiter
  • Forscher
  • Hochschullehrer
  • Gutachter Ludwig II.
  • und als Mensch.

Die Ausstellung

Die Ausstellung unter der Trägerschaft des Bezirks Oberbayern und des Städtischen Museums Rosenheim wird am 15. Mai 2014 um 19 Uhr eröffnet. Sie enthält 80 Ausstellungstafeln, einen Dokumentationsfilm und zahlreiches Bildmaterial sowie interessante Exponate, darunter die erstmals öffentlich gezeigte Totenmaske Guddens. Die Ausstellung ist in neun Abschnitte gegliedert:

  1. Biografie Bernhard von Gudden
  2. Die Psychiatrie zur Zeit Guddens
  3. Die fünf „Rollen“ Guddens: fortschrittlicher Psychiater, gewissenhafter Forscher, Pionier der Hirnforschung, humanitärer Anstaltsleiter und respektierter Hochschullehrer
  4. Die Beziehung König Ludwig II. zu Dr. Gudden von 1872 bis 1886
  5. Guddens Rolle als umstrittener Gutachter des Königs
  6. Die letzten Lebensstunden Guddens und Ludwig II.
  7. Die Totenmaske Guddens (Entstehung, Besonderheiten und Bedeutung)
  8. Die Geschehnisse nach Guddens Tod
  9. Die Ereignisse in den 128 Jahren nach Guddens Tod: die Phasen der „Verteufelung“

Jeder, der König Ludwig II. respektiert, so der Begleittext zur Ausstellung, sollte sich auch mit seinem Gutachter Dr. Gudden differenziert auseinandersetzen, dessen Leben und Wirken untersuchen und sich bemühen, die Motive und Gründe nachzuvollziehen, die diesen Psychiater 1886 dazu bewogen, das berühmt-berüchtigte Gutachten über Ludwig II. zu verfassen. Das Schicksal des Bayernkönigs – so der Text weiter – ist viel zu eng mit jenem Dr. Guddens verbunden, als dass man seinen Blick nur auf Ludwig II. richten darf, aber bei der Beurteilung des Arztes, der ihn diagnostizierte, lediglich die hinlänglich bekannten Vorwürfe gegen ihn berücksichtigt.

Die Vernissage

Am Donnerstag, 15.05.2014, findet ab 19 Uhr die Eröffnungsveranstaltung zur Ausstellung in der Fachberatung Heimatpflege, Maierhof Beneditbeuern, Michael-Ötschmann-Weg 4, Benediktbeuern, statt. Die Grußworte halten: Josef Mederer, Bezirkstagspräsident Bezirk Oberbayern, Walter Leicht, Direktor des Städtischen Museums Rosenheim, Prof. Dr. Hans Förstl, Direktor der Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie der TU München, Klinikum rechts der Isar, Dr. Wolfgang Gudden, Facharzt für Neurologie, Psychiatrie und Psychosomatische Medizin. Der Kurator der Ausstellung, Alfons Schweiggert, wird die Eröffnungsrede halten.

Begleitveranstaltungen zur Ausstellung

Neben den Exponaten und Informationen bietet die Ausstellung mehrere Begleitveranstaltungen an:

Montag, 02.06.2014, 19 Uhr:
Prof. Dr. Adrian Danek/Michael Harles
„Dr. Bernhard von Gudden, Pionier der Hinforschung und Nervenarzt König Ludwig II.“
Seidlvilla München, Nikolaiplatz 1

Freitag, 13.06.2014, 13 Uhr Führung, 15 Uhr Vortrag
Dr. Wolfgang Gudden
„Dr. Bernhard von Guddens Verdienste um die psychiatrische Pflege“
Fachberatung Heimatpflege des Bezirks Oberbayern, Michael-Ötschmann-Weg 4, Benediktbeuern

Dienstag, 24.06.2014, 19:30 Uhr
Prof. Dr. Reinhard Steinberg
„Dr. Bernhard von Gudden, Bayerns umstrittenster Psychiater“
Geschlossene Veranstaltung

Dienstag, 24.06.2014, 18 Uhr
Alfons Schweiggert/Prof. Dr. Reinhard Steinberg
„Gespräch mit Diskussion zur Ausstellung“
Kloster Benediktbeuern

Mittwoch, 02.07.2014, 19:30 Uhr
Prof. Dr. Hans Förstl
„Dr. Bernhard von Gudden und Ludwig II. – Beispiel eines schwierigen Arzt-Patient-Verhältnisses“
Seidlvilla München, Nikolaiplatz 1

Dienstag, 15.07.2014, 19 Uhr
Prof. Dr. Gerd Laux
„Psychiatrie im 19. Jahrhundert, Psychiatrie heute – ein Vergleich“
Fachberatung Heimatpflege des Bezirks Oberbayern, Michael-Ötschmann-Weg 4, Benediktbeuern

Information

Die Ausstellung findet statt vom 15. Mai bis 17. Juli 2014. Öffnungszeiten: Sonntags 11 bis 16 Uhr, dienstags und donnerstags von 13 bis 17 Uhr; Sonderführungen ab 25 Personen werden nach Vereinbarung auch an anderen Tagen organsiert.

Homepage: http://fachberatung-heimatpflege.bezirk-oberbayern.de/index.phtml?NavID=379.14&La=1

Literatur

Als Begleitbuch zur Ausstellung (Katalog) wird das Buch von Alfons Schweiggert „Der Mann, der mit Ludwig II. starb“ im Husum-Verlag erscheinen.

Ein weiteres Buch zu den letzten Tagen Ludwig II. wird zur Ausstellung vom gleichen Autor in Zusammenarbeit mit Erich Adami im Münchenverlag erscheinen: „König Ludwig II.: Die letzten Tage des Königs von Bayern“.

Bereits im Jahre 2006 ist das Buch von Hanns Hippius und Reinhard Steinberg (Hrsg.) vom Springer Medien Verlag, Heidelberg, veröffentlicht worden: „Bernhard von Gudden“; es enthält auch die DVD mit dem Film von Michael Harles.

Ludwig zu Gast bei Wagner

Die Villa Wahnfried ist wegen der umfassenden Sanierung und Neugestaltung des Richard Wagner Museums bis auf weiteres geschlossen. Die Grabstätte im Garten ist weiterhin für Besucher zugängig. Alle wichtigen Informationen zur Sanierung und Neubau erfahren Sie auf deren Homepage.

Die Wanderausstellung „Götterdämmerung – König Ludwig II. und seine Zeit“, über die wir schon mehrfach berichteten, wird zur Festspielzeit 2013 in Bayreuth sein:

Vom 25. Juli bis 29. September 2013 wird die Präsentation in Haus Wahnfried in Bayreuth gezeigt, dem Wohnort des von Ludwig II. am meisten verehrten und geförderten Künstlers.

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Neue Info-Broschüre der Schlösserverwaltung

45 Schlösser und Burgen auf einen Blick

Wie in jedem Jahr bringt die Bayerische Schlösserverwaltung wieder eine schöne und vor allem informative Broschüre heraus. Die 2013er Ausgabe ist zweisprachig (deutsch/englisch) ab sofort in den Museumsläden für 1 EUR zu bekommen.

Sie beantwortet zahlreiche Fragen, wie: Wie lange hat Neuschwanstein im Winter geöffnet? Was kostet der Eintritt in die Residenz Würzburg? Wie lange dauern die Führungen auf der Burg Trausnitz?

Bayerische Verwaltung der staatlichen Schlösser, Gärten und Seen