Im 1990 gegründeten Düsseldorfer Grupello Verlag, der zahlreiche Regionalia im Programm hat, ist jetzt ein neues Quiz erschienen: Im Februar 2021 kam das „Ludwig-II-Quiz“ in den Handel. Die 100 Quizkarten sind ungefähr im Format der praktischen Post-Its. Weitere Ratespiele gibt der Verlag zu den Bereichen „Heimat“, „Regionen“ und „Themen“ heraus. Die darauf enthaltenen Fragen bieten einen spielerischen Zugang zu allen Themen rund um König Ludwig II. von Bayern, seine Schlösser Neuschwanstein, Herrenchiemsee und Linderhof. Dazu findet man Informationen zu Mythen, Fakten und Anekdoten. Neben fast schon Allgemeinwissen wird auch verblüffend Unbekanntes angeboten.
Kategorie: Buchbesprechungen
Besprechungen, Rezensionen zu neu erschienenen Büchern und Medien, aber auch zu älteren Titeln.
Afra Schick: Möbel für den Märchenkönig
Das Buch ist aus der Dissertation von 2001 „Der Münchner Hofmöbelfabrikant Anton Pössenbacher, 1873-1903“ (Universität München) hervorgegangen. Die 1967 geborene Autorin Afra Schick ist Kunsthistorikerin und wissenschaftliche Mitarbeiterin (Kustodin) der Möbelsammlung der Stiftung Preussische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg in Potsdam. Das durchgehend in Deutsch und Englisch gehaltene Buch ist in 12 Kapitel unterteilt und enthält einen über 40 Seiten umfassenden Anhang.
Besprechung: Linderhof Erbautes und Erträumtes im Gebirge
Am 14. März 2020 wurden alle Objekte der Bayerischen Schlösserverwaltung geschlossen, „um die vielen Besucherinnen und Besucher (…) bestmöglich vor einer weiteren Verbreitung des Coronavirus zu schützen“; dies betraf natürlich auch Schloss Linderhof. Die Park- und Gartenanlagen waren (und sind) weiterhin für Besucher offen, wobei die allgemeinen Vorsichtsmaßnahmen einzuhalten sind. Schloss Linderhof gehört zu den bayerischen Schlössern, die seit dem 2. Juni 2020 wieder geöffnet sind; wegen der deutlich reduzierten Gruppengrößen ist mit erheblichen Wartezeiten zu rechnen. Auch die Anzahl der zur Verfügung stehenden Parkplätze ist erheblich reduziert worden. Die Schlösserverwaltung hat ein schönes Angebot zur Verfügung gestellt: man kann einige Schlösser, darunter eben auch Schloss Linderhof im Rahmen der Initiative „Bayern 3D – Heimat Digital“ virtuell ansehen. Ganz allein. Das hätte dem Bauherrn, Ludwig II. von Bayern, gefallen. Mit ziemlicher Sicherheit hätte ihm auch das bereits im April 2018 erschienene Buch von Marcus Spangenberg gefallen: „Linderhof: Erbautes und Erträumtes im Gebirge“.
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Besprechung: Märchen der Kaiserin Elisabeth
![Märchen der Kaiserin Elisabeth](http://ludwig2bayern.de/wp-content/uploads/2019/11/Märchen-der-Kaiserin-Elisabeth-150x150.jpg)
König Ludwig II. von Bayern und Kaiserin Elisabeth von Österreich standen sich menschlich sehr nahe. Beide interessierten sich sehr für die Geschichte und für fantasievolle Geschichten… Märchen und Legenden. Der allseits bekannte Autor Alfons Schweiggert hat ein Buch über die Märchen der Kaiserin veröffentlicht; Erich Adami meint, wer Sisi wirklich kennenlernen und verstehen möchte, muss dieses Buch lesen! „Besprechung: Märchen der Kaiserin Elisabeth“ weiterlesen
„Die Venusgrotte im Schlosspark Linderhof“ – Tagungsband
![Die Venusgrotte im Schlosspark Linderhof](http://ludwig2bayern.de/wp-content/uploads/2019/10/2019-10-29-20.18.34-150x150.jpg)
Vom 11. bis zum 13. Oktober 2017 fand die Internationale Fachtagung von ICOMOS Deutschland und der Bayerischen Schlösserverwaltung im Hubertussaal von Schloss Nymphenburg in München statt. Hier wurden Einblicke in die 2001 begonnenen Forschungen und innovativen Restaurierungsmethoden zur Venusgrotte in Linderhof präsentiert. „Im Kontext mit kulturellen, konstruktiven und theatergeschichtlichen Themen des 19. Jahrhunderts [wurden] die Besonderheiten dieses Ausnahmekunstwerks von internationalen Experten vorgestellt. Das Bauwerk selbst und die Herangehensweise bei der Restaurierung [standen] dabei im Mittelpunkt.“ Die Restaurierung ist bis heute noch nicht abgeschlossen und die geplanten Kosten haben sich von 23 auf voraussichtlich 50 Millionen Euro erhöht. Fertiggestellt wurde inzwischen allerdings der Tagungsband, den wir hier vorstellen.
