Die Ausstellung „Königsschlösser und Fabriken – Ludwig II. und die Architektur“ ist der zentrale Beitrag des Architekturmuseums der TUM zum 150-jährigen Jubiläum der Technischen Universität München. Erstmals in einer Ausstellung wird die gesamte Spannweite der Architektur – und Bautätigkeit unter der Ägide des Hochschulgründers Ludwig II. von Bayern (1864–1886) vorgestellt. Seine Schlösser Neuschwanstein, Linderhof und Herrenchiemsee sind das weltbekannte Symbol einer sehr persönlichen, visionären Architekturauffassung. Aber der einzigartige Erfolg der Königsschlösser hat die fundierte Betrachtung der anderen Bauaufgaben lange überstrahlt. Die Ausstellung widmet sich nun ganz ausführlich der öffentlichen und privaten Bautätigkeit im Königreich Bayern in dieser Zeit, die von der Industrialisierung, zwei Kriegen und der Reichsgründung geprägt war.
Dazu zählen so prominente Gebäude wie das Münchner Rathaus von Georg von Hauberrisser, die Münchner Akademie der Bildenden Künste von Gottfried Neureuther und das Bayreuther Festspielhaus von Otto Brückwald. Aber auch weniger bekannte, zugleich architektur – und kulturgeschichtlich bedeutende Bauten wie die Fabriken des Augsburger Textilviertels, die Synagogen in München und Nürnberg oder die ephemeren Architekturen für die bayerischen Industrieausstellungen, die unter Ludwig II. eine erste Blüte erfuhren, werden in der Ausstellung gezeigt. Durch die Darstellung der gesamten Breite der Bauaufgaben seiner Epoche soll die klischeehafte Vorstellung, dass der als „Märchenkönig“ verklärte Ludwig II. an den technischen Entwicklungen und gesellschaftlichen Problemen seiner Zeit desinteressiert gewesen sei, kritisch hinterfragt und sein Einfluss darauf besser verstanden werden.
Die von Katrin Bäumler kuratierte Ausstellung präsentiert überwiegend originale Zeichnungen, Pläne, Fotografien und Modelle von über 25 nationalen und internationalen Leihgebern, darunter selten gezeigte Objekte, wie Entwürfe zu den Königsschlössern aus den Beständen der Bayerischen Verwaltung der staatlichen Schlösser, Gärten und Seen, des Wittelsbacher Ausgleichsfonds und des Geheimen Hausarchivs. Vorgestellt wird zudem eine vielfältige Auswahl aus der Sammlung des Architekturmuseums der TUM, so etwa die Zeichnungen Gottfried Sempers für das von Ludwig II. für München projektierte Richard-Wagner-Festspielhaus. Diese vermachte der Monarch der Architekturfakultät zur Gründung der Polytechnischen Schule und legte damit den Grundstein des heutigen Architekturmuseums der TUM. Die gegenwärtige Präsenz der zahlreich erhaltenen Bauten aus dieser Zeit wird über eine eigens beauftragte Serie von Fotografien von Ulrike Myrzik anschaulich.
Die Ausstellungsarchitektur wurde von Studio Weave in London entworfen und greift im Zusammenspiel mit der Ausstellungsgrafik von Hannes Aechter Elemente der von Ludwig II. begeistert rezipierten Weltausstellungen auf, die nach jüngsten Forschungen eine Schlüsselrolle für die Interpretation der Königsschlösser spielen. Ein von Klara Bindl und Maike Backhaus konzipierter Kinderparcours soll die Ausstellungsinhalte spielerisch den jüngeren Besuchern vermitteln. In Kindern vorbehaltenen Stationen können Flyer entdeckt werden, die sich wahlweise zu einer Krone oder einem Booklet zusammenstellen lassen.
Die Ausstellung wurde ermöglicht durch großzügige Förderung von PIN. Freunde der Pinakothek der Moderne, dem Förderverein des Architekturmuseums der TU München, der Kulturstiftung der Länder sowie von Baywobau, der Büschl Unternehmensgruppe, Jobst Kayser-Eichberg und der Bayerischen Architektenkammer.
Architekturmuseum der TU München