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Rezension: Bernhard Graf – Im Glanz edler Steine
Für alle Mineralienfreunde und Wittelsbach-Interessierte ist dieses Buch eine Pflichtlektüre. Für Sisi- und Ludwig-II.-Anhänger ist dieses Buch sowieso ein Muss. Empfehlenswert ist es aber auch für jeden Anhänger bayerischer Geschichte. Bernhard Graf ist wieder ein großartiges Buch gelungen, über ein Thema, das so populär bisher noch nicht dargestellt wurde.
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Rezension: Alfons Schweiggert – Sisis Wohnwelten
![](http://ludwig2bayern.de/wp-content/uploads/2018/12/Wohnwelten-150x150.jpg)
Alfons Schweiggert ist es mit diesem großartigen Buch wieder gelungen, ein Thema zu finden, dass trotz der Unmenge von Sisi Literatur, in dieser Form noch nie einem Buch veröffentlicht wurde. Sein Anspruch Text und Bilder in ein ausgewogenes Verhältnis zu bringen ist er voll gerecht geworden.
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Mari[j]a Alexandrowna – Der Zarin so nahekommen, wie noch nie
Mari[j]a Alexandrowna – Der Zarin so nahekommen, wie noch nie
![](http://www.ludwig2bayern.de/wp-content/uploads/2018/01/Ausstellung_Spangenberg-300x244.jpg)
„Mit der Kaiserin im Parke mondbestrahlt gegangen, viel, traut gesprochen über… das Wesen der Monarchie, Rußland, gottvoll, unvergeßliche Nacht; Heil dem Czaren, Anbetung dem Strahl der allmächtigen Krone“ notierte Ludwig II. von Bayern am 22. September 1867 anlässlich des Besuches der Zarin Mari[j]a Alexandrowna im Schloss Berg am Starnberger See in sein Tagebuch.
Der bayerische Monarch befasste sich gerade in seiner Jugend und den ersten Regierungsjahren intensiv mit Russland, dem Zarentum und auch der orthodoxen Kirche. Unabhängig von der für ihn sehr wichtigen Frage des Gottesgnadentums der Majestät: Es war die persönliche Beziehung zu seiner Tante, die als Marie von Hessen und bei Rhein (1824-1880) geboren wurde und 1841 den Thronanwärter Alexander (II.) heiratete, die die o.g. Themen für Ludwig so interessant machten.
Zu der 21 Jahre älteren Zarin fühlte sich der König sehr hingezogen und verehrte sie nahezu muttergleich. Daher führten die beiden eine rege Korrespondenz und besuchten sich bei zahlreichen Gelegenheiten, so in Darmstadt, Kissingen, Schwalbach und München.
Nun kann man der für Ludwig II. so wichtigen Person nahekommen, wie selten zuvor: „Mari[j]a Alexandrowna – Der Zarin so nahekommen, wie noch nie“ weiterlesen
Buchbesprechung: „Ludwig II. Der Märchenkönig“
![](http://www.ludwig2bayern.de/wp-content/uploads/2017/08/Pfützner_Titelbild.jpg)
Im „Buchverlag für die Frau“ ist im Juli 2003 ein kleines Büchlein im Format von sage und schreibe ca. 6,5 x 10 cm erschienen. Christine Pfützner fasst in dem handlichen Buch auf 125 Seiten so ziemlich die wichtigsten Fakten über König Ludwig II. von Bayern zusammen.
Sehr liebevoll und kurzweilig berichtet sie über Kindheit und Jugend, Freundschaften, politische Zusammenhänge und natürlich die letzten Tage. Besonderes Augenmerk richtet sie auf Ludwigs Schlösser Neuschwanstein, Linderhof und Herrenchiemsee, die sie so kurz wie möglich aber treffend beschreibt. Zum Abschluss fasst sie das Leben von Ludwig II. in einer Zeittafel noch einmal kurz mit Daten und Fakten zusammen; auch hier zeigt die Autorin eine sinnvolle Zusammenstellung, indem sie Details überzeugend aufführt, ohne sich dabei zu verlieren.
Das Buch zeigt viel Detailwissen und vereinigt die Fakten und auch einige nicht-bestätigte Informationen (Gerüchte) zu einer lockeren, angenehm zu lesenden Geschichte. Leider fehlen aber Quellenangaben oder wenigstens ein Literaturverzeichnis – zum Weiterlesen. Ebenso bedauerlich sind einige kleine Fehler, die sich in den Text eingeschlichen haben: so hieß z. B. der preußische König, der im Januar 1871 zum deutschen Kaiser gekrönt wurde Wilhelm (I.) und war ein Onkel Ludwigs und nicht sein Cousin (S. 45). Sehr schön umschrieben sind die Freundschaften zu seinen Freunden Josef Kainz und dem jungen Thurn-und-Taxis, der aber eben nicht Philip, sondern Paul hieß (S. 56).
Es ist insgesamt schon etwas merkwürdig, wie es König Ludwig II. von Bayern in das Portfolio des kleinen, aber durchaus renommierten ostdeutschen Verlagshauses, das 1946 als Verlag für die Frau gegründet wurde und jahrzehntelang der Verlag für Ratgeberliteratur und Mode in der DDR war, geschafft hat. Zu den bekanntesten Produkten des Verlages gehören die Zeitschriften „Sibylle“ und „Guter Rat“, Schnitte, Handarbeitsvorlagen und Bücher zu Haushalt, Hobby und Frauenfragen. Seit 1950 erscheint das „Jahrbuch für die Frau“ und die heute schon legendären Titel „Wir kochen gut“ und „Das Backbuch“ aus den frühen 60ern. Zu den Schätzchen des Buchprogramms gehören nun die Minibücher – und eben hier findet man König Ludwig II. von Bayern, zwischen Titeln wie „Balkonfreuden“, Pilzbüchlein, „Das kleine Kamasutra“ und „Liebes Bett“, „Lippen locken“.
Wer nun aber das Büchlein für 5 Euro entdeckt hat, wird seine eigene Bibliothek damit bescheiden ergänzen können. Auf jeden Fall ist dieses Buch aber ein gelungenes Geschenk für Freunde, denen man eine Freude bereiten möchte mit einem kleinen Einblick in das interessante Leben des bayerischen Märchenkönigs.
Christine Pfützner
„Ludwig II. Der Märchenkönig“ |
Buchverlag für die Frau, 2. Auflage ISBN 3897980940 (ISBN-10: 978-3897980945) 128 Seiten, 5 EUR |
(c) Michael Fuchs, Berlin
Schloss Neuschwanstein in 3D
![Titelbild](http://www.ludwig2bayern.de/wp-content/uploads/2017/04/Neuschwanstein_3D-Titel.png)
Emons Verlag GmbH, Köln 2016
ISBN 978-3-95451-881-4 (ISBN-10: 3954518813)
Englisch, Deutsch
96 Seiten, 16,95 EUR
Das bis heute unvollendete Schloss Neuschwanstein ist immer wieder schön anzusehen – wären dort nicht zu fast jeder Tageszeit unzählige Touristen. Man hat aber natürlich die Möglichkeit, sich mit Träumen und Phantasie, die sich durch diverse Hilfsmittel beim Alleine-Betrachten unterstützen zu lassen. Schon früh wurden Poster und Bildbände gedruckt, die einige schöne Blicke erlauben. Mit Hilfe der digitalen Technik sind heute weitere Möglichkeiten vorhanden, virtuelle Einblicke und Rundgänge vorzunehmen. Einen reizvollen Blick durch die 3D-Brille auf das Schloss und einige Räume ermöglicht dieses Buch aus dem Kölner emons-Verlag.
Der Autor
Als einer der führenden Fernsehproduzenten im kulturellen Bereich gilt der 1960 in Dortmund geborene Autor Martin Papirowski. Neben seinen mehr als 100 Dokumentarfilmen, darunter die ZDF-Sendereihen „Terra X“ und „Sphinx“, publiziert er auch – zuletzt zum „Kölner Dom 3D“ und mit „Giganten der Gothik“ – zur Baukunst der Kathedralen. Als Fachlektor arbeitete Thomas Ott, der auch das Vorwort schrieb.
„Faszinierende Bilder“
Der Klappentext preist „faszinierende historische und aktuelle Bilder von Schloss Neuschwanstein in einmaliger 3D-Darstellung“ und eine „einzigartige Panoramakarte“ an. Das ist nicht übertrieben! Es finden sich tatsächlich herrliche Bilder, manche sogar über eine Doppelseite. Historische Bilder wurden für den 3D-Effekt als Anaglyphenbild bearbeitet. So entsteht durch die beigefügte Rot-Cyan-Anaglyphenbrille im Gehirn des Betrachters ein räumliches Bild durch die in Komplementärfarben dargestellten Halbbilder. Leider funktioniert das bei manchen Bildern nicht ganz – bei der Mehrzahl der Fotos entsteht aber tatsächlich ein fantastischer Eindruck.
Es sind allerdings nicht alle Bilder in 3D abgebildet und die 3D-Brille ist wohl eher eine Kindergröße. Die Brille eignet sich natürlich nur zum Betrachten der 3D-Bilder – so stört sie beim Betrachten des Textes. Umgekehrt stören die (ohne Brille verschwommen erscheinenden) Bilder beim Lesen. Hier hätte sich vielleicht ein getrennter 3D-Bilder-Teil im Buch angeboten.
Informationen zu Architektur und Baugeschichte und zum Leben und Tod des Märchenkönigs
Die Bilder werden ergänzt mit der bereits erwähnten Panoramakarte am Ende, aber auch mit Info-Kästchen, wie z. B. Zeitleisten zum Lebenslauf und zur Schlossgeschichte. Weitere Info-Kästchen informieren mit ergänzenden Angaben bspw. zu Richard Wagner oder „Fakten zum Bau“. Ganz besonders gelungen sind aber die sehr schön dargestellten Grafiken zu den Finanzen (Seiten 42 und 71).
Leider steht der Text insgesamt im krassen Gegensatz zu den schönen Bildern. Der Autor legt sehr viel Wert auf Fakten und Hintergründe. So lässt sich König Ludwig II. sehr schön in „die Sehnsüchte jener Zeit“ (Seite 47) einordnen. Auch die Vergleiche des Schlosses mit anderen zeitgenössischen Bauten, wie z. B. Schloss Drachenburg (Königswinter), Burg Hohenzollern (Hechingen) oder Kölner Dom und Synagoge, sind sehr gelungen. Der Grundton zeigt aber eine wohl grundsätzliche Ablehnung Ludwigs, indem er oft von Größenwahn, Exzentrik und Realitätsverweigerung schreibt. Auch für das Schloss scheint er sich nicht wirklich zu begeistern. Hier schreibt er von völlig irrationaler, „massiv gebauter Märchenkulisse mit einfacher Architektur-Arithmetik (Seite 74). Das „Produkt egozentrischer Selbstverwirklichung“ wurde von einem „gequält-despotischen Mensch“ geschaffen, der für die heutigen Besucher „bei der Findung abschreckender Strafen einige Phantasie bewiesen“ hätte (Seiten 107/109). Papirowski schließt seinen Text immerhin mit einem kleinen Trost: „Ludwig wollte, dass seine Schlösser nach seinem Tod abgerissen werden. Da hat die Welt noch einmal Glück gehabt!“ (Seite 109).
Zusammenfassung
Beim ersten Durchblättern überwältigen den Leser tatsächlich die vielen schönen Bilder und Fotografien der Innen- und Außenansichten von Schloss Neuschwanstein und weiterer, den Text ergänzenden Abbildungen und Grafiken. Beim Text selbst kann das Entzücken allerdings leider im Halse stecken bleiben. Vielleicht ist die Ironie der Texte und der ausgewählt negativen Zitate nicht gleich zu erkennen, aber an vielen Stellen ist die ablehnende Haltung doch zu intensiv.
Drei Dimensionen: Empfehlungen
Es gibt heute einige weitere Möglichkeiten, Schloss Neuschwanstein in dreidimensionaler Schönheit zu entdecken. Dazu gehört seit kurzem die Seite Bayernatlas (https://kurzlink.de/Bayernatlas) – dort sind auch weitere Schönheiten Bayerns zu entdecken. Speziell zu den Räumen Neuschwanstein findet man bei 3D-Top-Event mehrere sehr schöne Ansichten (https://kurzlink.de/3D-Top-Event). Und natürlich findet man auch auf der Seite der Bayerischen Schlösserverwaltung Bilder, Filme und interaktive Seiten (http://www.schloesser.bayern.de und https://kurzlink.de/NeuschwansteinBilder). Die aber wohl eindrucksvollsten Impressionen findet man meines Erachtens bei Kienberger (Besprechung dazu: https://kurzlink.de/Kienberger) und bei der interaktiven DVD „König Ludwig II. Schlösser in 3D“ (https://kurzlink.de/SchloesserDVD).
(c) Michael Fuchs, Berlin, April 2017